Die Leitung bringt verschiedene Lebkuchen-Varianten mit. Alle dürfen »blind« probieren. Gemeinsam wird überlegt, welche Lebkuchen man am liebsten isst. Zu welchem Zeitpunkt werden in den einzelnen Familien die ersten Lebkuchen gegessen? Gibt es eine familiäre Lebkuchenbacktradition? Was darf in einem Lebkuchen nicht fehlen?
Der Vorbereitungskreis sollte sich die Zeit nehmen und darüber nachdenken, welche Backtraditionen es in der eigenen Region gibt. Ist die Region bekannt für eine besondere Art der Lebkuchen? Gibt es eher Pfefferkuchen, Printen oder Honigkuchen? Gibt es in der Region noch einen »richtigen« Lebkuchen-Bäcker? Der »Lebküchler« war ein eigenständiger Beruf (s. Wikipedia).
Zu den Lebkuchen gehören die typischen Gewürze. Wie jedes Gewürz haben auch sie heilsame Wirkungen (s. Erzählung). Im Vorbereitungskreis kann das Vorwissen der Mitarbeitenden zusammengetragen werden. Die Fragen »Was ist für mich heilend in der Weihnachtszeit?«, »Was tut mir in meiner jetzigen Situation gut?« können bedacht werden. Gerade für ehrenamtlich Mitarbeitende bedeutet die Adventszeit noch mehr Engagement, verbunden mit einem Mehr an Zeitaufwand.
Das Thema »Lebkuchen« erschließt sich sehr einfach, denn alle kennen das süße Gebäck in der Vorweihnachtszeit. Manch ein/e Mitarbeiter/in hat vielleicht schon zu viel davon gegessen und kann am 4. Advent keinen Lebkuchen mehr sehen. Manch ein Supermarkt ist zu diesem Zeitpunkt schon ausverkauft. Ich denke, in vielen Familien werden keine Lebkuchen mehr selber gebacken. Die Herstellung kostet Mühe.
Zwei Aspekte, die der PKG nennt, sollten in den Blick genommen werden:
1. Jesus sagt von sich selbst: »Ich bin das Brot des Lebens.« Im Wort »Lebkuchen« steckt das Wort »Leben« drin. Früher war es Tradition, dass Lebkuchen in den Klöstern gebacken und an Arme verschenkt wurden. Sie waren durch den hohen Zuckeranteil des Honigs lange haltbar und die Gewürze für die Menschen wohltuend. Das war in einer Zeit, in der es nicht immer genug zu essen gab (und in der die Adventszeit eine Fastenzeit war), wichtig.
2. In Psalm 119,103 wird Gottes Wort als »süßer Honig« bezeichnet. Die Bibel bezeichnet mit Süße auch Vollkommenheit, eine Sattheit, die nicht überdrüssig macht, sondern mit tiefer Freude erfüllt.
Vielleicht schafft es der heutige Kindergottesdienst mit Hilfe des Lebkuchens, Weihnachtsfreude und Dankbarkeit aufkommen zu lassen.
Den Kindern kann an diesem Sonntag vermittelt werden, dass es eine lange Lebkuchen-Tradition gibt und sie mehr sind, als ein süßes Gebäck, das in der Weihnachtszeit in großen Mengen gegessen wird.
Viele Kinder erleben in der heutigen Zeit nicht das Backen von Lebkuchen, weil diese einfach und schnell im Supermarkt gekauft und oft nebenbei gegessen werden. Es ist toll, sich in der Kinderkirche einen Sonntag lang Zeit nehmen zu können, um über dieses ursprünglich wertvolle Gebäck nachzudenken.
Spielerisch (siehe »II. Gestaltungshinweise« unten) sollen die Kinder die typischen Lebkuchengewürze kennenlernen.
Anschließend kann die Geschichte erzählt werden.
(Ggf. Hilfestellung geben.)
Alternative: Es ist denkbar, dass mehrere Gruppen jeweils nur einige Spiele machen. Dann bietet es sich an, die Gruppen nach Alter zu trennen, sodass Schulkinder die Aufgaben 4, 5 und 8 und jüngere Kinder die anderen Aufgaben lösen.
1. Anis-Spiel: Die Kinder schließen die Augen und riechen an einem Sternanis. Was habt ihr gerochen? Kennt ihr das? (Wenn es nicht erraten wird, helfen.) Findet gemeinsam zwei Nahrungsmittel, die Anis enthalten.
Material: Sternanis, Nahrungsmittel mit Anis (Ouzo, Anisbrötchen, Anistee)
2. Fenchel-Spiel: Saugt mit einem Strohhalm möglichst viel Fencheltee von einem Glas ins andere. Ihr habt dazu zwei Minuten Zeit.
Material: Strohhalme, genügend Fencheltee, Stoppuhr
3. Ingwer-Spiel: Schaut euch das Foto einer Ingwerwurzel an. Knetet eine Ingwerwurzel in 60 Sekunden nach.
Material: Foto von Ingwerwurzel, Knetmasse, Stoppuhr
4. Kardamom-Spiel: Spielt das Galgenmännchen-Spiel. Sagt einzelne Buchstaben. Ich trage die Buchstaben ein. Ein kleiner Tipp: Es ist ein Gewürz. Erratet ihr das Gewürz, bevor ihr am Galgen baumelt, bekommt ihr das nächste Puzzleteil
Material: Papier, Stift
5. Koriander-Spiel: Bringt die Buchstaben in die richtige Reihenfolge. Als Tipp kann der Hinweis gegeben werden: »Das Wort reimt sich auf Salamander.«
Material: 9 Karten auf denen jeweils ein Buchstabe des Wortes K-O-R-I-A-N-D-E-R steht.
6. Muskat-Spiel: Reibt die Muskatnuss in 30 Sekunden so klein wie möglich. (Als Ersatz kann auch eine Karotte gerieben werden.)
Material: Muskatnüsse, Muskatnuss-Reibe, ggf. Karotten und Gemüsereibe
7. Gewürznelken-Spiel: Jedes Kind bekommt eine Gewürznelke. »Riecht einmal daran. Wisst ihr, was das ist? Es ist eine >Gewürznelke<. Das ist die getrocknete Blütenknospe eines Gewürznelkenbaums. Vielleicht kennt ihr Blumen, die so ähnlich heißen? Die Nelken. Sie sind nach den Gewürznelken benannt. Findet zusammen fünf Pflanzen, die auch nach »anderen Dingen« benannt sind. Wie z. B. die Sonnen-Blume.
Material: Gewürznelken, Pflanzennamen (Löwenzahn, Löwenmäulchen, Sonnenblume, Gänseblümchen, Tränendes Herz, Fingerhut, Glockenblume, Märzenbecher …)
8. Piment-Spiel: Stellt euch in einer Reihe hintereinander auf. Ich schreibe dem ersten Kind einen Buchstaben auf den Rücken. Das Kind schreibt dem Kind vor sich den Buchstaben auf den Rücken, den es gespürt hat. Das letzte Kind schreibt den Buchstaben auf den Zettel. Nach sechs Buchstaben habt ihr bestimmt die Lösung gefunden. (Wenn sich zum Schluss evtl. Fehlerbuchstaben zeigen, werden diese wiederholt.)
Material: Papier, Stift
9. Zimt-Spiel: Für dieses gesuchte Wort, rollt ihr das Papier so eng es geht auf.
Am Ende: Das habt ihr toll gemacht. Wisst ihr, welches Gewürz »gerollt« wird? Wenn nicht, schließt mal die Augen und riecht … (Mitarbeiter/in geht mit einer Zimtstange herum)
Material: postkartengroße Papierblätter, Zimtstange
Wenn alle neun Puzzleteile beieinander sind, werden sie gemeinsam auf die Vorlage gelegt. »Diese neun Gewürze sind die wichtigsten zur Herstellung von Lebkuchen.«
Zum Schluss noch das runde Mittelteil »Lebkuchen« austeilen.
Die Spiele können auch im Anschluss an die Geschichte gespielt werden. Denkbar wäre auch, an einem Sonntag die Geschichte zu erzählen und am nächsten zu spielen, wenn eine Geschichte/ein Brauch aus der Reihe nicht vorkkommt.
S. hierzu »Zur ganzen Reihe«, Seite 1.
In der Weihnachtsbäckerei (Rolf Zuckowski, s. www.youtube.com)
Es bietet sich an, mit den Kindern, die keine Rolle im Krippenspiel haben, Lebkuchen zu backen. Jedes Kind bekommt dann ein paar Lebkuchen mit nach Hause (Lebkuchenrezepte finden Sie im Internet).
Bevor die Geschichte erzählt wird, kann man die Spiele zu den Lebkuchengewürzen (s. »II. Gestaltungshinweise«, vorige Seite) machen. Alternative: Ein Teil der Kinder backt Lebkuchen, der andere Teil macht die Spiele. Wenn die Spiele erraten und die Lebkuchen im Ofen sind, wird die Geschichte erzählt.
Die Glocken läuten. Das Morgengebet ist zu Ende. Leise erheben sich die Klosterschwestern und verlassen die Kirche. Es ist noch früh am Morgen. Die Sonne ist gerade erst aufgegangen. Gemeinsam gehen die Nonnen in den Speisesaal. Alle setzen sich. Es ist still. Niemand spricht.
Ein Brotkorb wird herumgereicht. Dann ein Krug Milch. Gemeinsam beten sie: »Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich.« Anschließend wird das Brot in kleinen Brocken in die Milch gestreut. Langsam essen die Nonnen.
Nach dem Essen steht die Äbtissin auf. Alle schauen zu ihr. Sie sagt: »Liebe Schwestern, heute ist ein wichtiger Tag. Wir werden gemeinsam backen. Es wird von Tag zu Tag kälter und viele Menschen in der Stadt haben nicht mehr genug zu essen. Wir werden für sie sorgen!« Eine Nonne steht auf. Sie fragt: »Und was werden wir backen? Brot wie jedes Jahr?« – »Nein, dieses Jahr werden wir >Lebensbrot< backen. Ich habe ein neues Rezept bekommen. Das scheint sehr nahrhaft zu sein. So können wir mit wenig viele Menschen satt machen.«
Als die Nonnen ihre Frühstücksteller aufgeräumt haben, versammeln sie sich in der Küche. Die Äbtissin beginnt zu erklären: »Wir benötigen für diese Brote vor allem Nüsse, Honig, Gewürze und ein paar Eier.«
Eine Nonne staunt: »Und was ist mit Mehl? Wir können doch kein Brot ohne Mehl backen?« – »Doch, warte ab. Die Nüsse ersetzen das Mehl. Dadurch ist das Brot sehr nahrhaft. Die Menschen bekommen nicht so schnell wieder Hunger. Und ohne Mehl ist es länger haltbar.«
»Welche Gewürze sollen wir holen?« – »Also, wir brauchen neunerlei Gewürze: Anis, Fenchel und Kardamom. Diese drei sind gut für den Magen. So wird das Brot verträglich. Wir brauchen Ingwer, fein gerieben, Zimt und Piment. Die Schärfe dieser Gewürze wird den Menschen Wärme schenken. Koriander darf nicht fehlen. Er hilft den kranken und schwachen Menschen. Er stärkt sie und fördert das Gesundwerden, da er die Menschen von Giften befreit. Ähnliches gilt auch für die Muskatnuss und die Gewürznelken. Davon brauchen wir nicht viel – nur ein wenig Geriebenes. Es wird den Menschen helfen, die schlecht schlafen oder die in dieser Winterzeit trübe Gedanken haben. Manch einem wird es auch bei Zahnschmerzen helfen.« – »Aha, dann ist es ja wirklich ein Lebensbrot. Ein Brot, das den Menschen hilft, gut zu leben und die Winterzeit gesund zu überstehen!«
Und mit diesen Worten beginnen die Nonnen, die Nüsse zu mahlen und die Gewürze zu reiben. Bald duftet es in der Klosterküche ganz besonders.
Als alle Zutaten zerkleinert sind, vermischen die Nonnen in einer großen Holzschüssel als erstes die Nüsse mit den Gewürzen. Dann geben sie den Honig und die Eier dazu. Abwechselnd rühren die Nonnen den Teig, bis eine zähe Masse entsteht.
»Und wie sollen wir jetzt die Brote formen?«, fragt eine Nonne. »Wir setzen kleine Haufen auf unseren Brotschieber, den wir vorher mit Mehl bestäubt haben. Dann backen wir sie wie unser anderes Brot auch.«
Es klappt. Die Nonnen staunen. Da die Lebensbrote klein sind, sind sie auch bald fertig. Nun duftet es noch intensiver und eine Nonne meint: »Vielleicht werde ich diesen Duft jetzt immer mit der Adventszeit verbinden. Er ist wirklich himmlisch!« Als die kleinen Brote abgekühlt sind, probieren die Nonnen ein wenig: »Das schmeckt viel würziger als unsere Brote aus Mehl und Wasser. Und sie sind süß wie Kuchen. Vielleicht sollten wir sie >Lebenskuchen< nennen?«
Am nächsten Tag packen sie Körbe voll mit den Lebenskuchen. Sie gehen in die Stadt. Die Menschen strömen aus ihren Häusern und wollen wissen, was da so lecker duftet. Und wie freuen sie sich, als sie von diesen Lebenskuchen essen dürfen. Die Nonnen schenken damit vielen Menschen strahlende Gesichter. Und so backen sie jedes Jahr in der Adventszeit für die armen Menschen Lebkuchen.
Claudia Rembold-Gruss
Für den Teig: 500 g Honig, 125 ml Öl, 250 g Zucker, 700 g Mehl, 1 Pck. Backpulver, 240 g gemahlene Mandeln, 2 TL gemahlenen Zimt, 1 Messerspitze gemahlene Gewürznelken, ½ Teelöffel gemahlenen Piment und/oder Kardamom, 1 Prise Pfeffer, 1 Prise Salz, 3 Eier, je 100 g gehacktes Zitronat und Orangeat
Zum Bestreichen und Belegen: 1 Esslöffel Öl für das Backblech; 3 Esslöffel Dosenmilch, 100 g geschälte, halbierte Mandeln oder halbierte Walnusshälften zum Verzieren der Lebkuchen.
Den Honig mit Öl und Zucker unter Rühren aufkochen und wieder abkühlen lassen. Das Mehl mit dem Backpulver sieben und mit den Mandeln, allen Gewürzen, den Eiern, dem Zitronat und dem Orangeat mischen. Die Honig-Öl-Masse zu dem Mehlgemisch geben und alles gut verkneten. Den Teig zugedeckt im Kühlschrank 1 Stunde ruhen lassen.
Das Backblech einölen. Den Backofen auf 200 Grad vorheizen (Umluft 180 Grad). Den Teig mit bemehlten Händen auf das Backblech drücken, glatt streichen und mit Dosenmilch bepinseln. In das Teigblatt mit einem Messer ca. 5 x 5 cm große Quadrate leicht einritzen. Jedes Quadrat mit einer Mandelhälfte/halben Walnuss verzieren. Auf der mittleren Schiene 35 Minuten backen, etwas abkühlen lassen und dann in die angeritzten Quadrate durchschneiden. In eine Blechdose schichten und einen aufgeschnittenen, in Alufolie gewickelten Apfel dazulegen.
Das Rezept ergibt 25–30 Stück und kann gut 1–2 Wochen vorher vorbereitet werden.
(Aus: Alma Grüßhaber, Treffpunkt Fenster, © Verlag Junge Gemeinde, Leinfelden-Echterdingen)
Eine Bote des Kaisers
»Kommt, alle zum Brunnen! Ein Bote des Kaisers Augustus kommt. Er hat für alle eine wichtige Nachricht.« Josef hört diesen Ausruf. Er lässt seinen Hobel fallen, wischt sich seine Hände ab und geht los. »Was der Bote wohl will?« Kurze Zeit später ist der Platz um den Brunnen voll. Männer, Frauen, Kinder haben sich versammelt. Da kommt der Bote auf seinem Pferd. Die Menschen bilden eine Gasse. Der Bote reitet hindurch zum Brunnen. Laut ruft er: »Kaiser Augustus will wissen, wie viele Menschen in seinem Land leben. Dazu muss jeder sofort in die Stadt reisen, in der er geboren ist und sich dort in eine Liste eintragen lassen!« Kaum hat er den Satz beendet, reitet der Bote ins nächste Dorf weiter. Die Menschen schauen sich fragend an. Sie reden durcheinander: »Was? Wir sollen in unsere Geburtsstadt gehen? Sofort?« Ein meint: »Wie gut, dass ich in Nazareth geboren bin.«
Josef schüttelt den Kopf. »Ich bin in Bethlehem geboren. Das ist viele Tagesreisen von hier entfernt. Oh je, das wird vor allem für meine Frau Maria anstrengend werden. In ein paar Tagen soll unser Kind auf die Welt kommen.« Betrübt geht Josef nach Hause und erzählt es Maria. Die meint: »Josef, mach dir keine Sorgen. Es ist ja nicht nur unser Kind, sondern auch Gottes Sohn. Also wird Gott auch für dieses Kind sorgen. Ich packe gleich, dann können wir morgen los.«
Kein Platz
Damit es Maria einfacher hat, nimmt Josef den Esel mit. Immer wieder sitzt Maria auf und ruht sich ein wenig aus. So kommen sie nach vielen Tagen in Bethlehem an. Aber, oh Schreck! Es sind schon viele Menschen angereist, die alle in Bethlehem geboren sind. Und alle brauchen einen Platz zum Schlafen. Josef und Maria klopfen an viele Türen. Sie hören nur eine Antwort: »Tut uns leid, bei uns ist kein Platz mehr. Jedes Bett ist belegt.«
Es wird schon dunkel. Maria und Josef haben noch immer keinen Platz zum Schlafen. Josef ist in großer Sorge. Tröstend sagt er zu Maria: »Hier können wir es noch probieren.« Maria ist müde. Sie will sich nur noch hinlegen.
Josef klopft. Ein Mann öffnet. Er schaut die beiden von oben bis unten an. »Ihr wollt bestimmt ein Bett für die Nacht.« Josef nickt. »Es tut mir leid, aber bei mir ist alles belegt.« Da schaut er in Marias Augen. Sie blicken ihn flehend an. »Nun«, sagt er »ich habe da noch einen trockenen Platz. Der hat zwar keine Betten, aber genügend Stroh.« Maria und Josef danken dem Mann. Es tut gut, einen Platz zu haben, an dem sie die Nacht verbringen können.
Und in dieser Nacht bekommt Maria ihr Kind, einen Sohn. Sie nennen ihn Jesus. Maria legt ihn in eine Futterkrippe.
Ein Engel bei den Hirten
In derselben Nacht sind weit draußen auf den Feldern die Hirten. Sie schlafen unter freiem Himmel. Sie passen in der Nacht auf die Schafe ihrer Herren auf. Kein Tier soll den Schafen etwas zuleide tun. Ein Feuer brennt. Damit wärmen sie sich die Hände und Füße.
Plötzlich ist da ein Engel bei ihnen. Er leuchtet ganz hell. Die Hirten erschrecken. Sie kneifen die Augen zusammen. Sie haben große Angst. Der Engel sagt: »Fürchtet euch nicht! Ich bringe euch große Freude. Jesus ist heute geboren. Der Heiland der Welt. In Bethlehem. Geht zu ihm. Er liegt mit Windeln in einer Krippe.«
Die Hirten öffnen vorsichtig ihre Augen. Sie verstehen nicht. Was hat das zu bedeuten: Der Heiland der Welt? Wer soll das sein? Und in Windeln? Ist das etwa ein Baby? Ein Baby soll die Welt retten? Das klingt verrückt. Dann sind auf einmal noch mehr Engel da. Sie singen: »Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden! Gott hat die Menschen lieb.« Dann sind die Engel wieder fort.
Die Hirten gehen zum Kind
Die Hirten schauen sich an. Haben sie geträumt? Nein, alle Hirten haben das Gleiche gesehen. Einer sagt: »Was sollen wir jetzt tun?« – »Na, was wohl? Wir gehen nach Bethlehem. Zu dem Kind!«
»Du bist ja schlau. Und wie sollen wir dort das Kind finden?« – »Ja, das wird nicht einfach. Das ganze Städtchen ist wegen der Volkszählung überfüllt« – »Nun, wenn uns die Engel diese besondere Botschaft bringen, dann werden wir das Kind schon finden. Lasst es uns doch versuchen!« Die Hirten nicken, stehen auf und gehen los. Auf dem Weg reden sie kein Wort. Jeder hat seine eigenen Gedanken: »Werden wir das Kind finden?« – »Dürfen wir das Kind überhaupt sehen?« – »Werden wir ausgelacht und weggeschickt?« Kurz bevor sie Bethlehem erreichen, kommen sie an einer Höhle vorbei. Einer der Hirten bleibt stehen. Er flüstert: »Habt ihr das gehört?« Alle lauschen. »Da ist es wieder. Das ist der Schrei eines Babys. Meint ihr, dass …« – »Na, zumindest ist das ein Baby, das schreit«, antwortet ein anderer. »Wir können doch einmal nachsehen!« Vorsichtig gehen sie in den Höhleneingang. Sie sehen in der Mitte ein kleines Feuer. Es dauert einen Moment, bis die Hirten etwas erkennen. Dann sehen sie die Frau. Sie hält ein Bündel in der Hand. Sanft wiegt sie es hin und her. Ehrfürchtig treten die Hirten näher Die Frau hebt ihren Kopf. Sie lächelt: »Kommt nur herein!« Ein kleiner Hirte flüstert: »Es stimmt, es ist alles wahr, was der Engel gesagt hat. Das muss der Heiland der Welt sein. Und wir Hirten dürfen ihn als Erstes sehen.« Der kleine Hirte tritt näher zu Maria. Ganz vorsichtig streichelt er die kleine Hand des Babys. Das öffnet seine Augen. Es ist dem kleinen Hirten so, als ob das Kind ihn anlächelt. Er dreht sich um. Seine Augen strahlen. Er sagt: »Kommt, das müssen wir allen Menschen erzählen.«
Claudia Rembold-Gruss
Josefs Traum
»Aufwachen, Josef«,
flüstert Maria und legt ihre Hand auf Josefs Schulter. Sie rüttelt ihn sacht. Noch einmal flüstert sie: »Wach auf. Du hast nur schlecht geträumt!« Josef hebt den Kopf. Er öffnet die Augen. Er blickt sich um: »Was, wo? Maria, was ist denn los?« – »Du hast gerade ganz laut >Nein, nein, das kann nicht sein!< gerufen. Da habe ich gemerkt, dass du träumst.« Josef atmet tief ein. »Ja«, sagt er nachdenklich, »ja, ich habe geträumt. Mir war, als hörte ich eine Stimme.« – »Eine Stimme? Was denn für eine Stimme? Hier ist niemand. Wir sind alleine mit unserem Jesus.« – »Warte bitte, vielleicht bekomme ich meinen Traum noch zusammen. Erinnerst du dich an die drei weisen Männer aus dem Morgenland? Sie waren doch bei König Herodes. Sie haben ihn nach dem neugeborenen König gefragt, nach unserem Jesus, stimmt‘s?« – »Ja, und es ist immer noch komisch. Jesus ist kein König, er ist doch Gottes Sohn. So hat es mir damals der Engel gesagt!« – »Engel! Das war‘s! Der Engel Gottes hat mit mir gesprochen. Jetzt bin ich mir ganz sicher!« – »Josef, jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr. Erst faselst du von Herodes, dann von unserem Jesus, jetzt von einem Engel …«
Der Plan des Herodes
Josef lächelt Maria an. »Ich versuche es noch einmal: Zu mir hat im Traum ein Engel gesprochen. Er sagte: >Josef, nimm deine Frau und dein Kind und fliehe. Gehe mit ihnen nach Ägypten. Denn der König Herodes hat Angst vor Jesus. Deshalb ist das Kind in Gefahr.< Ich reime mir das so zusammen: Durch die Weisen aus dem Morgenland weiß Herodes, dass ein neuer König geboren wird, unser Jesus. Da hat Herodes die Weisen angelogen und ihnen gesagt: >Und wenn ihr den neugeborenen König gefunden habt, dann sagt mir schnell Bescheid, wo ich ihn finde, damit ich ihn auch anbeten kann.<
Nie im Leben will Herodes unseren Jesus anbeten. Herodes hat Angst um seine Macht. Es würde mich nicht wundern, wenn er den Tod unseres Kindes plant.« – »Josef, das ist ja furchtbar! Was machen wir denn jetzt?« – »Ich denke, wir machen es so, wie der Engel es mir im Traum gesagt hat. Wir brechen sofort auf. Zum Glück haben wir noch unseren Esel. Wir werden nach Ägypten gehen und dort so lange bleiben, bis wir ohnen Angst wieder heimkehren können.«
»Fliehen? Als Flüchtlinge in einem fremden Land leben? Mit einem kleinen Baby? Muss das wirklich sein?« – »Ja«, sagt Josef, »wir haben keine andere Wahl. Komm, pack alles ein, was wir brauchen. Noch ist es dunkel und bis zum Morgengrauen können Bethlehem schon ein gutes Stück weit hinter uns lassen.«
Die Flucht
Maria seufzt, doch dann packt sie alles zusammen: Windeln, Wasser, Brot. Josef nimmt den schlafenden Jesus, während Maria auf den Esel steigt. Dann gibt er ihr das Baby und führt den Esel den Weg in Richtung Süden. Als der Morgen graut, machen sie eine Pause. Sie verstecken sich den Tag über in einer kleinen Höhle. Erst als es dunkel wird, gehen sie weiter. Immer weiter, bis sie nach vielen Tagen in Ägypten ankommen. Nun sind Maria und Josef in einem fremden Land.
Im fremden Land
Zum Glück können sie in einem kleinen Dorf bleiben. Josef findet bald Arbeit als Zimmermann. Auch in Ägypten werden Häuser gebaut. Schnell hat Josef die ersten Worte der fremden Sprache gelernt. Manchmal werden sie abends von ihren Nachbarn eingeladen. So vergehen die Monate schnell. Doch Maria hat Heimweh. Eines Abends klagt sie: »Josef, wie lange müssen wir noch hier in der Fremde bleiben? Ich will wieder zurück nach Nazareth. Meine Eltern haben Jesus noch gar nicht gesehen. Ich weiß nicht mehr, ob wir ihm den richtigen Namen gegeben haben: Jesus – Gott hilft.«
Josef nimmt sie in den Arm. »Maria, warum hat uns Gott den Engel geschickt? Damit wir und unser Kind leben! Hab ein wenig Geduld. Gott hat uns nicht vergessen. Du hast doch gehört, was in Israel geschehen ist. So viele kleine Babys und Kinder mussten sterben. Der Gewürzhändler hat es uns doch erzählt.« – »Ja, ich weiß, ich bin auch froh, dass wir in Sicherheit sind. Aber ich habe Heimweh. Ich möchte so gerne zurück …« – »Maria, erinnere dich an die Worte der Sterndeuter. Sie sagten: >Jesus wird ein Friedenskönig werden.< Frieden, das heißt doch, alle Menschen leben friedlich zusammen. Streitereien werden mit Worten gelöst. Kein Mensch fügt einem anderen Leid zu. Die Welt ändert sich nicht sofort, aber sie wird sich ändern. Dafür wurde unser Sohn geboren. Das glaube ich ganz fest!« Maria seufzt, dann lächelt sie.
Endlich nach Hause
Dann, eines Tages, ist es soweit. Josef ist gerade auf einer Baustelle und zimmert das Dach auf das neue Haus. Da hört er: »Josef, du kommst doch aus Israel? Hör, was mir heute früh erzählt wurde von einem Karawanenführer, der an meinem Haus vorbeigekommen ist: König Herodes ist tot. Er starb vor einigen Wochen in Jerusalem. Darauf wartet ihr doch schon lange, oder?«
Josef lässt seinen Hammer fallen. Er steigt vom Dach, rennt nach Hause. Ganz außer Atem kommt er bei Maria an. »Maria, Maria, wo bist du?« – »Hier bin ich, Josef. Schrei nicht so, Jesus ist gerade eingeschlafen. Was ist denn los?« – »Maria, Herodes ist tot! Wir können zurück. Unser Kind kann nun in seiner Heimat groß werden.«
Maria geht zu Josef, nimmt ihn in die Arme. Sie drückt ihn ganz fest und flüstert: »Jetzt, jetzt beginnt die neue Zukunft!«
Claudia Rembold-GrussKopiervorlagen Lebkuchen-
gewürze-Puzzle
Diese Vorlage (1) entsprechend der Kinderanzahl kopieren, die Teile ausschneiden, sortieren und bei der entsprechenden Spiele-Station deponieren.
Diese Vorlage ebenfalls entsprechend der Kinderanzahl kopieren und beide Kreise ausschneiden. Den großen Kreis bekommen die Kinder. In diesen legen/kleben sie die erspielten Gewürzzutaten (= Puzzleteile).
Zum Schluss erhält jedes Kind noch den kleinen »Lebkuchenkreis«, den sie in die Mitte legen/kleben.
Viele Kinderkirchen sind in der Adventszeit mit dem Einüben eines Krippenspiels beschäftigt. Brechen Sie aus dem gewohnten Muster aus und feiern zuerst einen kurzen Gottesdienst, um im Anschluss daran zu proben. So können Kinder und Mitarbeitende gemeinsam zur Ruhe finden in der hektischen Adventszeit. Vielleicht ist es auch möglich, die Zeiten ein wenig zu ändern und die Kinderkirchzeit zu verlängern?
Folgende Liturgie kann mit den Kindern gefeiert werden:
Wir feiern unseren Kindergottesdienst
im Namen des Vaters – der uns seine Zeit schenkt und uns zur Ruhe bringt.
Im Namen des Sohnes – auf dessen Ankunft wir in dieser Zeit so sehnsüchtig warten.
Im Namen des Heiligen Geistes – der uns die Freude in dieser besonderen Zeit schenkt.
Amen
Das Licht einer Kerze (KuS 34/LJ 316/KKL 32)
Jeden Sonntag wird eine Strophe mehr gesungen, dabei dürfen Kinder die entsprechenden Kerzen am Adventskranz entzünden.
(s. Vorschläge bei den jeweiligen Sonntagen)
Dazu wird ein gelber oder weißer Seidenschal dem ersten Kind um die Schultern gelegt und die Worte gesprochen: »Jesus spricht: >Ich bin das Licht der Welt.< Gehe nun unter seinem Segen in die neue Woche.«
Je nach Alter der Kinder geben sie sich den Schal gegenseitig weiter und sprechen die Worte oder jemand aus dem Team geht von Kind zu Kind.
Am ersten Sonntag bietet es sich an, die Psalm-Drehscheibe zu basteln. Die Kinder malen die Vorlage an und schreiben ihren Namen auf die Rückseite. Die Mitarbeitenden laminieren die Drehscheiben, so hat ab dem zweiten Sonntag jedes Kind seine eigene Drehscheibe.
Als Erinnerung an die einzelnen Sonntage ist es schön, einen Tannenzweig mit verschiedenen Symbolen zu schmücken. Er kann bis nach Weihnachten aufgehoben werden und die Geschichten in Erinnerung rufen:
1. Sonntag: Kleiner, blühender Zweig.
2. Sonntag: Kleiner »Bischof Nikolaus« aus Schokolade oder das Papier des aufgegessenen.
3. Sonntag: Kleines Bild eines Lichter-
kranzes.
4. Sonntag: (Selbstgebackener?) Lebkuchen.
5. Sonntag: Etwas Stroh oder eine gefaltete Krippe.
6. Sonntag: Kleine Engelsfigur.
Claudia Rembold-Gruss
Das Bild der Heiligen Barbara wird in die Mitte des Tisches gelegt und gemeinsam das vorhandene Wissen zusammengetragen.
War Barbara mutig? Oder war sie naiv?
Barbara stirbt für ihren Glauben – wie viele Menschen nach ihr dafür starben und wie heute noch viele aufgrund ihres Glaubens verfolgt, gequält und getötet werden.
Wie gut es uns geht. Wie gut, dass in unserem Grundgesetz die Grundrechte verankert sind und in Artikel 4,1 steht: »Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses wird gewährleistet.«
Die Heilige Barbara in einem Fresko am Apsisbogen der St.-Jakob-Kirche in St. Ulrich/Gröden; Brixner Schule, 15. Jahrhundert, Val Gardena, Italien.
Foto: © Wolfgang Moroder, lizensiert mit CC BY-SA 3.0 über wikimedia.org (Upload 14.7.2020)
Der Plan für den Kindergottesdienst legt großen Wert darauf, dass es schwerpunktmäßig nicht um den Märtyrertod der Barbara geht, sondern dass Gott auf der Seite des Lebens steht. Das versucht die Geschichte zu verdeutlichen.
Sollten die Kinder am Ende des Gottesdienstes fragen, wie die Geschichte ausgegangen ist, so würde ich es auf jeden Fall sagen.
In den meisten Kindergärten und Schulen sind die Tradition der Barbarazweige und das Erzählen der Geschichte üblich geworden. Auch in vielen Konfi-3-Gruppen wird im Advent diese Geschichte thematisiert. Manchen Kindern ist also das Schneiden der Kirschzweige bekannt.
Die Märtyrergeschichte der Heiligen Barbara ist dagegen weniger bekannt. Für die Kinder unserer Gesellschaft ist die Vorstellung, für seinen Glauben sterben zu müssen bzw. sich nicht frei entfalten zu können, sehr schwer. Selbst wir Erwachsene erfassen die Tragweite nicht. Wie viel Mut und Kraft und Gottvertrauen bedarf es hierzu?
In der Lebenswelt der jüngeren Kinder, in der viele Superhelden vorkommen, ist die Geschichte der Barbara gut zu verstehen. Sie macht den Kindern Mut und kann sie darin stärken, zu ihrer Meinung zu stehen.
Für die älteren Kinder bietet die Geschichte die Möglichkeit der Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Glauben.
S. hierzu »Zur ganzen Reihe«, Seite 1.
Knospen springen auf, Blüten an den Zweigen (D. Jöcker, in: Jungscharlieder, Nr. 57, Mundorgel Verlag
Eine tolle Möglichkeit wäre, wenn alle Kinder im Anschluss an die Geschichte einen kurzen Spaziergang zu einem Kirschbaum in der Nähe (oder einem Forsythienstrauch) unternähmen. Von ihm wird für alle je ein kleiner Zweig abgeschnitten, den die Kinder nach dem Gottesdienst mit nach Hause nehmen können.
Hat man noch viel Zeit, könnte man mit den Kindern eine Glasflasche oder -vase mit farbigen Fingerabdrücken verzieren (Finger- oder Wasserfarbe) und darauf schreiben: »Gott schenkt dir Leben«.
In den nächsten Wochen kann dann im Kindergottesdienst der Zweig beobachtet werden. Zeigt er am 4. Advent schon ein wenig Grün?
Endlich Frühling
Barbara nimmt den Eimer und macht sich auf den Weg zum Fluss. Sie will frisches Wasser holen. Es ist ein schöner, warmer Frühlingstag. Überall an den Zweigen beginnen die Knospen und Blätter langsam aufzublühen. Für einen kurzen Moment bleibt Barbara stehen und hält ihr Gesicht in die Sonne. Das tut gut. Dann strafft sie den Rücken und geht weiter. Bis zum Fluss ist es ein gutes Stück Weg: Erst an den Feldern entlang und dann noch ein Stück durch den Wald.
Während sie geht, pfeift sie ein Liedchen und schlenkert den Eimer. »Im Wald müssten jetzt schon die Schlüsselblumen blühen. Ich könnte ein paar pflücken und mir den Frühling ins Haus holen«, denkt Barbara. Dann erreicht sie den Wald. Um ein bisschen abzukürzen, verlässt sie den Weg. Jetzt ist es nur noch ein schmaler Trampelpfad. Unter ihren Füßen knacken die Zweige. Sie muss aufpassen, dass ihr Kleid sich nicht in den Dornen von Himbeersträuchern verfängt. Sie geht jetzt langsam.
Barbara hört etwas
Plötzlich stutzt sie. Sie hat etwas gehört. Barbara bleibt stehen. Sie lauscht. Da hört sie es wieder. Stimmen! Barbara duckt sich und schleicht sich vorsichtig näher. Wer kann das sein? Hier ist doch sonst niemand?
Hinter einer Tanne bleibt sie stehen. Zwischen den Zweigen späht sie hindurch. Sie hört: »Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. Amen.« Seltsame Worte sind das. Barbara fragt sich, von welchem Herrn hier die Rede ist.
Da hört sie eine bekannte Stimme. Es ist die Frau des Schmieds: »Georg, bitte sag uns, welches Wort hast du uns heute aus der Bibel mitgebracht?«
»Georg?«, überlegt Barbara, »das ist doch der Korbflechter.« Sie reckt den Kopf und dann sieht sie ihn: Die gebeugte Haltung, der Bart und der zerbeulte Hut. Vorsichtig setzt sich Barbara hin und hört zu.
»Ich lese euch heute etwas aus dem Buch des Jesaja vor«, beginnt Georg. »Ihr wisst schon, der alte Prophet. Dort steht: >Dann wird ein Zweig aus dem Baumstumpf Isais austreiben, und ein Spross wächst aus seiner Wurzel heraus. Ein Kind wird geboren und Gott wird mit ihm sein. Er wird für die Schwachen da sein und Gerechtigkeit bringen!<«
Die Frau des Schmieds schüttelt den Kopf: »Das verstehe ich nicht. Seit wann wächst etwas aus einem Baumstumpf? Was soll das denn bedeuten?«
Barbara gibt eine Antwort
»Das ist einfach!«, platzt es aus Barbara heraus. »Schau dir doch die Bäume an. Siehst du die Knospen? Nach dem langen Winter erwacht der Frühling und …« Barbara stockt. Sie sieht in lauter erschrockene Gesichter. Hat sie etwas Falsches gesagt? »Warum schaut ihr mich so komisch an? Ich bin nur zufällig hier vorbeigekommen. Ich will am Fluss Wasser holen.«
»Was … was genau hast du gehört?«, will der Schmied wissen. Barbara antwortet: »Nur dieses tolle Bild von dem Baumstumpf und dem Zweig.« Dann hält sie inne. Sie erinnert sich an etwas, das ihr Vater eindringlich zu ihr gesagt hat: »Es gibt Gruppen von Menschen, die nennen sich >Christen<. Von denen hältst du dich fern.« Aber diese Menschen hier kennt sie ja alle. Es sind Nachbarn und Menschen, mit denen sie aufgewachsen ist. Und die treffen sich hier und erzählen sich Geschichten. Ist das schlimm? Sie kann daran nichts Bedrohliches sehen. Dennoch fragt sie: »Seid ihr Christen?«
Die Menschen um sie herum nicken. »Ja, wir treffen uns einmal in der Woche, um zu beten, zu singen und Geschichten aus der Bibel zu hören.«
Barbara trifft sich mit den Christen
Begeistert ruft Barbara: »Darf ich auch kommen?« Die Frau des Schmieds schaut sie lange an, dann sagt sie: »Ja, aber erzähl es niemandem, wo du hingehst und wo du warst. Das musst du versprechen. Es ist gefährlich, weißt du das?« Barbara nickt und sie freut sich. Dann macht sie sich auf den Weg zum Fluss, schöpft Wasser und geht nach Hause.
Ungeduldig zählt sie die Tage, bis sie die anderen wieder trifft. Und dann geht sie jede Woche zu den Christen in der Nähe des Flusses. Und jedes Mal kommt sie zufrieden nach Hause. Jede Woche lernt sie Jesus ein bisschen mehr kennen. Und sie beginnt, abends zu beten: »Guter Gott, seit ich diese Gruppe der Christen kennengelernt habe, bin ich so zufrieden. Ich freue mich jede Woche auf das Treffen. Ich komme mir vor wie ein Baum, der zum Leben erwacht. Danke, guter Gott.«
Barbara lässt sich taufen
So vergehen die Wochen und Monate und der Sommer kommt. Jetzt freuen sie sich bei den Treffen, dass sie im Wald, unter Bäumen, zusammenkommen.
»Ich bin jetzt schon so lange bei euch«, sagt Barbara eines Tages. »Und ich möchte ganz zu Jesus gehören. Was soll ich tun?« Der Korbflechter antwortet: »Wenn du wirklich Christin werden willst, dann lass dich taufen. Mit der Taufe bekennst du dich zu Jesus. Und mit der Taufe sagt Gott zu: >Ich bin immer bei dir.« Ist das dein Wunsch?« – »Ja, das möchte ich«, antwortet Barbara.
Bald darauf wird sie im Fluss getauft. Die Gruppe ist extra zum Fluss gekommen. Zu einer Zeit, wo niemand sonst mehr aus dem Dorf kommt. Barbara taucht ganz im Wasser unter. Als sie wieder auftaucht, hat sie das Gefühl, dass sie ihr altes Leben zurückgelassen hat. Sie fühlt sich wie neugeboren.
Der Vater kommt zurück
Nach dem Sommer kommt der Herbst. Es wird langsam kühl bei den Treffen im Wald. Barbara weiß: Jetzt dauert es nicht mehr lange und ihr Vater kommt wieder nach Hause.
An einem Samstagnachmittag ist es soweit. Barbara ist gerade im Haus und walkt den Teig für das Brot zum Abendmahl, das sie morgen miteinander feiern wollen. Da hört sie Huftrappeln. Sofort lässt Barbara die Teigschüssel stehen und stürmt aus der Tür. Es ist ihr Vater! Er hat einen langen Bart bekommen und seine Kleidung ist voller Staub. »Papa, endlich bist du wieder da! Ich muss dir ja so viel erzählen!«, ruft Barbara begeistert.
Ihr Vater steigt vom Pferd, nimmt sie in die Arme und drückt sie ganz fest. »Ja, mein liebes Kind, ich muss dir auch etwas erzählen. Ich habe eine Überraschung für dich!« – »Eine Überraschung? Was denn?« – »Langsam, langsam. Ich glaube, zuerst werde ich ein Bad nehmen.«
Eine Stunde später sitzen Vater und Tochter beim Essen beieinander. Schließlich sagt der Vater: »Du, Barbara, du bist jetzt ja eine junge Frau und auch noch eine sehr hübsche! Ich habe auf meiner Reise einen netten jungen Mann kennengelernt. Er verdient genügend Geld, so dass es dir bei ihm gut gehen wird. Er würde dich gerne kennenlernen. Wenn er dir auch gefällt, könnt ihr heiraten und ich werde Opa. Na, was sagst du dazu?« – »Heiraten … ich?«, stottert Barbara. »Ich weiß nicht …« – »Es muss ja nicht gleich morgen sein«, schließt der Vater das Thema ab. »Jetzt erzähl du von dem, was du erlebt hast.«
Barbara erzählt von ihrer Taufe
»Also, du wirst es nicht glauben. Als du verreist warst, da war ich eines Tages im Wald am Fluss. Dort habe ich eine Gruppe mit sehr netten Leuten kennengelernt, die ganz tolle Geschichten von Jesus erzä…« – »Von Jesus?!«, unterbricht sie der Vater aufgebracht, »ist das dieser komische Mann, dessen Anhängerinnen und Anhänger sich >Christen< nennen? Die den halben Sonntag irgendwo faul herumsitzen und sich Geschichten erzählen? Die nicht mehr kämpfen und stattdessen Dinge sagen wie >Selig sind, die Frieden stiften<? Das ist jetzt nicht dein Ernst!«
»Doch, Papa, ich habe mich taufen lassen. Ich gehöre jetzt zu denen. Ich bin Christin geworden. Ich glaube daran, dass Jesus von den Toten auferstanden ist und Gottes Sohn ist!«
Der Vater will davon nichts wissen
»Papperlapapp! Gottes Sohn! Als wenn Götter Mensch werden! Das ist doch alles Schwindel! Fantastereien! Das lass ich nicht zu, dass meine Tochter Christin wird!« – »Papa, ich bin doch schon Christin. Und ich bin alt genug, das selber zu entscheiden.«
»Das werden wir ja sehen! Es wird dich ja keiner mehr heiraten, wenn er weiß, dass du Christin bist. Christen verweigern den Herrschern ihre Rechte: Sie wollen keine Steuern zahlen, sie …« – »Aber das stimmt doch gar nicht. Im Gegenteil: Christen geben denen, die nichts haben, etwas ab. Sie wollen, dass die Welt friedlicher wird!«
»Geh mir aus den Augen. Ich will nichts mehr hören!«, schreit der Vater. Geschrien hat er schon lange nicht mehr mit Barbara. Sie geht in ihr Zimmer, legt sich auf ihren Strohsack und weint. Sie betet: »Guter Gott, warum versteht mich Papa nicht? Warum ist er gegen dich, wo er dich doch gar nicht kennt? Bitte hilf mir!«
Als Barbara am nächsten Tag aufwacht, fühlt sie sich stark. Ihr ist klar, dass sie Christin bleiben will. So steht sie auf, nimmt das frisch gebackene Brot und geht zu ihren Freunden im Wald. Die können es nicht glauben, dass der eigene Vater ihr den Glauben an Jesus verbieten will. Zum Abschluss beten sie gemeinsam das Vaterunser. Besonders laut betet Barbara: »… und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern …«
Der Vater sperrt Barbara in einen Turm
Als Barbara nach Hause kommt, wartet ihr Vater schon auf sie. Wortlos packt er seine Tochter am Arm. Sie wehrt sich, doch sein Griff ist fest. »Komm mit!«, ist das einzige, was er sagt. Dann stößt er sie vorwärts. Barbara fragt: »Wo gehen wir hin? Was soll das? Warum tust du das?« Doch sie bekommt keine Antwort. Barbara ist völlig durcheinander. Sie stolpert und fällt hin. Der Vater zieht sie wieder hoch. Schließlich biegen sie in einen Weg ein. Ihr Ärmel bleibt kurz an einem Zweig hängen, das hat Barbara gespürt. Doch schon geht es weiter. Und dann erblickt sie einen Turm. »Nein, Vater! Ich will nicht!«, schreit sie. Doch der Vater öffnet die Tür und stößt sie hinein. Sie fällt auf den Lehmboden.
Es ist modrig, feucht und kalt. Nur ein winziges Fenster spendet ein wenig Licht. Ungläubig schaut sich Barbara um. »Ich bin gefangen! Mein Vater hat mich eingesperrt. Hoffentlich kommt er bald wieder zur Vernunft.«
Barbara wird getröstet
Doch die Stunden vergehen. Es wird dunkel. Barbara stampft mit den Füßen und reibt ihre Arme, um sich zu wärmen. Da fühlt sie an ihrem Oberarm etwas Holziges. Vorsichtig löst sie einen Zweig aus dem Ärmel. »Ach, der muss von dem Baum abgerissen sein, als ich an ihm hängen geblieben bin«, denkt sie. In diesem Augenblick öffnet sich die Tür. Barbara wird ein Stück Brot und ein Glas Wasser gebracht. Mehr nicht. Barbara trinkt ein paar Schlucke. Dann nimmt sie den Zweig und stellt ihn in das Glas mit dem übrigen Wassers. Dabei fallen ihr die erste Begegnung mit den Christen im Frühling ein und die Worte aus der Bibel: »Dann wird ein Zweig aus dem Baumstumpf Isais austreiben, und ein Spross wächst aus seiner Wurzel heraus.« Das tröstet Barbara. Sie ist sicher: »Gott ist mir. Gott ist stärker.«
Nach 24 Tagen erblüht der Kirschzweig. Barbara denkt: »Gott schenkt Leben. Allen. Jeden Tag. Egal wo wir sind.« Und ein Lächeln breitet sich in ihrem Gesicht aus.
Claudia Rembold-Gruss
Wie fest verankert »Nikolaus« bei uns ist, kann man miteinander herausbekommen. Ein/e Mitarbeiter/in stimmt das Lied an: »Lasst uns froh und munter sein«. Spannend ist, wer den Text auswendig mitsingen kann?
Anschließend kann man ins Gespräch kommen:
Der Unterschied zwischen »Nikolaus« (mit Bischofsstab, Mitra, goldenem Mantel, Bibel) und dem »Weihnachtsmann« (mit weißem Bart, rotem Mantel und dem Geschenkesack) wird bei den Kindern unterschiedlich präsent sein. Daher schlage ich das Spiel »Pack‘s aus« zum Einstieg in das Thema vor (s. »Kreative Umsetzung der Geschichte«, nächste Seite).
Die Adventszeit ist optisch vor allem durch Weihnachtsmänner geprägt. Man denke nur an die vielen aufblasbaren, die an Strickleitern die Wände hochklettern. Ebenso läuft in jedem Kaufhaus ein Weihnachtsmann herum, der den Kindern Süßigkeiten gibt.
Für viele Kinder ist der Nikolaustag ein weiterer Geschenketag. Er ist nicht mehr angstbesetzt wie in früheren Generationen. Viele Kinder schätzen jedoch die Gaben von »Nuss und Mandelkern« nicht mehr und wollen größere Geschenke.
An diesem 2. Advent soll der Schwerpunkt auf den Bischof Nikolaus gelegt werden.
S. hierzu »Zur ganzen Reihe«, Seite 1.
Lasst uns froh und munter sein
Als Einstieg kann mit den Kindern das Spiel »Pack‘s aus« gespielt werden. Es funktioniert wie das »Schokoladen-Auspackspiel«. Bei vielen Kindern bilden ca. jeweils sechs eine Gruppe und bekommen ein Zeitungspaket.
Ich schlage vor, das Spiel bei weniger Kindern dennoch in zwei Gruppen zu spielen: Eine Gruppe packt einen Schoko-Weihnachtsmann aus, die andere einen Schoko-Bischof. Beide werden zusätzlich in einen kleinen stabilen Karton verpackt, sodass die Figuren während der Würfelphase nicht kaputt gehen.
Sind alle Päckchen ausgepackt, kann man ein kurzes Gespräch über die Unterschiede der beiden Figuren führen. Dann wird zunächst der Schoko-Weihnachtsmann geteilt und gegessen. Der Schoko-Bischof kann im Anschluss an die Erzählung gemeinsam aufgegessen werden.
Wenn es die Örtlichkeit hergibt, kann man mit den Kindern im Ort/Stadtteil »Weihnachtsmänner« und »Nikoläuse« suchen. Welchen der beiden gibt es in Schaufenster, Gärten, Wohnungsfenstern … wie oft zu sehen?
Mittels einer Strichliste kann dies ermittelt werden.
Ein nette Bastelarbeit ist der in dieser Einheit beigefügte Klorollen-Nikolaus
Eine Frau klopft an die Tür
Eine Frau in einem dunklen Umhang, das Gesicht verdeckt, huscht durch die Straßen. Vor der Kirche bleibt sie stehen. Tief atmet die Frau ein. Dann nimmt sie den schweren Eisenring und klopft an die Tür. Dumpf hallen die Schläge durch den Morgen. Wieder klopft sie an die Tür. Endlich hört sie Schritte. Langsam, quietschend öffnet sich die Tür. Da steht Bischof Nikolaus. Die Frau sagt: »Gott sei Dank seid ihr hier! Habt ihr es schon gehört?«
Der Bischof mustert die Frau. Er schüttelt den Kopf. Er sagt: »Nein, was soll ich gehört haben? Komm doch erst einmal herein und stärke dich.«
»Ich soll mich stärken? Womit denn?«
Der Bischof lächelt: »Na, mit ein wenig Brot und einem Schluck Milch.« Ungläubig folgt die Frau dem Bischof ins Innere der Kirche. Neben dem Altarraum ist ein kleines Kämmerchen. Die Frau setzt sich auf einen Stuhl. Bischof Nikolaus reicht ihr ein Stück Brot und stellt ihr einen Becher Milch hin. Die Frau greift nach dem Becher. Ihre Hände zittern. Bischof Nikolaus legt seine Hände darauf: »Frau, du zitterst ja! Und du siehst so bleich aus. Was ist denn los?«
»Gestern … gestern wurde auf dem Markt das letzte Getreide verkauft. Es war völlig überteuert. Diese Preise konnten sich nur noch die Reichen leisten. Wir, die wir nicht viel Geld verdienen, können uns schon seit Wochen kein Getreide mehr leisten. Viele von uns hungern!«
Bestürzt schaut Bischof Nikolaus die Frau an: »Das wusste ich gar nicht, dass es so schlimm ist!« – »Bitte, lieber Bischof Nikolaus, helft uns!« – »Ich werde es versuchen!«
Irgendwo muss es Getreide geben
Als die Frau gegangen ist, bespricht Nikolaus mit seinen Priestern die Lage. »Weiß jemand von euch, wo wir Getreide für die Menschen kaufen können?«, fragt Nikolaus. Die Priester schütteln die Köpfe. »Dann werden wir jetzt in die Stadt gehen. Jeder von uns hört sich um. Irgendwo muss es doch noch Getreide geben, das die Menschen bezahlen können. Wir treffen uns heute Abend wieder in der Kirche.«
So ziehen alle Priester los. Sie fragen alle, die sie sehen, egal ob jung, ob alt. Aber niemand weiß etwas. Am Abend kommen sie wieder zusammen. Ihre Füße sind ganz staubig geworden. Die Gesichter sehen müde aus. Jeder sieht es dem anderen an: Sie haben nichts gefunden.
Sie stehen um den Altar. Bischof Nikolaus zündet eine Kerze an. Er betet: »Guter Gott, die Menschen hungern. Bitte zeige uns einen Weg, wie wir ihnen helfen können.«
In diesem Moment hören sie schnelle Schritte. Jemand rennt. Ein kleines Mädchen stürmt zur Kirche herein. Hinter ihr ein Junge. Das Mädchen ruft: »Ihr müsst …« Da wird es unterbrochen. »Hör auf, sei leise! Du kannst hier nicht einfach hineinplatzen. Die Priester beten!«, fällt ihr der Junge ins Wort.
Bischof Nikolaus steht auf. Er winkt die beiden heran. Zu dem Jungen sagt er: »Du hast gut aufgepasst. Aber mich interessiert, was deine Schwester zu sagen hat. Lass sie bitte ausreden!«
Der Junge zuckt die Schultern und bleibt stehen. Sofort fängt das Mädchen an: »Ich habe euch in der Stadt gesehen. Ich habe gehört, wie alle Menschen gefragt worden sind, ob es irgendwo Getreide gibt. Ich … ich weiß, wo es Getreide gibt! Im Hafen! Im Hafen liegt ein großes Schiff. Das hat ganz viel Getreide geladen. Ich habe gehört, wie die Matrosen darüber gesprochen haben!«
Bischof Nikolaus lächelt: »Mädchen, das hast du toll gemacht. Ich werde gleich zum Hafen gehen.« Die Priester schütteln die Köpfe. Wie kann man einem kleinen Mädchen nur glauben?
Das Schiff im Hafen
Bischof Nikolaus eilt zum Hafen. In Gedanken betet er: »Guter Gott, bitte lass das Schiff mit dem Getreide noch da sein. Bitte schenke mir die richtigen Worte, dass die Menschen hier in der Stadt Getreide bekommen.«
Da sieht er das Schiff. Es ist ein großes Schiff mit starken Masten, das da im Hafen mit dicken Seilen festgebunden ist. Es schaukelt auf den Wellen sanft hin und her. Doch kein Mensch ist zu sehen. Nur Getreidesäcke sieht Bischof Nikolaus an Bord stehen. Er ruft: »Hallo? Ist da jemand? Ich möchte gerne mit dem Kapitän sprechen!«
Ein Mann mit dunklen Locken und einem schwarzen Vollbart taucht hinter den Säcken auf. »Wer ruft mich denn?« – »Ich bin Bischof Nikolaus. Stimmt es, dass Sie Getreide geladen haben?« – »Ja, das stimmt …« – »Dann sagen Sie mir bitte, was es kostet. Die Menschen hier in Myra brauchen dringend welches. Sie hungern schon.«
Die Verhandlung
»Das geht leider nicht«, sagt der Kapitän. »Das Getreide ist nicht für Myra bestimmt. Ich muss es weitertransportieren. Wir warten nur auf das richtige Wetter, dann geht‘s wieder los.« – »Aber Sie können die Menschen doch nicht verhungern lassen. Ich verspreche Ihnen, dass Ihnen kein einziges Korn fehlen wird, wenn Sie anfangen, Säcke abzuladen!« – »Soll das ein Witz sein? Seit wann vermehrt sich Getreide, wenn es geerntet ist? Nein, das ist mir zu gefährlich. Mein Auftraggeber wird mich hinauswerfen, wenn ich ohne das Getreide bei ihm ankomme.« – »Aber Sie wissen doch gar nicht, wann Sie weiterfahren können. Bitte, es geht um das Leben vieler Menschen. Ich verspreche Ihnen im Namen Gottes, an den ich glaube, dass Sie keinen Schaden haben werden.«
Der Kapitän willigt ein: »Also gut, ich will ja niemandem Böses. Aber ich werde Ihren Namen weitersagen, wenn Sie mich betrügen!« Der Kapitän dreht sich um und ruft seine Matrosen: »Los, alle Matrosen an Deck. Schnappt euch einen Sack Getreide und bringt ihn vom Schiff!« Zögernd kommen die Matrosen. Sie schauen sich fragend an.
Da ruft der Kapitän erneut: »Los, fangt an oder habt ihr irgendetwas nicht verstanden?« Einer fragt: »Hier ist doch gar nicht unser Zielhafen. Sollen wir wirklich …?« – »Ja, ihr sollt wirklich. Der Bischof hier hat mich so lange genötigt. Nun macht schon!«
Also nimmt der erste Matrose einen Sack und trägt ihn auf dem Rücken die Entladerampe hinunter an Land. Nikolaus nimmt den Sack in Empfang. Er öffnet ihn. Seine Hand greift hinein. Langsam lässt er die Körner zurück in den Sack rieseln. Dann faltet er die Hände: »Danke, guter Gott, danke, dass du uns hilfst!«
Getreide für alle
Mit lauter Stimme ruft er: »Kommt alle zu mir, hier gibt es Korn für euch!« Und nach kurzer Zeit strömen die Menschen aus allen Straßen Richtung Hafen. Erst gehen sie langsam, dann fangen sie an zu rennen. Vor Nikolaus bleiben sie stehen. Sie staunen. Sie nehmen das Korn. Jeder bekommt so viel Getreide, wie er braucht. Als es dunkel wird und alles Korn verteilt ist, sagt ein Matrose: »Das verstehe ich nicht. Wieso sind hier auf dem Schiff noch so viele Säcke? Haben wir sie nicht alle abgeladen?«
Später sagen die Menschen: »Hier ist ein Wunder passiert!« Und andere: »War es nicht auch so bei Jesus, der zwölf Brote und fünf Fische teilte und alle wurden satt?«
Claudia Rembold-Gruss
Gemeinsam setzt sich das Vorbereitungsteam in einen dunklen Raum. Wir überlegen:
Dann wird eine Kerze angezündet. Das Kerzenlicht ist etwas ganz Besonderes.
Zum Licht der Kerze kommt der Geruch des abgebrannten Streichholzes. Diese Kombination ist für viele schon »Weihnachten«.
Für die Kinder dürfte die Legende der heiligen Lucia – je nach Region – unterschiedlich bekannt sein. Ein Identifizieren mit Lucia, die sich für ihre Mitmenschen einsetzt, kann ein Beispiel für die Kinder sein, ebenfalls jemandem Hilfe zukommen zu lassen – gerade in der dunklen Vorweihnachtszeit. Jedes Kind kann anderen eine Freude machen: Ein Licht bringen, ein Lied singen, ein Bild malen oder ein paar gebackene Plätzchen verschenken. Kinder bekommen zwar gerne Geschenke, sie verschenken aber auch gerne. Je kleiner die Kinder, desto intensiver malen sie für jemand anderen ein Bild, bleiben solange bei der Sache, bis es fertig ist. Diese Gabe können wir in der Adventszeit fördern, indem wir gemeinsam etwas vorbereiten, das die Kinder verschenken können.
S. hierzu »Zur ganzen Reihe«
»Mache dich auf und werde Licht« mit folgendem Text:
Mache dich auf und bringe Licht,
mache es wie Lucia, schlicht.
Bringe den Menschen heut ein Licht,
das nicht erlischt!
(KuS 27/LJ 451/KG 24/KKL 111/MKL 128)
oder kleine Gläser für Teelichter bemalen/bekleben und jemandem »ein Licht bringen«.
Oder es werden Streichholzschachteln mit schönen Sprüchen und Zeichnungen »verziert«, die ebenfalls verschenkt werden können.
Die Vorlage finden Sie hier: Streichholzschachtel.
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