Die Geschichte vom Auszug Israels aus Ägypten (lat. Exodus) ist für mich eine der faszinierendsten der Bibel. Sie hat durch die Geschichte hindurch immer wieder Menschen Mut gemacht, die Unterdrückung und Unfreiheit erlebt haben und sich nach Freiheit sehnten. Es ist eine Geschichte, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft wachhält und dazu ermutigt, diese Hoffnung lebendig zu halten. So war die Auszugserzählung zur Zeit ihrer Verschriftlichung eine Mutmachgeschichte für die Israeliten, die aus dem Exil in Babylon zurückkehrten und den Neuanfang in der alten Heimat mit dem Wiederaufbau des Tempels und der Stadt Jerusalem planten.
Die Geschichte war und ist immer wieder identitätsstiftend, wenn Menschen gegen Rassismus und Unterdrückung protestieren und für die Freiheit kämpfen. Und ich weiß von im Iran unterdrückten Christen, denen diese Geschichte zum Trost und zur Hoffnung auf ihrer Flucht nach Deutschland wurde.
Die Kinder in unseren Kindergottesdiensten kennen Unterdrückung und Unfreiheit wohl eher aus den Medien als aus der eigenen Erfahrung, aber die Sehnsucht aller Menschen nach Freiheit kennen und teilen sie.
Als Israel in Ägypten war
(EG RT/KuS 338/LJ 436/KG 168);
Bewahre uns, Gott
(EG 171/KuS 174/LJ 117/KG 213/KKL 25);
Du bist der ICH-BIN-DA (Bibelhits 60);
Im Lande der Knechtschaft
(EG RT/KuS 341/LJ 439/MKL2 60);
Verloren und vergessen (MKL2 108);
Vertraut den neuen Wegen (EG 395/KuS 432);
Vom Anfang bis zum Ende/Immer und überall (KKL 88/KuS 196);
Wagt euch zu den Ufern (MKL2 23)
Wenn wir gemeinsam Gottesdienst feiern,
ist es gut sich zu erinnern, in wessen Namen wir das tun:
Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes, der die Welt geschaffen hat und in seinen Händen hält.
(Die beiden Hände beschreiben einen Kreis
und enden in einer haltenden Schalenform.)
Im Namen Jesu, der als Jude in der Tradition der Begleitung und Liebe Gottes aufgewachsen ist und uns zeigt, was Gottes Liebe bedeutet.
(Die Hände bilden eine Herzform.)
Im Namen des Heiligen Geistes, der uns alle untereinander verbinden will.
(Nachbar/innen an den Händen fassen.)
Amen.
Guter Gott, auf dich vertraue ich.
Ich brauche dich, Gott, damit es mir gut geht.
Ich liege am Boden, ich weiß nicht mehr weiter. Hilf mir, sei mir nahe.
Hör mir doch zu, komm doch schnell und hilf mir. Ich brauche dich als Schutz, als Burg.
Guter Gott, auf dich vertraue ich.
Denn ich weiß, du bist mein Schutz, meine Burg. Du hast es mir versprochen,
du stehst mir treu zur Seite.
Du nimmst mich an der Hand.
Du führst mich auf deinem Weg.
Guter Gott, auf dich vertraue ich.
In deine schützenden Hände ege ich mein ganzes Leben.
In deine schützenden Hände kuschele ich mich. Hier bin ich sicher und befreit von aller Angst, mein treuer Gott.
Guter Gott, auf dich vertraue ich.
Ich freue mich, ich bin erleichtert,
weil du meine Schwierigkeiten siehst.
Du kümmerst dich um mich in meiner Not.
Du stehst mir bei, bist mir nahe.
Dein Schutz ist meine Freiheit.
Du stellst meine Füße auf weiten Raum.
Guter Gott, auf dich vertraue ich.
Amen.
(Übertragung mit Kehrvers von Norbert Deutsch, in: Dir kann ich alles sagen, Gott. Psalmübertragungen nicht nur für Kinder. Hg. vom Rheinischen Verband für Kindergottesdienst, S. 25)
Roter Faden der Reihe können die Kunstwerke der Kinder an den verschiedenen Sonntagen sein, die auf ihre ganz eigene Weise das Thema des Sonntags im Kontext der Reihe aufnehmen und verbildlichen. Nach dem letzten Sonntag der Reihe hat jedes Kind dann seine ganz persönliche »Ausstellung« zum Auszug aus Ägypten (s. hierzu bei jedem Sonntag unter »Kreative Umsetzung der Geschichte«).
Die Geschichten werden mit verschiedenen Methoden und Materialien erzählt. Bitte üben Sie die Geschichten vorher und erzählen Sie sie frei. Beim Erzählen sind die Materialien dann Hilfe und Anhaltspunkt.
Die Kinder werden in die Erzählungen einbezogen und/oder ergründen das Gehörte nach der Erzählung, damit sie ihren eigenen Zugang dazu bekommen können.
David Ruddat
Wer wünscht es sich nicht, Gott im Alltag zu begegnen? Jesus hat das immer wieder ermöglicht. Denn er ging hinaus zu den Menschen und erzählte ihnen von Gott. Jesus war viel in Bewegung und bewegte die Menschen vor Ort.
Kinder lieben es, in Bewegung zu sein. Mit ganzem Herzen und allen Sinnen stürzen sie sich in ihre kleinen Abenteuer. In dieser Reihe bringen wir beides zueinander: Wir sind mit der Kinderkirche unterwegs und begegnen Gott durch das Lukasevangelium in unserer Alltagswelt.
Durch die erzählten Gleichnisse können wir erfahren, wie Gott ist. Ist er für mich wie ein guter Hirte, wie ein Sämann, wie ein fester Baugrund oder wie ein engagierter Gastgeber?
Die Gleichnisse nehmen uns mit in ihre Bildwelt, die unterwegs mit allen Sinnen nachempfunden werden kann. Die entsprechenden Orte aus unserem Alltag – wie Kleintierzüchterverein/Tiergarten, Schulgarten oder Gärtnerei, Spielplatz oder Bauhof und Café/Restaurant sollen dies unterstützen. Dazu braucht es im Vorfeld einige Vorbereitungen und gute Absprachen. Besonders, wenn eine Ansprechperson vor Ort sein soll. Die Gegebenheiten müssen geklärt sein:
Gelingt das, kann der Kindergottesdienst zu einer ganzheitlichen Erfahrung und Begegnung mit Gott beitragen.
Aufgrund der durch die Corona-Pandemie gegebenen Einschränkungen gibt noch einen besonderen Grund, um KiGo auch an ungewöhnlicher Orten zu feiern. Während es in vielen Bundesländern zum Zeitpubkt der Veröffentlichung noch nicht möglich ist, einen „normalen“ Kindergottesdienst in Kirche oder Gemeindehaus durchzuführen, bietet sich die Verlegungen an ungwöhnliche Orte in der freien Natur geradezu an.
Als Psalm für die ganze Reihe bietet sich Psalm 23 an.
Wenn im Kindergottesdienst das Lied »Du hast uns deine Welt geschenkt« (KuS 631/LJ 502) bekannt ist, kann es als Grundlage für gemeinsame Fürbitten genutzt werden, die die Kinder mit einbeziehen: Jedes Kind darf eine Fürbitte formulieren wie z. B. »Du hast uns deine Welt geschenkt, die Kaninchen, die Erde. Du hast uns deine Welt geschenkt, Herr, bewahre sie.«
Als Segensritual könnten sich die Kinder im Kreis die Hände reichen und die Worte sprechen: »Der Herr segne und behüte dich, er begleite dich mit seinem Segen.« Anschließend drückt ein Mitarbeiter/eine Mitarbeiterin die Hand der Person zur rechten Seite. Der Druck wird von Hand zu Hand nach rechts weitergegeben, bis er wieder am Ausgangspunkt ankommt.
Als Lieder für unterwegs bieten sich kurze Kanons oder Lieder mit möglichst ähnlich lautenden Verszeilen an:
Gottes Liebe ist wie die Sonne
(KuS 404/LJ 539/MKL 57/KKL 75/KG 153);
Alles muss klein beginnen
(KuS 406/LJ 474/KG 46/MKL 155/KKL 20);
Gib uns Ohren, die hören (KuS 496/LJ 534/KKH 3/MKL 2 38/KG 195/KKL 64);
Dass Erde und Himmel dir blühen
(EG RT/KuS 199/LJ 361);
Gottes Liebe ist so wunderbar
(KuS 484/KG 146/KKL 72);
Er hält die ganze Welt
(KuS 610/ LJ 517/KG 143/MKL 45/KKL 59);
Komm, sag es allen weiter (EG 225/ KuS 268/LJ 142/MKL 56/KG 204/KKL 97)
Die Reihe liegt in der Urlaubs- und Reisezeit. Wir sind es gewohnt, als Erinnerung daran Fotos zu machen und so den Zuhausegebliebenen von unseren Erlebnissen zu erzählen. Es bietet sich also an, auch bei den vier Sonntagen eine Kamera dabei zu haben. Allerdings müssen für den Einsatz der Kamera zuvor die Bildrechte und der Datenschutz bedacht und transparent kommuniziert werden. Alternativ kann an jedem Ort ein Foto ohne Personen gemacht werden.
Ute Eißler
Die Geschichten von Daniel in dieser Reihe sind elementare Glaubensgeschichten. Sie waren schon zu der Zeit, zu der sie aufgeschrieben wurden, »übergeschichtlich«, also keine Erzählungen über historische Personen, sondern Schilderungen von Vorbildern im Glauben. Sie wurden in Zeiten der Bedrängnis und Fremdherrschaft erzählt. Sie erzählen von einem Leben in einem fremden Land unter der Herrschaft von Königen, die sich über alles stellen – sogar über Gott.
Der Glaube hilft den ersten jüdischen Lesern, ihre Identität zu bewahren. Sie stellen sich den Fragen, mit denen Menschen durch alle Zeiten hindurch und überall in der Welt konfrontiert sind:
Zwei Akzente sollen hier gesetzt werden. Zum einen ist es nach meiner Einschätzung zentral, dass wir die Geschichten von Daniel und seinen Freunden erzählen, ohne über »mein Gott« und »dein Gott« zu sprechen. Wir müssen aufhören, von Gott zu reden, als wäre Gott eine Sache, die wir besitzen können. Es geht zwischen Gott und den Menschen um eine Beziehung. Wir erleben sie, aber »haben« sie nicht. Aus der Beziehung zu Gott kann ich Kraft schöpfen und auch in Situationen Hoffnung gewinnen, in denen die Welt unübersichtlich geworden ist.
Wenn wir von der Gottesbeziehung anstatt von Glaubenswahrheiten ausgehen, können wir einen toleranten und gleichzeitig profilierten Glauben leben.
Das interreligiöse Gespräch über unsere Beziehungen zu Gott ist ein ganz anderes als ein Streit darüber, wer an den »richtigen« und wer an den »falschen« Gott glaubt. Dafür legen wir die Basis bei den Kindern, indem wir aufpassen, wie wir ihnen die alten Geschichten erzählen.
Bei meiner Ausarbeitung hier stehen die Erzählungen der Geschichten von Daniel und seinen Freunden im Mittelpunkt. Für die Jüngeren biete ich die Erzählung von einem Mädchen an, das zum ersten Mal bei den Großeltern übernachtet. Die Übernachtung ohne die Eltern ist für kleine Kinder eine Situation, in der die bisher vertraute Welt in Frage gestellt ist.
Für die Älteren schlage ich eine Hilfe zum »Gottbewahren« vor, die sich durch die ganze Reihe zieht: Ein kleiner Reisealtar, in dem ganz persönliche Bilder, Worte und Dinge aufbewahrt werden können, die etwas von der Beziehung zu Gott widerspiegeln.
Gott sieht mich an (EGplus 118)
Eine/r: Wenn du im Schutz des Höchsten wohnst, kannst du sagen:
Alle: Wie eine Burg schützt mich Gott.
Eine/r: Wenn du wegrennen musst und nicht mehr kannst, verspricht dir Gott:
Alle: Ich schütze dich wie eine Burg.
Eine/r: Wenn du nachts Angst hast im Dunkeln, schlecht träumst und überall böse Geister siehst, verspricht dir Gott:
Alle: Ich schütze dich wie eine Burg.
Eine/r: Wenn du stolperst und dich verletzt, verspricht dir Gott:
Alle: Ich schütze dich wie eine Burg.
Eine/r: Wenn du im Schutz des Höchsten wohnst, kannst du sagen:
Alle: Wie eine Burg schützt mich Gott.
Reisealtar basteln
Am ersten Sonntag können sich die Kinder einen eigenen Reisealtar basteln und auch schon mit einem Glaubenserinnerungsstück ausstatten. Denn das ist der Sinn des Reisealtars: Er hilft mir, mich daran zu erinnern, dass meine Beziehung zu Gott unverbrüchlich ist, egal wohin ich gehe.
An den beiden nächsten Sonntagen kommen dann weitere Glaubenserinnerungsstücke hinzu.
Material
Der Reisealtar besteht aus zwei Teilen:
1. Einem Rechteck aus Klarsichtfolie (8 x 10,5 cm), das so ausgeschnitten wird, dass die beiden Folienseiten an einer der 8-cm-Seiten durch den Folienfalz miteinander verbunden sind (Zeichnung dicke
Linie links). Alle anderen Seiten sind offen. Das Rechteck wird in der Mitte gefaltet
(gestrichelte Linie).
2. Einem Rechteck aus waschbarem Papier (9 x 18 cm), das 2 x längs gefaltet wird (gestrichelte Linien) und an einem der beiden äußeren Teile abgerundet wird.
In den Papierstreifen wird im »geraden« Drittel (links) der Teil des Druckknopfs gehämmert, der die Vertiefung (für den sog. Kopf des anderen Druckknopf-Teils) hat. Diese Vertiefung muss auf der Außenseite des Reisealtars sein. (Das Gegenstück im »abgerundeten« Drittel, rechts, wird erst später angebracht).
Tipp 2: An den Stellen, wo sich Folie und Papier überlappen, geht die Nadel schwerer durch. Hier evtl. mit einem Päckchen Papiertaschentücher auf die Nadel zu drücken, während ein anderes untergelegt ist.
Jetzt alles entsprechend der Falze zusammenklappen und auf das »abgerundete« Drittel des Papiers den zweiten Teil des Druckknopfes anbringen.
Natalie Ende
Manchmal sage ich nicht, dass ich Pfarrerin bin, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass ich dann immer gesagt bekomme, warum jemand aus der Kirche ausgetreten ist. Manchmal bin ich einfach zu müde für solche Gespräche. Schade. Kennen Sie etwas Ähnliches? Zu welchen Gelegenheiten erzählen Sie, dass Sie Christin oder Christ sind? Gibt es Situationen, wo Sie lieber nicht darüber sprechen?
In der Geschichte wird erzählt, dass es den drei Freunden wichtiger ist, Gott nicht zu verraten, als dem König zu dienen. Gott hat sie im fremden Land nicht im Stich gelassen. Deshalb wollen auch sie Gott nicht im Stich lassen. Sie stehen mutig für ihren Glauben ein und vertrauen darauf, dass Gott ihnen helfen wird. Dabei ist ihr Mut beispielhaft. Davon zu erzählen, hilft Juden und Jüdinnen seit Jahrtausenden, in der Bedrängung zu bestehen.
Allen Tyrannen ist gemein, dass sie ungestraft »Gott spielen«. Diese Geschichte wird ihnen zum Trotz erzählt – auch heute noch. Sie macht uns Mut und gibt Hoffnung, dass Gottes Kraft größer ist als alles, was uns tyrannisiert. Trauen wir unserer Gottesbeziehung etwas zu?!
Einen Freund oder eine Freundin nicht zu verraten, ist den Kindern wichtig. Für viele Kinder ist in ihrer Beziehung zu Gott kostbar, dass Gott zu ihnen hält. Gott können sie alles erzählen. Er hört zu und verrät sie und ihre Geheimnisse nicht. Dadurch wird Gott zu einem treuen Begleiter oder einer verlässlichen Freundin. Die Geschichte vertieft das, indem sie die Umkehrung thematisiert: Gott hält nicht nur zu uns, sondern wir halten auch zu Gott. Dadurch ergibt sich eine Gottesbeziehung auf Augenhöhe.
Gottes Engel weichen nie (LH2 267);
Der Engel (MKL2 48);
Halte zu mir, guter Gott
(KuS 456/LJ 549/ KG 8/MKL 52/KKL 80/LH 82)
Gott, manchmal brauche ich dich in meiner Nähe. Bitte sei dann da.
Gib mir Mut und Sicherheit. Schütze mich.
Gott, manchmal sorge ich mich um andere.
Bitte sei bei ihnen.
Gib ihnen Mut und Sicherheit. Schütze sie.
Danke, dass du da bist, Gott. Amen.
Aus alten Postkarten und Bildern (Kirchen, Engel, christliche Kunst, andere religiöse Motive) können die Kinder etwas ausschneiden, das sie in ihrem Reisealtar unter die Folie schieben wollen. Wenn die Zeit reicht, können die Kinder erzählen, was ihnen an ihrem Ausschnitt gefällt.
Sofern die Kinder schon schreiben können, schreiben sie auf eine dem Reisealtar angepasste Karte (z. B.):
»Gott hält zu mir. Ich halte zu Gott.«
Die Geschichte von Daniel in der Löwengrube ist eine stärkende Mutmachgeschichte. Sie erzählt, wie Gottes Eingreifen vieles zum Guten wenden kann. Dabei geht es weniger um den Mut, sich gefährlichen Situationen auszusetzen, als vielmehr um den Mut, Gott zu vertrauen und aus dem Gebet Hoffnung und Kraft zu schöpfen.
Daniel wird gemeinsam mit seinen Freunden in ein fremdes Land verschleppt. Dort, in Babylon, umgeben von fremden Göttern, bewahren sie sich den Glauben an ihren Gott. Ihr Gottvertrauen und das tägliche Gebet beeindrucken die Menschen um sie herum. Daniel wird zum Vertrauten des Königs Darius. Der ernennt ihn zum mächtigsten Minister des Landes.
Das macht die anderen Minister neidisch und sie inszenieren eine Intrige gegen Daniel. So wird ein bösartiges Gesetz ausgeklügelt, das besagt, dass innerhalb von 30 Tagen niemand die Götter um etwas bitten darf, sondern allein den König Darius.
Wer das Gesetz nicht einhält, soll in die Löwengrube geworfen werden. Damals hielten die Herrscher als Zeichen ihrer Macht Löwen in Höhlen.
Darius lässt sich von seinen Ministern benutzen. Daniel jedoch ist sein Glaube an Gott wichtiger als das Gesetz. Er betet und bittet treu weiter. Seine Neider klagen ihn beim König an.
Darius erkennt zwar die List seiner Minister, muss sich ihnen (und seinem eigenen Gesetz) dennoch beugen und lässt Daniel in die Löwengrube werfen.
Die biblische Geschichte macht deutlich, wie leicht sich Menschen, auch Machthaber, beeinflussen lassen. Die Erzählung zeigt auch, wie die Angst vor Fremden und Fremdem zu übergriffigen Verhaltensweisen führen kann. Neid und Machtgelüste verführen Menschen zu bösartigen Ideen.
Die Geschichte von Daniel im fremden Land, der treu an seinem Glauben festhält, ist eine Hoffnungsgeschichte, die auch die Kinder in unsicheren Zeiten stärken kann. Es wird erzählt, wie Daniels Glaube, sein Gottvertrauen und seine Gebete ihm auch in schier aussichtslosen Situationen helfen.
Einige Kinder haben vermutlich schon durch einen Umzug oder Schulwechsel erfahren, wie schwer es ist, in einer fremden Umgebung zurechtzukommen. Sie können nachvollziehen, wie sich Daniel und seine Freunde in Babylon fühlen.
Daneben erleben die Mädchen und Jungen auch Flüchtlingskinder, die aus anderen Ländern kommen und nun mit ihren eigenen Bräuchen und Religionen hier in der Fremde ihren Alltag gestalten. Wie kann es gelingen, miteinander zu leben, sich zu respektieren und gemeinsam neue Erfahrungen zu machen?
Halte zu mir, guter Gott
(KuS 456/LJ 549/KG 8/MKL 52/KKL 80/LH 82);
Wo ein Mensch Vertrauen gibt
(EG RT/KuS 444/LJ 651);
Du, Gott, stützt mich
(KuS 463/LJ 501/LH2 66/KKL 46/KKL 46);
Segne uns mit der Weite des Himmels
(KuS 182/LJ 416/KKH 50/KG 142/LH 51/KKL 129)
(In der Mitte steht eine Schale mit Sand, Teelichtern, Steinen, Federn …)
Guter Gott, wie schön, dass wir heute Morgen hier zusammen sind und Gottesdienst feiern.
Vieles haben wir erlebt in der vergangenen Woche. Davon wollen wir dir erzählen.
Laut und leise:
Wir haben Schönes erlebt in der Kita, in der Schule, daheim mit der Familie und mit den Freundinnen und Freunden.
Dafür möchten wir dir, Gott, danken.
Wir danken dir für:
(Die Kinder nehmen eine Feder aus der Schale und sagen laut oder ohne Worte, wofür sie danken.)
Guter Gott, es gab auch einiges, worüber wir uns geärgert haben. Und da ist manches, was unser Herz traurig macht. Auch das dürfen wir dir sagen:
(Die Kinder nehmen einen Stein aus der Schale und sagen laut oder ohne Worte, was sie beklagen, was ihnen Sorgen macht …)
Barmherziger Gott, wir danken dir, dass du bei uns bist, wenn wir fröhlich sind und auch dann, wenn wir traurig sind.
Amen.
Wir sprechen mit den Kindern über Erfahrungen in fremder Umgebung:
Wir teilen unsere Gebetserfahrungen miteinander:
Wir probieren verschiedene Gebetsformen und -haltungen aus.
Die Engel Gottes bewahren Daniel in der Löwengrube. Die Boten Gottes, seine Engel, treten in unterschiedlicher Gestalt auf. Wir überlegen mit den Kindern, wie die Engel wohl aussehen könnten. Anschließend gestalten wir Engelsbilder aus Sand. Dazu werden auf festes Papier die Umrisse eines Engels mit Bastelkleber aufgezeichnet. Danach können die Kinder mit Vogelsand die Umrisse ausgestalten und das Bild noch mit weiteren Materialien (Zweige, Blüten, Muscheln, Perlen …) verzieren.
Zur Geschichte von Daniel in der Löwengrube gibt es Bildkarten für das Erzähltheater beim Verlag Junge Gemeinde (weitere Infos hierzu finden Sie hier).
Die Geschichte von Daniel in der Löwengrube kann mit zwei Erzählfiguren (entweder große biblische Figuren oder kleine Puppen/Kegelfiguren) erzählt werden.
Alternativ können die Szenen auch von zwei Mitarbeitenden gesprochen werden.
Daniel stellt sich vor
Daniel: Darf ich mich vorstellen? Daniel ist mein Name und ich bin in Jerusalem aufgewachsen. Doch dort lebe ich schon lange nicht mehr. Der König von Babel, Nebukadnezar, hat meine Freunde und mich in sein Reich geholt, damit wir für ihn arbeiten.
Und obwohl ich nun schon lange Zeit hier lebe, so richtig zuhause bin ich hier immer noch nicht. Ja, ich spreche mittlerweile die Sprache der Babylonier. Doch hier ist vieles anders als bei uns daheim. In Babylon beten die Menschen alle möglichen Götter an. Sie stellen Bilder von ihnen auf aus Holz, Stein oder Gold.
Das gefällt mir nicht, denn ich glaube, Gott braucht und will das nicht. Ich darf einfach so zu ihm beten, kann ihm alles sagen, wie einem guten Freund. Das tut mir gut und darum bete ich dreimal am Tag zu meinem Gott.
Mittlerweile ist König Nebukadnezar gestorben. Jetzt regiert König Darius. Ich will mich nicht über ihn beschweren, denn Darius behandelt mich gut und ich habe viel bei ihm gelernt. Jetzt bin ich sogar sein Minister, also ein wichtiger Berater. Sogar der wichtigste Berater. Und das ist schon etwas Besonderes für einen Fremden.
König Darius stellt sich vor
König Darius: Hallo, ich bin Darius und herrsche als König hier in Babylon. Mein Königreich ist groß und zusammen mit meinen Ministern regiere ich hier. Mein wichtigster Minister ist Daniel, der aus dem fernen Jerusalem stammt. Er gibt mir gute Ratschläge.
Leider kommen die anderen Minister nicht so gut mit Daniel zurecht. Ich vermute, sie sind neidisch und eifersüchtig auf ihn, weil ich mich gerne von ihm beraten lasse. Er hat aber auch wirklich immer tolle Ideen und Ratschläge.
Vor Kurzem kamen sie alle zu mir, meine Berater. Nur Daniel war nicht dabei. Die Minister verbeugten sich tief vor mir, sagten mir viele freundliche Worte und brachten dann ihr Anliegen vor: »König Darius, du bist klug und mächtig. Wir verehren dich und dein Volk liebt dich sehr. Wir wollen dir raten, dass du ein neues Gesetz erlässt:
Von heute an sollen alle hier nur dich und keinen anderen verehren, denn du allein bist unser König! Keiner soll vor einem anderen Herrscher in die Knie gehen, denn du allein bist der König, dem wir dienen! Und sollte sich jemand nicht an dieses Gesetz halten, so wird es eine harte Strafe geben.«
Ich muss zugeben, die Worte der Minister haben mir geschmeichelt. Darum habe ich nicht lange über ihren Vorschlag nachgedacht, sondern schnell zugestimmt. Dann habe ich Boten durch mein Land geschickt, die überall ausgerufen haben: »Unser König befiehlt: Niemand darf zu einem anderen Menschen oder zu einem Gott beten. Nur König Darius soll verehrt werden. Wer sich nicht daran hält, wird in die Löwengrube geworfen.«
Daniel hält nichts von dem neuen Gesetz
Daniel: Natürlich habe ich gehört, was die Boten des Königs befohlen haben. Doch an dieses unsinnige Gesetz werde ich mich nicht halten. Ich arbeite zwar gerne für König Darius, doch mein Gott ist mir wichtiger als der König von Babylon. Darum werde ich weiterhin zu Gott beten, wie ich es von klein auf getan habe.
Die anderen Minister haben Spione geschickt, mich zu beobachten. Sie haben mich beim Beten belauscht, denn ich bete immer am offenen Fenster. Dort knie ich mich hin und bete zu meinem Gott.
Es kam, wie es kommen musste. Die anderen Minister haben mich bei König Darius angeschwärzt und ihm von meinen Gebeten erzählt. Und König Darius – vermutlich konnte er nicht anders – schickte seine Soldaten zu mir. Die nahmen mich gefangen und schleppten mich zu den Löwen des Königs. Ich wurde in die Löwengrube geworfen und die Soldaten rollten einen schweren Stein vor den Eingang der Höhle.
Da saß ich nun inmitten der gefährlichen Tiere.
König Darius wurde reingelegt
König Darius: Ihr müsst mir glauben: Das wollte ich wirklich nicht! Nein, ich wollte nicht, dass ausgerechnet Daniel in der Löwengrube landet. Doch was sollte ich machen? Meine Minister hatten mich reingelegt und Befehl ist Befehl.
Ihr könnt euch vorstellen, dass ich in dieser Nacht kein Auge zugemacht habe. Ich habe wachgelegen, habe an Daniel in der Löwengrube gedacht und mir große Sorgen um ihn gemacht.
Gleich nach Sonnenaufgang bin ich los, denn ich wollte sehen, was mit Daniel geschehen war. Ich bin zur Löwengrube gerannt und schon von Weitem habe ich gerufen: »Daniel, wie geht es dir? Lebst du? Hast du die Nacht mit den Löwen überstanden?«
Und stellt euch vor: Als die Soldaten die Grube öffneten, sahen wir: Daniel war am Leben! Er saß da, inmitten der friedlichen Löwen.
Und dann rief Daniel mir etwas zu …
Gott hat Daniel geholfen
Daniel: »Darius, ich habe die Nacht in der Löwengrube überlebt, denn mein Gott hat mir geholfen! Die ganze Nacht habe ich zu ihm gebetet und er hat mir seine Engel geschickt. Sie haben den Löwen das Maul zugehalten und mir ist nichts passiert.«
König Darius hat verstanden
König Darius: Ich war überglücklich! Daniel lebte! Er hat die Nacht mit den Löwen heil überstanden. Sein Gott hat ihm geholfen. Was für ein Wunder!
Sofort habe ich Daniel aus der Löwengrube holen lassen und wir haben uns freudig begrüßt und umarmt.
»Daniel, ich habe verstanden: Dein Gott hat dir geholfen. Er ist immer bei dir, lässt dich nicht allein. Davon will ich nun allen Menschen in meinem Reich erzählen. Und ich erlasse ein neues Gesetz:
Ihr Menschen: Verehrt und vertraut Daniels Gott, denn er ist ein mächtiger König! Daniels Gott hat mehr Macht und Kraft als alle anderen. Er rettet und hilft. Er will das Leben und nicht den Tod der Menschen.«
Christine Wolf
Ein Tuch mit Gegenständen, die gerne verloren gehen (Schlüssel, Büchereiausweis, Regenschirm usw.) liegt in der Mitte aus. Dazu werden drei Zettel mit den Worten »Verloren?«, »Suchen …« und »Gefunden!« ausgelegt. Das Gespräch darüber dürfte sich von selbst ergeben, da sicherlich alle dazu eine Geschichte zu erzählen haben.
Die Leitenden können bei der anschließenden Lesung des Bibeltextes von Lukas 15,1–7 deutlich machen, dass Gott nicht aufgibt zu suchen, weil ihm jeder Einzelne wichtig ist, auch wenn er noch 99 andere »Schäfchen« hat.
Hirten zählten zur Zeit Jesu zu den ärmsten Menschen der Bevölkerung. Sie waren Angestellte und riskierten ihre Existenz, wenn ihnen ein Schaf verloren ging. Die Notwendigkeit zu suchen und die Freude über das wiedergefundene Schaf waren somit für die Zuhörer Jesu nachvollziehbar.
Die Übertragung des Hirten auf Gott legt das Gleichnis durch seinen Erzähler nahe. Gott liebt die Menschen und gibt sich alle Mühe, jede/n Einzelne/n zu finden. Vers 7 verdeutlicht durch die Erklärung Jesu, dass sich Gott besonders freut, wenn ein verloren geglaubter Mensch auf eine »neue Spur« kommt.
»Dinge«, die verloren gehen und gesucht werden (müssen), gehören beinahe zur alltäglichen Erfahrung von Kindern.
Kinder müssen die Welt, die sich ihnen je nach Alter sehr unübersichtlich darstellt, erst (innerlich) strukturieren und ordnen, damit sie sich darin zurechtfinden. Dabei hilft ihnen z. B. eine bestimmte Ordnung im Kinderzimmer.
Auch als Erwachsene sind wir vom Verlieren und Suchen nicht verschont. Eine Erzählrunde über verlorene und wiedergefundene Dinge bietet einen guten Einstieg in die Geschichte und verortet diese lebensnah. Bei der anschließenden Erzählung und dem Nachgespräch sollte deutlich werden, dass Gott uns so sehr liebt, dass er jede/n Einzelne/n sucht und sich nicht mit 99, die sowieso schon da sind, zufrieden gibt.
Wenn jemand zu Gott findet, dann ist das ein Grund, sich zu freuen, es zu erzählen und zu feiern. Selbst wenn es vor Ort kein Schaf gibt, können sich die Kinder gut vorstellen, was es bedeutet, wenn eines der Tiere verloren gehen würde. Sie können die Liebe Gottes zu uns Menschen und seine Freude über das Wiederfinden gut nachvollziehen.
Guter Gott und Schöpfer allen Lebens,
wir sind inmitten von Tieren, die hier leben.
Du liebst sie, wie sie sind.
Du willst, dass es ihnen gut geht.
Wir haben Freude an ihnen und sind gespannt auf sie.
Du, Gott, liebst auch uns Menschen, jeden Einzelnen.
Und du willst, dass es uns gut geht,
dass wir sicher und glücklich leben können.
Das wollen wir glauben und feiern.
Amen.
(Wolfgang Müller, aus: Du bist da 2020, Verlag Junge Gemeinde, Leinfelden-Echterdingen 2019)
Oder:
Gott, du strahlst uns wie die Sonne (KuS 687)
Gottes Liebe ist so wunderbar
(KuS 484/KG 146/KKL 72);
Er hält die ganze Welt
(KuS 610/LJ 517/KG 143/MKL 45/KKL 59)
Psalm 23, wahlweise mit den ersten zwei Zeilen als sich wiederholender Kehrvers.
S. »Zur ganzen Reihe«, Seite 302.
Kinder lieben Tiere, besonders, wenn sie sich streicheln lassen. Natürlich stehen Tiere beim Besuch eines Tiergartens, Kleintierzüchter
(-vereins), Bauernhofes usw. im Vordergrund. Zeit zum Anschauen, Streicheln, gegebenenfalls Füttern sollte in jedem Fall gegeben sein.
Es gibt aber immer wieder auch Kinder, die wenig Interesse daran zeigen. Sie könnten mit kleinen Quizfragen wie »Wie viele Tiere hast du gezählt?«, »Welche Farben haben die Tiere?« usw. beschäftigt werden.
Ein Expertengespräch mit den jeweiligen Besitzerinnen oder Tierpflegern wäre super.
Jüngere: Die Geschichte vom verlorenen Schaf ist eine der bekanntesten Erzählungen aus dem Lukasevangelium. Viele Kinder kennen sie und hören sie immer wieder gerne. Sie kann mit den Bildern zur VJG-Erzählschiene »Das wiedergefundene Schaf«
(s. nachfolgend) oder mit einem der vielen Kinderbilderbücher zusätzlich visualisiert werden: z. B. mit dem Minibuch (s. nachfolgend).
Ältere: Hier bietet es sich an, eine Rahmengeschichte zu erzählen, um die Aufmerksamkeit zu wecken, bevor der Effekt »Kennen wir schon« eintritt.
Bleibt nach der Erzählung des Gleichnisses und dem Austausch darüber noch Zeit, kann je nach Gelände ein Versteckspiel – wahlweise auch mit Gegenständen (z. B. 100 schon vor dem Besuch versteckte Schafwollstückchen) angeschlossen werden.
Auf einem Stück Juteleinen kann mit Schafwolle/Filzwolle ein Schäfchen gestaltet werden.
Dazu stellen sich alle Kinder verteilt im Abstand von drei Metern auf. Sie sind die »Dornensträucher«. Ein Suchkind dreht sich weg und schließt die Augen. Dann werden von Mitarbeitenden fünf Kinder per Handzeichen bestimmt. Eines dieser fünf Kinder bekommt das verlorene Schaf (z. B. Krippenfigur), das es in die Hosentasche steckt. Nun öffnet das Suchkind die Augen und fängt an zu suchen. Dabei helfen ihm die fünf bestimmten »Dornensträucher«, denn sie dürfen summen (und nur sie), wenn sich das Suchkind ihnen nähert. Wenn es die fünf summenden Kinder herausgefunden hat, hat es drei Versuche, den richtigen Dornbusch mit dem Schaf zu finden.
Die Geschichte ist als Mitmachgeschichte mit verschiedenen
Rollen angelegt. Erzähler/in und Haus-
herr sollten von Mitarbeitenden über-
nommen werden, die drei Nachbarn
schon lesen können. Alle anderen Rollen können je nach Anzahl der Kinder mit einer oder mehreren Personen besetzt werden.
Material: Rollenkärtchen (s. nachfolgende Seiten; für jedes Kind eines); Tisch; pro Kind einen Stuhl.
Möchte man die Geschichte nur vorlesen, ist das mit Erzähler/in und/oder in verteilten Rollen möglich.
Zu Beginn stehen alle Kinder. Jedes Kind hat ein Rollenkärtchen bekommen. Den kleineren Kindern werden ihre Rolle und die Anweisungen dazu erklärt.
Tipp: Mit den Kindern ein Zeichen vereinbaren (VZ), das der/die Erzähler/in gibt. Erst dann werden sie entsprechend ihrer Rolle aktiv.
Erzähler/in: Jesus hat sehr oft von festlichen Mahlzeiten erzählt, wenn er seinen Zuhörern erklären wollte, wie sie sich Gottes Reich vorstellen können. Er selbst hat oft mit Menschen am Tisch gesessen, hat gegessen und getrunken und ihnen von Gott erzählt. Er wollte ihnen zeigen: Bei Gott wird man satt und er macht froh. Bei Gott sind alle eingeladen. Deshalb hat Jesus sich auch zu Menschen an den Tisch gesetzt, zu denen sich sonst niemand setzen wollte: Zu Bettlern, Armen und Kranken.
Eines Tages hatten sich wieder einige Leute mit Jesus an den Tisch gesetzt und er erzählte folgende Geschichte …
Um diese Geschichte erzählen zu können, brauchen wir eure Hilfe. Wenn der Name eurer Rolle genannt wird und der/die Erzählerin das vereinbarte Zeichen gegeben hat, befolgt ihr die Anweisung auf der Karte.
Es gab einmal einen Mann, der Lust hatte, ein großes Fest zu organisieren. Er hatte ein großes Haus, das so richtig voll werden sollte. Fröhlich sollten alle sein. Es sollte Musik und Tanz und viel zu essen geben. Viele sollten kommen und mitfeiern. Dazu musste viel vorbereitet werden. Es musste überlegt werden, welches Essen es geben sollte. Einkaufslisten mussten geschrieben, das Haus geputzt und die Festtafel gedeclt werden. Dann wandte sich der Hausherr an seine Diener:
Hausherr: »Hey, Diener, ihr seid dafür zuständig, dass mein Haus sauber ist. Dafür dürft ihr auch an der Festtafel sitzen.« (VZ; Diener machen, was auf dem Kärtchen steht.)
Erzähler/in: Daraufhin sagte der Hausherr zu seinen Mägden:
Hausherr: »Hey, Mägde, ihr geht einkaufen und bereitet das Essen zu. Dafür dürft auch ihr an der Festtafel sitzen.« (VZ; Mägde machen, was auf dem Kärtchen steht.)
Erzähler/in: Als nun alles vorbereitet war, schickte der Hausherr seinen Boten mit den Einladungen los:
Hausherr: »Geh und verteile die Einladungen. Ich freue mich schon sehr auf meine Gäste. Sag allen: »Kommt, denn es ist alles bereit!« (VZ; Bote macht, was auf dem Kärtchen steht.)
Erzähler/in: Sofort machte sich der Bote auf den Weg.
Als er von seinem langen Weg zurückkam, brachte er einige Einladungskarten zurück. Der Hausherr war sehr überrascht. Er bat den Boten zu erzählen, wie es dazu gekommen war. Da stellte sich heraus, dass der erste Nachbar zu dem Boten gesagt hatte (VZ).
Erster Nachbar: (liest vor) »Das tut mir leid, aber ich habe keine Zeit! Ich habe gerade ein großes Stück Land gekauft . Ich muss es unbedingt besichtigen und klären, was nun damit zu tun ist. Ich kann auf keinen Fall kommen!«
Erzähler/in: Der Hausherr schüttelte den Kopf, ließ sich aber weiter berichten. Da stellte sich heraus, dass auch der zweite Nachbar abgesagt hatte (VZ).
Zweiter Nachbar: (liest vor) »Ich muss mich leider entschuldigen. Ich habe gerade fünf Joch Ochsen gekauft. Ich werde den ganzen Tag brauchen, um sie mir anzuschauen und zu prüfen. Bitte entschuldige mich.«
Erzähler/in: Der Hausherr schwieg und sein Gesicht verfinsterte sich. Er war enttäuscht von seinen Nachbarn. Dennoch wollte er hören, warum auch der dritte Nachbar der Einladung nicht gefolgt war (VZ).
Dritter Nachbar: (liest vor) »Nein, das tut mir leid, heute passt es mir gar nicht. Ich habe doch gerade erst geheiratet. Ich habe erstmal genug von einem Fest. Es gibt auch noch viel aufzuräumen und ich möchte meine Frau nicht gleich mit Haus und Hof alleine lassen.«
Erzähler/in: Da wurde der Hausherr richtig zornig und schlug mit der Faust auf den Tisch. Dann schickte er seinen Boten erneut los:
Hausherr: »Geh auf die Straßen und in die Gassen und hol die Kranken und die Armen an meinen Tisch. Lade sie ein. Mein Haus soll voll werden, denn es ist alles bereit.« (VZ, Bote geht los und lädt alle Angesprochenen ein. Diese setzen sich auf die freien Plätze.)
Erzähler/in: Als alle Armen und Kranken an seiner Festtafel Platz genommen hatten, da gab es immer noch Platz in seinem Haus. Also schickte der Hausherr erneut seinen Boten los (VZ).
Hausherr: »Geh noch einmal los und hol all die Außenseiter und Benachteiligten. Alle sind bei mir willkommen. Nicht nur die Starken und Reichen, die Alleskönner und Superstars. Ich habe viel Platz und wer sich von mir einladen lässt, der wird satt werden.«
(Alle setzen sich durch die Einladung des Boten an den Tisch.)
Für die Älteren wird die Geschichte vom verlorenen Schaf mit der Rahmenerzählung von Ewald und seinem Opa Rudi erzählt. Beide können in verteilten Rollen gesprochen werden.
Bei den Jüngeren kann auch nur der Abschnitt »Das verlorene Schaf« erzählt werden. Die Bilder aus dem Buch »Das verlorene Schaf« (Regine Schindler/Hilde Heyduck-Huth, Ernst Kaufmann Verlag, nur noch antiquarisch erhältlich) können die Erzählung visualisieren. Es bieten sich aber auch Bilder aus anderen Kinderbibeln oder Materialien an (s. »Der besondere Tipp«, Seite 313).
Eine Sammelkarte fehlt
Ewald lässt sich frustriert in den Sessel fallen. Es ist Sonntag und er ist heute bei seinem Opa Rudi zu Besuch. »Was ist los?«, will Opa Rudi wissen und schaut von seiner Zeitung auf.
»Mir fehlt eine Sammelkarte für mein Fußballalbum«, sagt Ewald verärgert. »Ich weiß, dass ich sie heute Morgen noch alle hatte.« Ewald sieht seinen Opa zornig an. Der steht auf und überlegt: »Vielleicht liegt sie auf dem Gästebett? Du hast alle deine Sachen darauf geworfen, als du heute Morgen gekommen bist. Vielleicht ist sie dabei rausgerutscht?« –
»Da habe ich doch schon gesucht«, antwortet Ewald genervt. »Die ist da nicht.« Er holt tief Luft und schüttelt den Kopf. Dann schimpft er los: »Ich versteh das nicht. Ausgerechnet die Karte mit der Nummer eins. Ich brauche diese Karte unbedingt.«
Jede einzelne ist wichtig
Opa Rudi geht nun selbst ins Gästezimmer und sucht ausführlich nach der vermissten Fußballkarte. Doch auch als sie gemeinsam die Küche, das Wohnzimmer und das Bad durchsuchen, bleibt die Fußballsammelkarte mit der Nummer eins verschwunden. Ewald ist den Tränen nahe. Opa Rudi versucht, ihn zu trösten, und sagt: »Ewald, das ist doch nicht so schlimm. Alle anderen 99 Karten hast du doch. Da kommt es doch nicht auf diese eine Karte an …« Doch da hat sich Opa Rudi gewaltig geirrt. Ewald stampft mit dem Fuß auf und wirft sich in die Sofakissen. Jetzt weint er wirklich und schreit: »Doch! Jede einzelne Karte ist wichtig! Überlebenswichtig! JEDE EINZELNE!«
Opa Rudi seufzt und setzt sich neben ihn. Er schaut auf die Uhr. Die Kirchenglocken läuten. In einer halben Stunde beginnt der Gottesdienst. Wenn Ewald da ist, gehen sie immer gemeinsam hin. Ewald geht dann in den Kindergottesdienst und Opa Rudi in den Erwachsenengottesdienst.
»Ewald«, versucht es Opa Rudi noch einmal. »Hörst du die Kirchenglocken? Der Gottesdienst beginnt bald. Wir sollten uns jetzt anziehen und losgehen. Vielleicht haben wir danach die richtige Idee, wo wir noch suchen könnten.« Doch Ewald rührt sich nicht. Nach einer Weile erklingt seine Stimme ganz dumpf aus dem Sofakissen: »JEDE EINZELNE! Ich gehe nicht mit. Geh alleine.« Da erwidert Opa Rudi: »Auch für Gott ist JEDER EINZELNE wichtig. Jeder einzelne! Davon erzählt Jesus sogar in einer seiner Geschichten.«
»Oh nein«, denkt Ewald, »nicht wieder eine von Opas Geschichten aus der Bibel. Das kann ich jetzt gar nicht brauchen …« Aber dann bleibt er doch ganz still liegen und hört seinem Opa zu, wie der zu erzählen beginnt:
Das verlorene Schaf
»Es gab einmal einen Hirten, nennen wir ihn David, der hütete seine Herde in den Hügeln von Bethlehem. Seine Herde umfasste genau 100 Schafe. Das war keine besonders große Herde. Es gab Hirten, die kümmerten sich um bis zu 1000 Schafe und Lämmchen. Seine Herde war also eher klein und so war er auch meistens allein mit seinen Schafen unterwegs.
Er trug einen großen Stock und eine Steinschleuder gegen die wilden Tiere bei sich. Er hatte einen warmen Mantel für die kalten Nächte und ein wenig Fladenbrot, Feigen und Ziegenkäse. Das hatte er zuletzt als Lohn erhalten.
Früh morgens machte er sich auf den Weg, um genug frisches, saftiges Gras und Wasser in der Flussebene für seine Schafe zu finden. Wenn eines stehen blieb oder zu langsam lief, rief er es bei seinem Namen. Bei einer so kleinen Herde kannte er jedes einzelne.
Bei jedem neuen Weideplatz suchte er sich ein schattiges Plätzchen oder einen Stein zum Sitzen und zählte seine 100 Schafe.
Mittags wurde es sehr heiß. Sie mussten eine weite Ebene durchqueren. Die Sonne brannte vom Himmel und es gab kaum Schatten. Die Schafe konnten nur wenige Blätter von den trockenen Dornensträuchern zupfen. Der Weg wurde sandiger und steiniger. Der Hirte David machte sich Sorgen. Er musste bald einen Ruheplatz finden. Die Hitze strengte besonders die älteren Schafe an. Die Gefahr war groß, dass ein Schaf stolpern und sich verletzen könnte.
Da entdeckte David einen steinernen Pferch. Feldsteine waren zu einer kreisförmigen Mauer zum Schutz für wandernde Herden aufgeschichtet. David trieb alle Schafe in den Mauerkreis hinein. Dann kletterte er auf die Mauer, um seine Schafe zu zählen. Er zählte, stutzte und zählte noch einmal. Hatte er sich vertan? Aber egal, wie oft er zählte, er kam nur auf 99 Schafe. David bekam einen Schreck. Konnte das sein? Heute Morgen waren doch noch alle da. Ein Schaf war verloren gegangen.
Und dann wusste er auch welches: Emma! Sie war erst letztes Jahr im Sommer geboren worden.
David wusste, dass es auf jedes einzelne Schaf ankam. Jedes einzelne war wichtig. Also entzündete er ein Feuer vor dem Eingang des Pferches zum Schutz der Tiere und machte sich auf die Suche. Er rannte durch die große Ebene, über die Hügel und Felder und rief die ganze Zeit: »Emma! Emma!« Bald war er sehr erschöpft. Seine Beine taten ihm weh. Seine Suche raubte ihm alle Kraft. Aber David gab nicht auf. Er gönnte sich keine Pause. So sehr hatte er jedes einzelne Schaf liebgewonnen. Jedes einzelne war ihm wichtig. Immer wieder rief er Emmas Namen.
Und dann – hinter einem großen Felsen mit besonders dornigem Gestrüpp – hörte er sie ganz leiseantworten: »Määhh.«Sie musste sich schon heiser geschrien haben. Völlig erschöpft hing sie im Dornengestrüpp, in dem sie sich auf der Suche nach frischen Blättern verfangen hatte.
Davids Herz hüpfte vor Freude und mit neuer Kraft befreite er das Schaf aus dem Gestrüpp, legte es sich über die Schultern und trug es zu den anderen zurück. Als er spät am Abend, nachdem die Sonne ihre Kraft verloren hatte, in sein Dorf zurückkehrte, erzählte David allen von dem verlorenen Schaf und von seiner Freude, dass er es wiedergefunden hatte. Denn«, so beendet Opa Rudi seine Geschichte, »jedes einzelne hatte er lieb und war ihm wichtig.«
Die Sammelkarte ist wieder da
Ewald hat sich mittlerweile aufgesetzt und schaut seinen Opa an. Der streicht ihm über den Kopf und fügt seiner Erzählung hinzu: »Gott ist jede und jeder einzelne von uns wichtig. Er freut sich über jeden Menschen, den er finden kann. Wir haben noch zehn Minuten. Wenn wir das Auto nehmen, schaffen wir es noch.«
Ewald springt auf, läuft in die Diele und zieht sich seine Schuhe an. Als er in seine Jacke schlüpfen will, fällt eine Fußballsammelkarte heraus. Und sie hat die Nummer eins.
Ute Eißler
Wann haben Sie das letzte Mal eine Burg gebaut? Das Leitungsteam könnte Bauklötze, Glasnuggets, Jenga-Klötze, Steine, feuchten Spielsand in einer Wanne zur Verfügung stellen – und los geht es: Auf einem großen Tuch werden immer zu zweit Burgen gebaut.
Dann lesen Sie gemeinsam den Bibeltext vom Hausbau (Lukas 6,47–49). Danach ziehen Sie gemeinsam am Tuch.
Dazu gehört auch Gottes Wort.
Schließlich sollte besprochen werden, ob sich ein Spielplatz, der Bauhof oder eine Baustelle eignen, und der Termin rechtzeitig abgesprochen werden. Eine klare Absprache im Team und mit den Kindern, wann es Zeit zum Spielen gibt, ermöglicht es den Kindern, der biblischen Geschichte zuzuhören. (Eine Baustelle darf normalerweise nicht betreten werden. Deshalb ist in diesem Fall genau nachzufragen und zu planen.)
Das Gleichnis vom Hausbau provoziert. Immerhin machen wir die Erfahrung, dass sich die Welt nicht in weiß und schwarz aufteilen lässt. Zu oft können wir vorher nicht abschätzen, ob wir gerade auf Sand gebaut haben. Dafür ist unsere Welt zu komplex. Vermutlich war sie es auch damals schon, als Jesus das Gleichnis erzählte. Die Provokation ist also gewollt, um vielleicht ein genaues Hinsehen darauf herauszufordern, was uns im Leben wirklich Halt gibt.
Alle Kinder wissen: Wenn sie Türme bauen und der Untergrund nicht stabil ist, dann fallen sie spätestens nach einer gewissen Höhe um. Das »Entweder-oder-Denken« dieses Gleichnisses ist Kindern vertraut.
Doch woher weiß ich (vorher), was ein stabiler Grund ist? Dazu gehört Vertrauen, das Kindern oft leichter fällt als Erwachsenen. Sie vertrauen darauf, dass der Ast, auf den sie klettern, halten wird.
Gottes Wort verlangt von uns auch das Vertrauen, dass wir danach handeln (– trotz Rückschlägen und gelegentlich »brechenden Ästen«. Das fordert Jesus mit diesem Gleichnis ein und macht zugleich deutlich: Wer auf Gottes Wort baut, hat eine stabile Grundlage gewählt.
Dass Gottes Wort gehört und beherzigt werden möchte, legen die ausgewählten Gebete und Lieder nahe, die die Erzählungen rahmen.
Guter Gott,
dein Wort ist uns ein fester Halt. Auf dich können wir vertrauen und sicher bauen.
Hilf uns, dass wir auf dein Wort hören,
es im Herzen bewahren und danach handeln.
Amen
Dein Wort ist meines Fußes Leuchte
und ein Licht auf meinem Weg.
Auf dein Wort hin wird es hell auf der Erde.
Auf dein Wort hin breitet sich der Himmel aus.
Dein Wort lässt Pflanzen, Tiere und Menschen werden.
Dein Wort schafft Himmel und Erde.
Auf dein Wort hin baut Noah die Arche.
Auf dein Wort hin gehen Mensch und Tier hinein.
Dein Wort setzt den Regenbogen in die Wolken.
Dein Wort bewahrt Himmel und Erde.
Dein Wort ist meines Fußes Leuchte
und ein Licht auf meinem Weg.
Auf dein Wort hin werfen die Jünger die
Netze aus.
Auf dein Wort hin gehen die Jüngerinnen mit.
Dein Wort gibt Menschen Hoffnung.
Dein Wort bewegt Himmel und Erde.
Auf dein Wort hin bin ich geschaffen.
Auf dein Wort hin bin ich getauft.
Dein Wort begleitet mich, wo immer ich bin.
Dein Wort ist für mich Himmel und Erde.
Dein Wort ist meines Fußes Leuchte
und ein Licht auf meinem Weg.
(Auszüge aus Klaus Bastian, in: Halleluja, Gott, ich freue mich! Psalmtexte für den Gottesdienst, Hg.: Zentrum Verkündigung der Evang. Kirche in Hessen und Nassau; zitiert nach SGw, S. 102.)
Bau nicht dein Haus auf den losen Sand
(KuS 446);
Bist du mit Jesus unterwegs
(Siegfried Macht, in: Dbd 2020, VJG, S. 64);
Eine Handvoll Erde (KuS 548/MKL 2 79/KKL 52)
S. »Zur ganzen Reihe«, Seite 302.
Ein Spielplatz bietet genug Platz für Bewegung. Dafür sollte ausreichend Zeit eingeräumt werden, bevor z. B. durch eine Trinkpause alle zur Ruhe kommen und gemeinsam die Geschichte hören.
Wenn es einen Sandkasten gibt, können vor der Geschichte Sandburgen in Gruppen gebaut werden. Nach der Geschichte können diese, wenn alle einverstanden sind, mit Wasser geflutet werden. Je nach Wetter ist eine Wasserflasche hilfreich, um den Sand anzufeuchten und so zu stabilerem Baumaterial zu machen. Handelt es sich um einen Abenteuerspielplatz, kann ein Versteck- und Fangspiel angeschlossen werden (besonders nach der Erzählung für die Älteren).
Die Abschlussfahrt
Andreas war aufgeregt. Heute sollte es endlich losgehen. Es war kurz vor den Sommerferien und die 4. Klasse plante ihre Abschlussfahrt. Vier Jahre waren sie nun gemeinsam auf die Grundschule gegangen und nun würde sich vieles ändern. Manche von ihnen würden auf das Gymnasium gehen, andere würden auf die Real- oder Gemeinschaftsschule wechseln. Deshalb wollten sie zum Schluss noch einen gemeinsamen Ausflug machen und eine Nacht zelten gehen. Normalerweise ist Zelten in der freien Wildbahn nicht erlaubt, aber ihr Klassenlehrer, Herr Meier, hatte beim Ordnungsamt eine Sondergenehmigung erhalten. Sie durften im Wald, um eine kleine Forsthütte herum, zelten. Alle freuten sich auf das Abenteuer.
Das Wetter war bestens, als die kleine Gruppe am frühen Nachmittag unter der Leitung von Herrn Meier und seiner Frau aufbrach. Drei Stunden wanderten sie zu der kleinen Forsthütte. Dort gab es zum Abendessen die mitgebachten Brote. Dann teilte Herr Meier die Klasse in vier Gruppen auf und beauftragte sie, jeweils einen geeigneten Platz für das Zelt zu suchen.
Zeltplatz gesucht
In Andreas‘ Gruppe waren nur Jungs. Herr Meier wiederholte nochmals alle Regeln: Der Platz musste für ihr jeweiliges Gruppenzelt groß genug sein. Er sollte nicht im Wald sein, falls ein überraschendes Gewitter aufkäme. Auch ein Platz auf dem freien Feld wäre aus diesem Grund nicht geeignet. Eine Erdmulde hingegen wäre perfekt, wenn der Boden stabil wäre und Wasser abfließen könnte.
»Geht nicht zu weit weg, damit wir bei Bedarf schnell bei euch sein können. Und wenn es dunkel wird, dann kommen wir zur Zeltinspektion«, beendete Herr Meier den kleinen Vortrag. Alle nickten. Dann teilte Herr Meier Notfallhandys aus, die nur mit seiner Nummer versehen waren. So könnten er und seine Frau informiert werden, falls es ein Problem gäbe. Die Meiers übernachtete in der kleinen Forsthütte. Sobald Herr Meier das Startzeichen gab, rannten alle Gruppen los, um den besten Zeltplatz zu finden.
Andreas und seine Gruppe waren am schnellsten. Aber es stellte sich heraus, dass diese Aufgabe gar nicht so einfach war. Mal war es zu uneben, mal war es zu nah am Wald … Doch dann entdeckten sie eine Sandgrube, die von einem Erdwall umgeben war. »Das ist perfekt«, stellte Stefan fest. »Ich weiß nicht«, zweifelte Andreas. »Der Sand sieht sehr weich aus. Was, wenn es regnet und es den Sand rausspült?« – »Ach, du und deine Sorgen«, lästerte Paul. »Siehst du irgendwo eine Wolke am Himmel?« Und da Paul so etwas wie der Anführer in der kleinen Gruppe war, wurde kurzerhand begonnen, das Zelt aufzuschlagen – sie hatten das in den letzten Wochen immer wieder geübt.
Der Überfall
»Lasst uns eine Pause machen«, sagte Paul und setzte sich einfach mitten auf den angrenzenden Feldweg. Alle nickten und kramten in den Rucksäcken nach ihren Trinkflaschen und Süßigkeiten. Da flüsterte Simon plötzlich: »Achtung, da hinten sind die Mädels.« Instinktiv duckten sich alle und schauten in die Richtung, in die Simon zeigte. Und tatsächlich: In einer Mulde hinter einem kleinen Erdhügel hatten die Mädels offensichtlich ihr Zelt aufgeschlagen. Sie waren so eifrig zugange, dass sie die Jungs noch gar nicht bemerkt hatten. »Los«, schlug Stefan vor, »die überfallen wir.« Alle waren von der Idee begeistert. Die Jungs schlichen an das Lager der Mädels heran und als sie entdeckt wurden, entbrannte ein wildes Spiel. Jede der Gruppen versuchte, Gefangene zu machen und sie nur gegen Süßigkeiten herauszugeben. Die Wächter wurden jedoch immer wieder überlistet und so ging das Spiel immer wieder von Neuem los.
Die böse Überraschung
Die Jungs und Mädels merkten gar nicht, wie es immer dunkler wurde. Am Himmel waren große Wolken aufgezogen und wie auf Kommando goss es plötzlich in Strömen. Die Mädels brachten sich in ihrem Zelt in Sicherheit und auch die Jungs rannten zu ihrem Zelt zurück. Aber da erlebten sie eine böse Überraschung. Der Sand wurde vom Wasser ganz weich. Und weil es so stark regnete, wurde er davongespült und das Zelt stürzte ein. Hätten sie bloß die Worte ihres Klassenlehrers beherzigt! Es blieb ihnen nun nichts anderes übrig, als über das Notfallhandy die Meiers anzurufen und zur Forsthütte zurückzukehren. Völlig durchnässt saßen sie dann in der kleinen Hütte, in der ein warmes Feuer im Kaminofen brannte. Sand oder fester Boden sind eben doch ein Unterschied.
Und rückblickend war für Andreas auch der Abend in der Forsthütte ein schöner Abend.
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