Nabots Weinberg – Erz. f. Ältere

III. Erzählungen

Den will ich haben!

»Den will ich haben!«, sagt der König. »Den Weinberg da neben meinem Palast. Nein, nicht wegen des Weins, aber ich will einen Gemüsegarten haben. Alle Weinstöcke raus und dann Gemüse säen und anpflanzen. Das Grundstück ist dafür gerade richtig.« Ahab nickt. »Ja, genau. Und jetzt gehe ich zu Nabot. Der soll mir den Weinberg verkaufen. Das wird schnell gehen. Ich zahle gut. Und schließlich bin ich der König.«

Kurz danach klopft es bei Nabot. Der öffnet: »König Ahab, was führt dich zu mir?« Ahab erzählt, was er vorhat. Nabot hört zu. »Du verkaufst mir also deinen Weinberg«, sagt der König.« – »Nein«, sagt Nabot. »Nein?«, der König ist verwirrt. »Ich bezahle gut. Oder ich gebe dir einen viel besseren Weinberg dafür, o.k.?« Nabot schüttelt den Kopf: »Es geht nicht, König.« – »Und warum?«, fragt Ahab. »Der Weinberg«, sagt Nabot, »ist ein Geschenk von Gott für unsere ganze Familie. Das können wir nicht weggeben.« – »Auch nicht an den König?«, fragt Ahab. »Nein, auch nicht an den König«, sagt Nabot. »Nein.«

Der wütende König und die Königin

Ahab sagt keinen Ton mehr, aber seht euch nur sein Gesicht an! Er dreht sich wortlos um, schlägt die Tür zu und ist weg. Und zu Hause, im Palast? Ich bin sicher, der König stampft voller Wut mit dem Fuß auf. Dann wirft er sich auf seine Liege und dreht sich zur Wand. Etwas essen? Nein, ihm ist der Appetit vergangen. Da kommt die Königin herein: »Was ist los, Ahab?« Ahab hat keine Lust zum Reden. Aber dann erzählt er doch. Vom Gemüsegarten, vom Weinberg und von Nabot.

»Was?«, fragt die Königin. »Du willst den Weinberg haben und er gibt ihn dir nicht? Unglaublich! Du bist doch der König – oder? Und der Kerl will nicht tun, was du willst? Unmöglich… Los, Ahab, steh auf. Iss etwas und mach nicht solch ein miesepetriges Gesicht! Du wirst das Grundstück bekommen, wetten? Lass mich mal machen.« Und schon ist Isebel verschwunden. Aber Ahab möchte auch gar nicht wissen, was seine Frau jetzt macht.

Ein Brief mit königlichem Siegel

Am nächsten Morgen treffen sich die Ratsherren der Stadt. »Da ist eine Nachricht für uns gekommen«, sagt einer und holt einen Brief aus der Tasche. »Wer hat denn geschrieben?«, fragen die anderen. »Oh, das Siegel!«, sagt einer, als er den Brief sieht, und zuckt zusammen. »Es ist das amtliche Siegel des Königs. Ahab hat uns geschrieben. Warum? Los, mach auf!«

(Ein vorbereiteter Briefumschlag – mit Siegel – wird geöffnet und der Brief vorgelesen.)

An die Ratsherren der Stadt Jesreel!

Befehl des Königs: Ruft einen Buß- und Bettag aus! Alle sollen zu einem großen Gottesdienst zusammenkommen. Nabot soll ganz vorne auf einem Ehrenplatz sitzen. Dann sollen zwei Männer kommen und Nabot anklagen: »Du hast Gott gelästert. Und auch den König hast du beleidigt. Wir haben es genau gehört!«

Das sollen die beiden behaupten. Und deshalb muss Nabot sterben. Nehmt ihn fest und führt ihn vor die Stadt. Todesstrafe durch Steinigung. Befehl des Königs!

(Hier einen Augenblick Stille.)

Und keiner sagt etwas

Es herrscht auf einmal eine atemlose Stille. »Nabot soll Gott und den König schlechtgemacht haben? Nabot? Der tut so etwas nicht. Den kennen wir doch schon so lange. Was in dem Brief steht, das kann nicht wahr sein. Unmöglich.« Ja, das denken viele der Ratsherren. Sie denken es. Aber keiner sagt etwas. Kein einziges Wort.

Und so geschieht alles genau so, wie es in dem Brief steht. Ein Bußtag wird ausgerufen. »Da muss etwas Schlimmes passiert sein«, sagen die Leute. »Was nur?« Aber niemand kann es ihnen sagen. Ein feierlicher Gottesdienst findet statt. Nabot sitzt ganz vorne. Die beiden falschen Zeugen kommen. Dann packen sie Nabot, führen ihn aus der Stadt
hinaus und werfen mit Steinen nach Nabot, bis er tot ist. Und alle schauen zu.

»Der soll Gott und den König schlechtgemacht haben? Unmöglich. Nabot kennen wir doch schon so lange!« Das denken die meisten seiner Mitbürger. Sie denken es. Aber keiner sagt etwas. Kein einziges Wort.

Nur einer der Ratsherren flüstert mit seinem Diener. Und der Diener geht gleich los. Könnt ihr euch vorstellen, zu wem er geht? Aber alle anderen gehen nach Hause. Sich ausruhen. Die Sache ist ja nun erledigt.

Erledigt?

Es dauert nicht lange, da kommt Isebel zu Ahab ins Zimmer. »König Ahab«,
lächelt sie ihn an, »alles ist jetzt in Ordnung. Du hast das Grundstück. Na, habe ich’s nicht gesagt? Nabot wollte dir
seinen Weinberg nicht verkaufen. Nun ist er tot. Da gehört der Weinberg dir. Geh hin und nimm ihn in Besitz. Dann ist die Sache endgültig erledigt.«

Ahab geht rasch hinaus. Aus seinem
Palast in den Weinberg nebenan, der
Nabot gehört hat. »Das wird ein wunderbarer Gemüsegarten werden«, denkt er, wie er da so zwischen den Weinstöcken steht. »Jetzt kann ich die Dinger rausreißen und dann Gemüse säen und anpflanzen. Gut, dass die Sache mit Nabot erledigt ist. Baal sei Dank!«

»Du hast Gottes Gebote verachtet«

Aber als er sich umdreht, sieht er da
einen Mann mit Fellmantel stehen. Und er weiß sofort, wer das ist. »Elia«, stöhnt Ahab auf. »Hast du mich gefunden, mein Feind?« – »Ja«, sagt Elia. »Die Sache ist nicht erledigt. Gott hat gesehen, was du getan hast. Du hast gemordet. Du hast fremdes Eigentum geraubt. Du hast Gottes Gebote verachtet. Du, der König, hast andere Menschen zum Bösen verleitet. Deshalb wird Gott Unheil über dich bringen.«

Dann dreht sich Elia um und geht weg. Und Ahab schaut ihm hinterher.

König Ahab, was magst du jetzt denken? Was wirst du jetzt tun? Und die anderen in der Stadt, Nabots Mitbürger – was tun die?

»Den Weinberg will ich haben!«

»Den Weinberg«, sagt König Ahab, »den Weinberg will ich haben. Unbedingt. Daraus mache ich mir einen schönen Gemüsegarten. Nachbar Nabot wird mir den Weinberg verkaufen.«

Und es dauert nicht lange, da steht Ahab auch schon bei Nabot an der Tür. Er erzählt, was er vorhat. »Nein«, sagt Nabot, »ich kann den Weinberg nicht verkaufen.« – »Nein?«, fragt Ahab. »Warum nicht?« Nabot schüttelt den Kopf: »Gott hat den Weinberg unserer Familie geschenkt. Den können wir nicht weggeben.« – »Aber ich bin doch der König«, sagt Ahab. »Nein«, sagt Nabot, »es geht nicht.«

Da dreht sich Ahab um und geht nach Hause. Er ist stinksauer. Er stampft mit dem Fuß auf, wirft sich aufs Bett und dreht sich zur Wand. Essen? Nein, er kann nicht. Da kommt die Königin ins Zimmer: »Was ist los, Schatz?« Ahab hat gar keine Lust, aber dann erzählt er doch. »Unglaublich!«, sagt Isebel. »Der Kerl will nicht? Du bist doch der König! Komm, iss jetzt etwas und mach nicht solch ein miesepetriges Gesicht. Du wirst das Grundstück bekommen. Ich mach das schon. Wetten?«

Der abscheuliche Brief

Und gleich setzt sich Isebel hin und schreibt einen Brief. Einen abscheulichen Brief. Es ist ein Brief an die Ratsherren der Stadt: Sie sollen zu einem großen Gottesdienst einladen. Nabot soll in der ersten Reihe sitzen. Dann sollen zwei Männer kommen und behaupten: »Nabot, du hast Gott beleidigt und den König schlechtgemacht! Wir haben es mit eigenen Ohren gehört. Deshalb musst du sterben, Nabot.« Das sollen sie sagen. Und dann sollen sie Nabot vor die Stadt führen und mit Steinen zu Tode werfen. Das schreibt Isebel. Sie drückt auch noch das Siegel des Königs auf den Brief und grinst böse. Dann ruft sie einen Diener: »Bring den Brief weg!«

Es ist sehr still im Rathaus, als der Brief bei den Ratsherren vorgelesen wird. »Nabot soll Gott und den König schlechtgemacht haben? Das kann nicht stimmen. Nabot tut so etwas nicht.« Das denken viele. Aber sie denken es nur. Keiner sagt etwas.

Und so wird alles genau so gemacht, wie es die Königin befohlen hat. Ein Gottesdienst findet statt. Die falschen Zeugen kommen. Nabot wird aus der Stadt geführt und umgebracht. Und alle schauen zu. Das kann doch nicht wahr sein! Aber keiner sagt etwas.

Erledigt?

Ein bisschen später kommt Isebel zu Ahab ins Zimmer. Sie lächelt: »Jetzt ist alles in Ordnung. Nabot wollte dir den Weinberg nicht verkaufen, aber jetzt ist der Kerl tot. Nun ist es dein Weinberg. Geh hin und zeige allen, wem der Weinberg gehört. Dann ist alles erledigt.«

Und Ahab tut gleich, was sie sagt. Und als er dort zwischen den Weinstöcken steht, denkt er: »Das wird ein wunderbarer Gemüsegarten. Gut, dass die Sache mit Nabot erledigt ist. Baal sei Dank!«

Aber da steht plötzlich ein Mann im Fellmantel vor ihm. Es ist – »Elia«, stöhnt Ahab, »hast du mich gefunden, mein Feind?« – »Ja«, sagt Elia, »die Sache ist nicht erledigt. Gott hat gesehen, was du getan hast. Du hast gemordet. Du hast geraubt. Du hast andere Menschen zum Bösen verleitet. Gott wird dich bestrafen.«

Dann dreht sich Elia um und geht weg. Und Ahab? Der bleibt da wie angewurzelt stehen. Was wird Ahab wohl sagen? Und was wird er tun?

Wenn ich das doch wüsste …

Rainer Ollesch

I. Vorüberlegungen

II. Liturgische Elemente für die ganze Reihe

Lieder

Abraham, Abraham

(EG 311/KuS 336/LJ 171/KG 160);

Ich will dich segnen (KuS 250);

Halte zu mir, guter Gott

(KuS 456/LJ 549/KG 8/MKL 52/KKL 80/LH 82);

Bewahre uns, Gott

(EG 171/KuS 174/LJ 117/KG 213/KKL 25);

Geh mit Gottes Segen, mach dich auf den Weg (KG 214)

Gebet nach Psalm 27 (KuS 652)
Fürbitten mit Steinen und Teelichten

Material: Flache Steine, Filzstift, Pappscheiben, Teelichte

Wir beten:

Gott, du hörst die Klagen der Menschen,

die Not leiden.

Gott, du siehst sie an,

du kennst jede und jeden von ihnen.

Daher bitten wir dich für Menschen,

die … (Stein ablegen).

Schenke ihnen … (beschriftete Pappscheibe dazulegen; außerdem ein Teelicht anzünden und auf die Pappscheibe stellen).

Vor dem Segen

Liedruf EG 348 mit Bewegungen

Gott verspricht

(Hände horchend an die Ohren legen):

Ich will dich (Hände nach oben strecken)

segnen

(beide Hände übereinandergelegt aufs Herz legen)

und du sollst ein Segen sein

(vom Herzen her mit beiden Händen austeilende Bewegungen nach vorne und zur Seite machen).

Segensarmbändchen

Die Kinder flechten Segensarmbändchen mit je einer Perle für Ismael, Isaak und den*die Träger*in des Armbandes (der*die zur Weitergabe des Segens beiträgt).

Anerkennungsübung

Für die älteren Kinder – als Gegenpol zu neidischen Gedanken.

Wir tauschen uns zu zweit fünf Minuten lang über unsere Fähigkeiten aus. Erzählen, was wir gut können, was besonders an uns ist.

In der Gruppenphase stellt jedes Kind sein Gegenüber der Gruppe vor mit den Worten: »Das ist NN. NN, ich freue mich für dich, weil du … (schön singen/gut malen/aufmerksam zuhören …) kannst.«

Adelheid Neserke

1. Mose 16,1–16

I. Vorüberlegungen

Schreibgespräch

Dicke Filzstifte und Plakate mit jeweils einem Satzanfang zu den Stichworten »Verheißung« und »Vertrauen« liegen auf den Tischen.

Diese Satzanfänge sollen schriftlich ergänzt werden. Die Mitarbeitenden machen das schweigend. Kommentierungen sollen zurückgehalten werden. Evtl. läuft leise Musik im Hintergrund.

Satzanfänge können sein:

Nachdem alle die Möglichkeit hatten, ihre Gedanken aufzuschreiben, kommen wir im Stuhlkreis zusammen und nehmen das Aufgeschriebene wahr. Nun ist die Aufmerksamkeit auf die Themen »Verheißung« und »Vertrauen« gelenkt. Nun werden die Verse 1. Mose 12,1–3 gelesen, mit denen Gott seine Geschichte mit Abraham und Sara beginnt. Sie sind der rote (Unter-)Faden, der die Geschichten der vorliegenden Reihe zusammenhält.

Das Versprechen »Ich will dich zu einem großen Volk machen« (1. Mose 12,2) und die diesem widersprechende Erfahrung der Kinderlosigkeit Saras, stecken den Erfahrungs-
horizont dieser Geschichte ab.

Kinderlosigkeit galt als schlimmes Unglück. Blieb eine verheiratete Frau im Alten Orient kinderlos, wurde ihr die soziale Anerkennung versagt. Da Fruchtbarkeit in jeder Hinsicht als Ausdruck des göttlichen Segens verstanden wurde, wurde weibliche (und auch männliche) Unfruchtbarkeit auf Gott zurückgeführt. »Wenn eine Frau keine Kinder bekommen kann«, so dachte man, hatte »der HERR ihren Leib verschlossen«. (1. Samuel 1,5).

Ein rechtlich anerkannter Ausweg war eine Art der Leihmutterschaft: Gebar die persönliche Dienerin der Ehefrau ein vom Ehemann gezeugtes Kind, wurde es als Kind des Ehepaares anerkannt (vgl. 1. Mose 30).

In 1. Mose 16 setzt Sara ihre Hoffnung auf diese Notlösung, da sie nicht mehr darauf hoffen kann und will, dass Gott sein Versprechen in Bezug auf die große Nachkommenschaft einhalten wird.

Nicht mehr auf die Erfüllung eines Versprechens warten können – das kennen Kinder sehr gut: die Ungeduld, den Zweifel und auch die Strategien, die die schnellere Erfüllung provozieren sollen. Dass es dann zu Konflikten und Streit kommen kann, kennen sie auch. Nicht wenige sind vielleicht schon einmal weggelaufen (wütend, zornig oder auch verzweifelt), wenn es zu Unstimmigkeiten in der Familie gekommen ist. Sie können nachvollziehen, wie sich Hagar dort draußen in der Wüste gefühlt hat. Die Sehnsucht nach einem, der mir zuhört, die Sehnsucht nach einer, die mich mit meinen Verletzungen ansieht und tröstet, haben die Kinder vielleicht auch dabei gespürt.

Es braucht Mut, zurückzugehen, wenn man weggelaufen ist. Es tut gut, wenn man dazu Ermutigung erfährt wie Hagar.

II. Gestaltungshinweise

Auf der Suche nach dem Leben (KKH 43);

Du bist ein Gott, der mich anschaut (s. »Zur ganzen Reihe«, Seite 208);

Du, Gott, stützt mich

(KuS 463/LJ 501/LH2 66/KKL 46/KKL 46);

Mein Schutzengel (KKH 74)

Pappteller-Spiegel

Mit den Älteren bemalen wir den Rand weißer Pappteller so, dass er zu einem Brunnenrand wird. In die Mitte kleben wir Spiegelfolie und schreiben Hagars Gebet rundherum auf die Spiegelfolie: »Du bist ein Gott, der mich anschaut«. Wir zeigen einander unsere Brunnen und singen den Refrain des Liedes »Du bist ein Gott, der mich anschaut« (s. »Zur ganzen Reihe«, Seite 208).

Figuren gestalten

Aus Sektkorken, Stoff- und Wollresten können sich die kleineren Kinder ihre Lieblingsfigur aus der Geschichte basteln (Beispielfoto oben rechts). Anschließend kann die Geschichte aus deren Sicht nacherzählt und gespielt werden. Ob sie dabei wohl mögliche Varianten entdecken?

Wildesel-Spiel (»Faules Ei«)

Alle sitzen im Schneidersitz auf dem Boden im Kreis. Ein Kind ist das Wildeseljunge, das mutig in die Welt zieht. Es läuft nun außerhalb des Kreises herum, singt dabei zusammen mit den anderen Kindern das Wildesel-Lied (s. u.) und lässt möglichst unbemerkt ein Säckchen hinter einem anderen Kind fallen. Bemerkt das beschenkte Kind das Säckchen, springt es auf und versucht, das Wildesel-Kind zu fangen, bevor dieses den nun frei gewordenen Platz erreicht und in Sicherheit ist. Wird das Wildesel-Kind nicht gefangen, wird der erfolglose Fänger zum neuen Wildesel-Kind.

Das Wildesel-Lied

(Auf die Melodie »Der Kuckkuck und der Esel«)

Der junge, wilde Esel,

der schreit ganz laut: »I-a«,

Er macht sich auf die Reise,

er macht sich auf die Reise.

Und ruft uns zu: »I-a, i-a!«

und ruft uns zu: »I-a!«

(Unter www.lieder-archiv.de kann man die Noten zu »Der Kuckuck und der Esel« finden. )

III. Erzählungen

Die Geschichte wird aus Sicht der beiden Frauen erzählt. Vielleicht können sich zwei Mitarbeitende als Sara und Hagar verkleiden und die jeweiligen Monologe spielen. Eine weitere Person könnte die beschreibenden Teile (grüne Schrift) lesen.

Szene 1: Sara vor dem Zelt

Abrahams Frau sitzt an der Feuerstelle vor ihrem Zelt. Sie rührt in einem großen eisernen Topf und grummelt vor sich hin. Ihre langen, weißen Haare hat sie mit einem bunten Tuch zusammengebunden. Ärgerlich schiebt sie sich immer wieder eine Strähne hinters Ohr. Sara schimpft:

Ich will nicht mehr warten. Das dauert alles viel zu lange!

Schon vor Jahren hat Gott versprochen, dass Abraham und ich Kinder haben sollen. Und was ist? Bis jetzt bin ich noch kein bisschen schwanger. Wie auch! Welche Frau in meinem Alter bekommt denn noch ein Baby? Bestimmt hat sich Abraham verhört. Er ist ja auch nicht mehr der Jüngste mit seinen 85 Jahren.

Damals, vor zehn Jahren, kam er ganz aufgeregt zu mir und rief: »Sara, Sara, du wirst es nicht glauben! Ich habe Gottes Stimme gehört und Gott hat mir viel versprochen: Land, Volk, Name, Segen.«

»Wovon redest du, Mann?«, hab ich gesagt. »Bist du wirr im Kopf?« – »Nein«, widersprach mir Abraham, »Gott hat mir versprochen, dass wir eine Familie gründen werden. Eine große Familie, Sara. So wird unser Name, wenn wir einmal sterben, in unseren Kindern weiterleben. Ist das nicht wunderbar? War das nicht schon immer dein Wunsch?«

»Ja, sicher«, hab ich gesagt, »nichts wünsche ich mir mehr. Wann soll das denn sein?«

»Ganz bald«, hat Abraham versichert und hinzugefügt: »Und zuallererst sollen wir unsere Sachen packen und umziehen.«

»Umziehen? Du bist verrückt!«, hab ich geschimpft. »Uns geht es hier gut. Wir sind reich, wir haben große Viehherden, Knechte, Mägde, ein schönes, festes Zelt. Warum sollen wir umziehen und alle unsere Freundinnen und Freunde zurücklassen? Und wohin überhaupt?« Da wurde mein lieber Mann ganz kleinlaut. »Wir ziehen in ein Land, das Gott uns zeigen will«, hat er gesagt.

Ich habe schließlich zugestimmt, weil ich mir doch so sehr ein Kind wünsche. Eine große Familie haben – das war schon immer mein Traum. Also sind wir aufgebrochen. Wir haben uns verabschiedet und unser Hab und Gut mitgenommen. Wir waren ein großer Zug mit vielen Menschen und Tieren. Immer wieder haben wir uns für längere Zeit niedergelassen. Als einmal das Futter für die Tiere knapp wurde und auch wir hungern mussten, waren wir sogar für längere Zeit in Ägypten. Hagar,
meine Dienerin, stammt von dort.

Etliche Jahre wohnen wir nun schon in Kanaan. Es geht uns gut, aber ein Kind haben wir immer noch nicht. Das muss sich ändern – und ich habe auch schon einen Plan: Abraham soll zusammen mit Hagar ein Kind bekommen und dieses Kind soll dann unser Kind sein.

Szene 2: Hagar in der Wüste

Und wie geht es Hagar? Hagar sitzt völlig entkräftet an der alten Wasserstelle in der Wüste. Unter ihrem Umhang wölbt sich ihr Bauch. Sie ist schwanger und Abraham ist der Vater ihres Kindes. So weit hat Saras Plan funktioniert.

Doch mit der Schwangerschaft kamen die Probleme: Ständig hat Sara an Hagar herumgenörgelt. Hagar hat sich gewehrt. Beide haben einander das Leben schwergemacht. Schließlich hat Hagar es nicht mehr ausgehalten und ist in die Wüste geflohen.

Doch jetzt ist Hagar verzweifelt. Sie fühlt sich mutterseelenallein und weint bittere, salzige Tränen.

Da tritt ein Engel zu ihr: »Hagar, Saras Magd, wo kommst du her und wo willst du hin?« Da sprudelt die ganze Geschichte aus ihr heraus: Sie erzählt von Saras Plan, von Abrahams Kind und den ständigen Sticheleien:

Ich habe es nicht mehr ausgehalten. Ich bin vor Sara, meiner Herrin, geflohen.

»Geh wieder zurück«, sagte der Engel zu mir. »Vertrage dich mit ihr und gehorche ihr.« Ich konnte es kaum glauben. Zurück in dieses Sklavenhaus?

Da sprach der Engel weiter: »Gott hat mit dir einen Plan. Deine Familie soll ein großes Volk werden. Das Kind, das du unter dem Herzen trägst, sollst du Ismael nennen, das heißt »Gott hört«, denn Gott hat deine Klage erhört.
Ismael, dein Sohn, soll frei und ungestüm sein wie ein junger Wildesel.
Mutig wird er sein und sich seinen Platz erobern.«

Nach diesen Worten des Engels war ich wieder allein, doch ich fühlte mich nicht mehr einsam. Ich hatte neue Kraft. Ich spürte, dass Gott auf meiner Seite ist. Ich betete:

»Gott, du bist ein Gott, der mich sieht! Du siehst meine Not, du siehst meine Angst und schickst mir deinen Engel.«

Ich schöpfte frisches Wasser aus der Quelle, trank und macht mich auf den Heimweg.

Später bauen die Leute an diesem Ort einen Brunnen. Die Menschen, die sich dort treffen, erzählen sich immer wieder Hagars Geschichte und nennen diese Wasserstelle »Brunnen des Lebendigen, der mich sieht«.

Das Anspiel mit vier Szenen in
Dialogform kann mit Kegelfiguren veranschaulicht werden, die zur Unterscheidung verschiedenfarbige Umhänge haben.

Szene 1: Saras Plan

Sara: Abraham, jetzt will ich nicht länger warten! Schon zehn Jahre sind vergangen – eine Ewigkeit – und Gott hat sein Versprechen immer noch nicht eingelöst.

Abraham: Sara, wovon redest du?

Sara: Hat Gott uns nicht ein neues Land und ein Kind, ja, viele Kinder versprochen? Jetzt wohnen wir schon lange in dem neuen Land, aber ein Kind haben wir noch nicht bekommen. Abraham, ich bin nicht mehr jung. Ich bin zu alt zum Kinderkriegen!

Abraham: Aber Sara, Gott hält seine Versprechen. Wir müssen nur warten.

Sara: Ich will nicht mehr warten, Abraham. Ich habe einen Plan, einen guten Plan. Du kennst doch Hagar, meine Magd.

Abraham: Hm, ja schon.

Sara: Ich möchte, dass du mit ihr zusammen ein Kind bekommst. Und dieses Kind wird dann dein und mein Kind sein. Dann bin auch ich endlich eine Mutter.

Abraham: Na, ob das so richtig ist? Aber wenn du meinst …

Szene 2: Zwei, die sich streiten

Sara: Hagar, Hagar! Wo bleibst du denn nun schon wieder?

Hagar: Ja, Herrin, ich komme ja schon. Ich kann nicht mehr so schnell laufen. Mein Bauch wird immer dicker …

Sara: Du bist so langsam wie eine Schnecke und die Arbeit, die ich dir gestern schon aufgetragen habe, ist auch heute noch nicht fertig.

Hagar: Seit ich Abrahams Kind unter dem Herzen trage, muss ich mich schonen. Ich darf nicht mehr so viel arbeiten. Das musst du einsehen.

Sara: So redet eine Magd nicht mit ihrer Herrin! Los, an deine Arbeit!

Szene 3: Abends im Zelt

Sara: Abraham, stell dir vor, seit Hagar schwanger ist, ist sie frech zu mir. Sie gibt mir Widerworte und arbeitet nicht mehr tüchtig!

Abraham: Ach, Sara, ich bin müde. Lass mich mit deinen Geschichten in Ruhe.

Sara: Aber Abraham, so kann das nicht weitergehen. Hagar ist ungehorsam. Du musst sie bestrafen!

Abraham: Mach mit ihr, was du willst. Ich schlafe jetzt.

Szene 4: Hagar an der Quelle in der Wüste

Hagar: Ich kann nicht mehr! Alles tut mir weh! Meine Füße, mein Rücken, mein Kopf … Ich glaube, das ist das Ende.

(Einige Augenblicke erschöpfte Ruhe.)

Oh, wer ist das?

Engel: Hagar, Saras Magd, wo kommst du her und wo willst du hin?

Hagar: Ich bin davongelaufen. Sara hat mich ständig gepiesackt. Sie war so gemein zu mir. Ich hab es in Haran nicht mehr ausgehalten. Aber ich weiß nicht, wo ich hinsoll. Kannst du mir helfen?

Engel: Hagar, geh wieder zurück zu Sara und Abraham. Du bekommst doch ein Kind! Einen Sohn wirst du bekommen. Den sollst du Ismael nennen. Denn der Name Ismael bedeutet: »Gott hört«. Gott hat deine Klagen gehört, Hagar. Geh zurück und freu dich über deinen Sohn. Er wird mutig und tapfer sein. Mit Gott an seiner Seite.

Hagar: Nun ist der Engel wieder weg, aber ich bin nicht mehr allein. Gott hört mich, Gott sieht mich. Gott, hab Dank! Du bist ein Gott, der mich liebevoll anschaut.

Adelheid Neserke

1. Mose 21,8–21

I. Vorüberlegungen

In der Geschichte geht es Sara um ihren gesellschaftlichen Status. Ihre Stellung hinge nach Abrahams Tod von ihrem Sohn Isaak ab. Würde dieser nichts erben, wäre auch sie in Bedrängnis. Sara sichert sich ihren Status auf Kosten von Hagar, ihrer Magd.

Heute gebrauchen wir das Wort »Status« u. a. in der digitalen Welt. Wir lesen gemeinsam die Erzählung und werden kreativ:

II. Gestaltungshinweise

Abschiedssegen

In der biblischen Erzählung wird nicht explizit erzählt, Abraham habe Hagar und Ismael zum Abschied gesegnet hat. Damals jedoch war es üblich, einen Reisenden mit einem guten Wort auf den Weg zu schicken und ihm den Beistand Gottes zu wünschen. Wir üben einen Abschiedssegen ein, der auch im Alltag zu Hause praktiziert werden kann:

Gott segne dich

(Hände auf die Schultern des Gegenübers legen)

und behüte dich

(Hände über den Kopf des Gegenübers halten)

auf deinem Weg, bei jedem Schritt

(selbst einen Schritt zurücktreten und mit beiden nach unten schwingenden Armen einen Weg zeichnen).

Lieder

Und so geh nun deinen Weg (KuS 200);

Siehe, ich sende einen Engel vor dir her (Text und Noten s. Seite 220)

Nach der Geschichte: Wir trinken gemeinsam Wasser und denken uns Trinksprüche aus, die Dankbarkeit ausdrücken. Z. B. »Auf Ismael, der überlebt hat!« oder »Auf Hagar, die ihren Weg geht!« oder »Gott, du bist ein Gott, der mich ansieht. Gott sei Dank!«

III. Erzählungen

Sara hat Sorgen

»So kann das nicht mehr weitergehen! Der Junge muss weg!« Sara hat sich aufgesetzt. Sie kann nicht einschlafen. Abraham, ihr Ehemann, liegt neben ihr im Zelt auf seiner Matte und schnarcht leise vor sich hin. Sara macht sich Sorgen. Sorgen um die Zukunft. Um die Zukunft von Isaak, ihrem kleinen Sohn, aber auch um ihre eigene. Was ist, wenn Abraham einmal stirbt. Er ist ja schon über 100 Jahre alt. Wie wird es dann weitergehen? Der älteste Sohn würde alles erben. Was wäre dann mit Isaak, dem Zweitgeborenen?

Heute, beim großen Entwöhnungsfest für Isaak, ist es ihr wie Schuppen von den Augen gefallen. Eigentlich war gar nichts Besonderes geschehen. Ismael, der Sohn von Hagar und Abraham, hat mit dem kleinen Isaak gespielt und gelacht. Eine schöne Szene, friedlich und fröhlich.

Soll wirklich Ismael alles erben?

Aber würden der Frieden und die Freude bleiben, wenn Ismael alles alleine erbt? Ganz gewiss nicht! Nein, es muss etwas geschehen!

Sara ruft leise:. »Abraham, Abraham, wach auf.« Dann rüttelt sie ihn energisch an der Schulter: »Wach doch auf!« Abraham stöhnt und will sich auf die andere Seite drehen. »Abraham, so wach doch endlich auf!«, drängt Sara. »Frau, was ist denn los?« – »Ich muss mit dir reden, Abraham«, beharrt Sara. »Hat das nicht bis morgen Zeit?«, gähnt Abraham. »Nein, es geht um Leben oder Tod.« Nun setzt sich auch Abraham auf und schaut seine Frau an: »Ist etwas mit den Kindern?« Sara schüttelt den Kopf. »Abraham, du musst die Magd und ihren Jungen wegschicken. So kann das nicht weitergehen.« Abraham ist erschrocken. Seinen großen Sohn soll er wegschicken? Seinen Ismael? »Was ist passiert?«, fragt er vorsichtig nach.

»Passiert ist nichts«, sagt Sara, »aber es wird Schlimmes geschehen, wenn es an das Erbe geht.« – »Aber ich bin doch noch nicht tot, Sara. Komm, leg dich wieder hin«, versucht Abraham zu beschwichtigen. Doch Sara hört nicht zu. »Morgen schickst du die beiden weg! Sonst geschieht ein Unglück!«, bestimmt sie.

Gottes Versprechen

Abraham legt sich wieder hin und zieht sich die Decke über den Kopf. »Vielleicht beruhigt sich Sara wieder«, denkt er und versucht zu schlafen. Unruhige Träume überfallen ihn. Und kurz vor dem Wachwerden hört er Gottes Stimme: »Mach dir keine Sorgen um Ismael und Hagar! Tu, was Sara von dir verlangt. Ich werde mich um die beiden kümmern. Auch Ismael soll eine Zukunft haben und Söhne und Töchter wird man nach ihm nennen. Isaaks Nachkommen sollen zu einem großen Volk werden, wie ich es verheißen habe. An ihn sollen sie sich erinnern. Hab keine Angst.«

Hagar und Ismael müssen gehen

Obwohl er Gottes Stimme gehört hat, ist Abrahams Herz schwer, als er Hagar und Ismael verabschiedet. Mit reichlich Wasser und Proviant sind die beiden versorgt und Abraham segnet sie zum Abschied.

Wie es ihnen wohl ergehen mag?

Kinder, was denkt ihr, wie die Geschichte weitergeht?

(Kurzes Gespräch über das Gehörte und Mutmaßungen, wie es weitergeht.)

Gott hört und sieht

»Ich kann nicht mehr!« Hagar ist verzweifelt. Schon vor Stunden hat sie Ismael das letzte Tröpfchen Wasser aus dem Lederschlauch gegeben. Es ist heiß in der Wüste. Die Sonne brennt unerbittlich. Der Weg, den sie eingeschlagen haben, ist längst von feinem Wüstensand verdeckt. Haben sie sich verirrt? Sollte da nicht eine Oase kommen?

Ismael klagt. Vor Durst ist er ganz schwach geworden, kann kaum noch laufen. »Leg dich eine Weile hier unter den Strauch«, sagt Hagar. »Ich gehe und suche nach Wasser.« Hagar hat Angst. Ohne Wasser sind sie beide dem Tod ausgeliefert, das weiß sie. Die Wüste ist erbarmungslos. Und sie hat jegliche Orientierung verloren. Wohin soll sie sich wenden? »Woher kommt mir Hilfe?«, klagt sie. Sie hört Ismael rufen. Er ruft nicht nach ihr. Es ist ein Wehklagen ohne Worte.

Da ist es Hagar zuviel. Sie hockt sich auf den Boden und verbirgt ihr Gesicht in den Händen. Hagar ist am Ende.

»Fürchte dich nicht.« Ganz leise dringt eine Stimme an ihr Ohr. »Fürchte dich nicht.« Hoffnungsvoll hebt Hagar den Blick. Und wieder diese Stimme: »Gott hat Ismaels Weinen gehört. Fürchte dich nicht. Steh auf, nimm den Knaben und führe ihn an deiner Hand. Ich will ihn zum großen Volk machen.« Taumelnd steht Hagar auf. Was geschieht hier? Woher kommt diese Stimme?

Die Rettung

Wie durch ein Wunder sieht sie einen Steinwurf weit weg eine Wasserstelle. Wie konnte sie die übersehen? Hagar schöpft neuen Mut. Sie nimmt den Wasserschlauch und geht zur Wasserstelle. »Ismael, hab keine Angst. Alles wird gut«, ruft sie ihrem Jungen über die Schulter zu. Endlich Wasser! Gutes, frisches Wasser!

Mit gefülltem Schlauch läuft sie zu Ismael zurück, nimmt ihn in den Arm und benetzt seine Lippen. »Du bist ein Gott, der mich ansieht«, betet Hagar stumm. Und Ismael flüstert sie zu: »Alles wird gut«.

In der Wüste Paran finden die beiden ein neues Zuhause. Ismael wächst zu einem jungen Mann heran und wird ein fähiger Bogenschütze. Hagar richtet seine Hochzeit mit einer jungen Ägypterin aus und segnet die beiden, wie es sonst Abraham getan hätte. Ja, manchmal schweifen ihre Gedanken zurück nach Haran, zurück zu ihrem alten Leben. Doch Gottes Plan sah anders aus. »Alles hat Gott gut gemacht«, denkt Hagar und betet oft: »Du bist ein Gott, der mich ansieht. Hab Dank dafür!«

Bodenbild: Der Schwerpunkt der Geschichte liegt auf der Rettung Hagars und Ismaels, weshalb Sara nicht vorkommt.

Material/Vorbereitung: Auf einem großen, glatten Tuch wird reichlich Vogelsand verteilt (Sand kann wiederverwendet werden). 1 große und 1 kleine Kegelfigur; einige kleine Zweige werden zum Strauch; 6–8 kleine (weiße) Steine als Brunnen.

Mit zwei Fingern wird ein Weg in den Sand gemalt; Hagar und Ismael aufgestellt.

»Mama, wann sind wir endlich da?« Ismael zupft seine Mutter am Ärmel. »Bald, mein Schatz«, antwortet Hagar. »Mama, wie lange müssen wir noch laufen?«, fragt Ismael. »Nicht mehr lange, mein Schatz.« – »Mama, wohin gehen wir überhaupt? Wen besuchen wir?« – »Ach, Ismael, frag mir doch keine Löcher in den Bauch«, stöhnt Hagar.

Der Junge und seine Mutter sind früh am Morgen aufgebrochen. Abraham, Ismaels Vater, hat sie mit Wasser und Fladenbroten versorgt und mit traurigem Blick losgeschickt. Nun steht die Sonne hoch am Himmel und brennt unerbittlich. Es ist heiß, der Wasservorrat beinahe aufgebraucht. Wüstenwind weht. Er hat den Weg mit Sand bedeckt, auf dem Hagar und Ismael unterwegs sind.

(Den Weg verwischen).

»Mama, Papa war heute Morgen so traurig. Warum?« – »Es ist immer schwer, >Auf Wiedersehen< zu sagen, Ismael«, sagt Hagar und fügt hinzu: »Aber er hat uns gesegnet, weißt du?« Ismael nickt.

»Mama, ich habe Durst«, sagt er nach
einer Weile. Hagar gibt ihm den Wasserschlauch. Der ist fast leer. »Wir haben uns verlaufen!«, denkt sie stumm. »Wie soll es weitergehen?«

»Mama, ich habe immer noch Durst«, klagt der Kleine. »Wir finden bestimmt bald eine Wasserquelle«, antwortet
Hagar. Doch tief in ihrem Inneren hat der Mut sie verlassen. »Mama, du sollst mich tragen« – »Ach, Ismael, du bist doch schon groß. Ich kann dich nicht mehr tragen.« In Hagars Stimme schwingt
leise Verzweiflung mit. »Wo ist bloß dieser Brunnen? Haben wir uns tatsächlich verirrt?«, fragt sie sich.

»Mama, ich kann nicht mehr. Keinen Schritt!« Ismael ist stehen geblieben. Sein Gesicht ist rot, die Lippen sind
trocken. »Komm, Schatz, da drüben ist ein Strauch. Du setzt dich in den Schatten und ich … ich suche weiter nach Wasser«, sagt Hagar mit zitternder Stimme.

(Zweige auf das Bodenbild legen und kleine Kegelfigur dazusetzen.)

Hagar geht los, doch nach einigen Schritten bleibt sie stehen und schlägt die Hände vors Gesicht: »Mein Gott, wir sind verloren!«, stöhnt sie. »Kein
Wasser weit und breit. Ich kann es nicht mit ansehen, wie Ismael leidet. Das ist das Ende!«

Sie hört Ismael weinen und rufen. Doch in sein Klagen mischt sich noch eine andere Stimme: »Hagar, was ist los?
Warum verzweifelst du? Gott ist mit dir und mit Ismael. Gott gibt Zukunft und Hoffnung!«

(Steine in Form eines runden Brunnens legen.)

»Wasser! Da ist Wasser!«, ruft Hagar. Mit neuer Kraft stürzt sie zur Wasserquelle und füllt den Trinkschlauch randvoll. »Ismael, wir sind gerettet! Gott hat
deine Klage gehört!«

Dann geht sie zu Ismael zurück, nimmt ihren Jungen in den Arm und gibt ihm zu trinken.

Später wohnen die beiden in einem Wüstendorf nahe der ägyptischen Grenze. Ismael wird ein guter Bogenschütze und heiratet eine junge Ägypterin. Sie bekommen Kinder und werden zu einer großen Familie. Wie es Gott versprochen hat.

Adelheid Neserke

I. Vorüberlegungen

Elia ist eine der großen biblischen Gestalten. Sein Name ist Programm: »Mein Gott ist (einzig und allein) Jahwe«, der HERR, der sein Volk aus der Sklaverei befreit und ihm seine guten Gebote gegeben hat, der es trägt und erhält. Nur diesem Gott sollen die Menschen Respekt erweisen und Vertrauen schenken, nur an ihm sich orientieren. Dafür wirbt Elia, darum ringt er, damit macht er sich unbeliebt.

Er besitzt unglaublichen Mut, Energie und Durchhaltevermögen, aber er kennt auch Verzweiflung, flieht, denkt an Selbstmord. Gott muss ihn tragen, ernähren, stärken, bestätigen. Auch davon wird erzählt. Nicht Elia soll großgemacht werden, sondern Gott.

Elia hat auch dunkle Seiten. Er bleibt darauf angewiesen, dass Gott ihn nicht fallen lässt, sondern erträgt und hindurchträgt. Ist das nicht so bei allen »Großen«? Abraham, Mose, Petrus, Luther …

II. Liturgische Elemente für die ganze Reihe

Eingangsspruch

Ich bin der Herr, dein Gott.

Du sollst nicht andere Götter haben neben mir. (1. Gebot)

Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen. (Luthers Erklärung)

Psalmgebet (nach Versen aus Psalm 119, Gute-Nachricht-Bibel; der Psalm kann von Sonntag zu Sonntag um eine Strophe »wachsen«.)

Dein Wort, Gott, bleibt für alle Zeit bestehen, deine Treue bleibt für alle Zukunft.

(V. 89–90)

1. Vergiss nicht, was du mir versprochen hast;

du hast mich Großes hoffen lassen, Herr.

Sogar in meiner Not bin ich getröstet,

denn durch dein Wort erhältst du mich am
Leben. (V. 49-50)

Dein Wort, Gott, bleibt für alle Zeit bestehen, deine Treue bleibt für alle Zukunft.

2. Sei mein Halt, damit ich leben kann;

ich nehme dich beim Wort,

enttäusch mich nicht.

Sei meine Stütze, Herr, komm mir zur Hilfe!

(V. 116-117)

Dein Wort, Gott, bleibt für alle Zeit bestehen, deine Treue bleibt für alle Zukunft.

3. Ich warte sehnsuchtsvoll auf deine Hilfe,

ich setze meine Hoffnung auf dein Wort.

Ich schaue mir die Augen aus nach dir:

Wann kommst du endlich, Herr,

und tröstest mich? (V. 81- 82)

Dein Wort, Gott, bleibt für alle Zeit bestehen, deine Treue bleibt für alle Zukunft.

4. Es macht mir Mut, Herr, wenn ich sehe,

wie du in alter Zeit für Recht gesorgt hast.

Ich werde wütend, wenn ich Menschen sehe,

die deine Gebote missachten. (V. 52-53)

Dein Wort, Gott, bleibt für alle Zeit bestehen, deine Treue bleibt für alle Zukunft.

Lieder

Meinem Gott gehört die Welt

(EG 408/KuS 462/LJ 226/KG 152);

Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut

(EG 326/KuS 386);

Von Gott will ich nicht lassen (EG 365);

Sonne der Gerechtigkeit (EG 262/KuS 302);

Halte zu mir, guter Gott

(KuS 456/LJ 549/KG 8/MKL 52/KKL 80/LH 82);

Du bist da, wo Menschen leben (KuS 476/
LJ 498/MKL1 42/KG 147/KKH 28/KKL 37)

Psalmen

Psalm 23 (KuS 650);

Geborgen ist mein Leben in Gott (SGw 70)

III. Zur Gestaltung der Reihe

Von Elia ist jahrhundertelang weitererzählt worden. Spätere Erfahrungen flossen ein. Geschichten wurden gesammelt, aufgeschrieben und in ein Geschichtswerk eingefügt. Wenn wir sie heute erzählen, kann viel Historisches außen vor bleiben. Hoffentlich gelingt es uns aber, so zu erzählen, dass wir uns selber in wichtigen Punkten wiederfinden können.

Jede Geschichte sollte so dargeboten werden, dass Kinder einen Zugang finden können, auch wenn sie die anderen Geschichten nicht kennen.

In der dritten und vierten Geschichte wird am Ende ein blutiges Unheil angekündigt, in der zweiten wird es verübt. Ich selber möchte nicht mit solch einer Aussicht entlassen werden. Für die Kinder will ich das schon gar nicht. Wie gehen wir damit um? Das muss für jeden Sonntag bedacht werden.

Bilder zu jeder Geschichte finden sich in: Anneliese Pokrandt/Reinhard Herrmann, Elementarbibel (vergriffen, im Internet günstig antiquarisch zu finden).

Elia-Rap: Im Musical »Elia – Gott ist da« wird in einem Rap die ganze Elia-Geschichte erzählt (Heidrun Viehweg/Jakob Stauber). CD mit Musik und CD mit PDF-Datei der Texte (Kinderbibelwoche + Musical) erhältlich beim Rheinischen Verband für Kindergottesdienst (€ 8,00, zzgl. Porto+Verpackung, Bestellung unter: www.kindergottesdienst-ekir.de).

Rainer Ollesch

1. Könige 16,29–33; 17,1–6

I. Vorüberlegungen

Ahab, nach der Spaltung des Reiches von David und Salomo (926 v. Chr.) König des Nordreiches (871–852 v. Chr.), war außen- und wirtschaftspolitisch erfolgreich, aber die Beurteilung der biblischen Geschichtsschreiber 300 Jahre später ist vernichtend. Für die biblischen Autoren zählt nur ein Maßstab: Treten die Könige eindeutig für die Verehrung des Gottes Israels ein?

Ahab scheint persönlich daran festzuhalten, aber er toleriert und fördert auch die öffentliche Verehrung des Baal (Aussprache: Ba-al), die seiner Frau Isébel wichtig ist und lässt einen Baal-Tempel in der Hauptstadt Samaria bauen.

Gott will König und Volk zur Umkehr bewegen. Deshalb beauftragt er Elia mit einer Unheilsbotschaft. Der gerät dadurch in Gefahr: Ahab und Isebel werden ihn suchen, um ihn zur Rücknahme seines Fluches zu bewegen oder zu töten.

Doch Elia soll kein Märtyrer werden, sondern auch in Zukunft Gottes Prophet sein. Deshalb befiehlt ihm Gott zu fliehen – und verspricht zugleich, ihn zu bewahren.

Elia erfährt das Wunder, dass Gott ihn am Leben erhält. Das ist kein allgemeines Gesetz (»Allen wird geholfen, sofern sie nur glauben.«), aber schon oft haben Menschen die Erfahrung gemacht: Gott hat errettet, obwohl nicht damit zu rechnen war. »Er weiß viel tausend Weisen, zu retten aus dem Tod.« (EG 302,5) Unglaublich. Deshalb erzählt die Bibel unglaubliche Geschichten.

Vielleicht kann uns diese Wundergeschichte auch außerhalb des Erntedankfestes zum Nachempfinden bringen: Wie das ist, wenn wir Hunger haben. Wie froh wir sind, wenn es endlich etwas zu essen gibt. Zum Staunen: Es ist nicht selbstverständlich, wenn wir genug zum Leben haben. Zur Dankbarkeit. Und zum Nachdenken: Viele Menschen weltweit haben Hunger! Können wir von den Raben etwas »lernen«?

Erfahrungen, die Kinder kennen: ‣Sich in eine fremde Umgebung trauen ‣Klein gegen Groß ‣weglaufen ‣sich verstecken ‣Hunger haben ‣aufs Essen warten Wie lange noch? ‣…

In der Auseinandersetzung, die Elia führt, geht es um das fragwürdige Nebeneinander von Jahwe und Baal: Die gleichen Menschen verehren an den Festtagen den Gott Israels, aber scheren sich im Alltag nicht um ihn. Kennen wir so etwas aus dem eigenen Leben, in unserer Umgebung? Kann das wenigstens ansatzweise auch im Kindergottesdienst anklingen?

II. Gestaltungshinweise

Psalm 23

Dieser Sonntag trägt den Namen Misericordias Domini: »Barmherzigkeit des Herrn« – dargestellt am Bild des Hirten. So hat der Sonntag auch den Beinamen: »Sonntag des guten Hirten.« Wochenpsalm ist Psalm 23. Passt der nicht besonders gut zu dieser Geschichte?

Lieder

Ich singe dir mit Herz und Mund

(EG 324/KuS 374);

Du meine Seele, singe (EG 302/ KuS 324);

Wir pflügen und wir streuen (EG 508/KuS 622; besonders der Refrain)

Schlussgebet

Gott, du gibst so reichlich, dass genug für alle da ist,

und trotzdem haben viele Menschen Hunger wie Elia:

Weil der Regen ausgeblieben ist und nichts mehr wächst.

Weil Menschen fliehen müssen und nicht ernten können.

Weil andere Menschen ihnen das Letzte wegnehmen.

Weil niemand sich um sie kümmert.

Gott, sorge für die Frauen, die Männer und die Kinder, die nicht genug zu essen haben:

Dass die Satten die Hungernden sehen

und sich von ihrer Not anrühren lassen.

Dass alle, die etwas haben, bereit sind abzugeben.

Gott, mach uns Beine und lass uns Flügel wachsen, dass unsere Hilfe zu den Hungernden hinkommt,

damit wir ihnen helfen können, wie Elias Raben. Amen.

»Wanted!«

Elia wird gesucht. Wenn es damals schon Steckbriefe gegeben hätte … Wir schreiben/malen einen Steckbrief: Angaben zur Person, Aussehen, mögliche Aufenthaltsorte, Vergehen …

Am Bach Krit

Wir sitzen mit Elia am Bach Krit. Wir schließen die Augen. Wir hören …, spüren …, denken … Was mag Elia beten? Oder singen?

Wie die Raben

Viele Menschen auf der Welt haben Hunger. Für sie kommen keine Raben. Wir müssen für sie die Rolle der Raben übernehmen. Nicht »stehlen wie die Raben«, sondern »helfen wie die Raben«. Was alles dazu gehört, welche Menschen dafür gebraucht werden, darüber kommen wir mit den Kindern ins Gespräch.

Bilder
Elia-Rap

Die beiden Strophen des Elia-Rap (s. »Zur ganzen Reihe«, Seite 149) zur heutigen Geschichte sind aus: »Erzählen mit allen Sinnen« (S. 267f; s. hierzu auch Seite 161).

III. Erzählungen

Baal sei Dank!

(Dazu können Bilder, Fotos oder gezeichnete, gezeigt werden: Kornähren, Weintrauben, Geldmünzen/Banknoten …)

Seht euch das Getreide an! Ein milder Regen noch, dann wird es wachsen und wachsen und wachsen. Wenn das keine dicken Weizenkörner werden. Wir kriegen eine Riesenernte diesmal, wetten? Baal sei Dank!«, sagen die Bauern.

»Und unsere Weintrauben«, sagen die Winzer. »Prächtig, wie sie gedeihen. Schaut euch das an! Das gibt eine Rekordernte in diesem Jahr. Das wird ein hervorragender Wein. Prost! Baal sei Dank!«

»Die Geschäfte gehen fantastisch«, sagt die Tuchhändlerin. »Seitdem Isebel unsere Königin ist, werden aus den Häfen am Mittelmeer die besten Stoffe eingeführt. Damit lässt sich Geld verdienen. Baal sei Dank!«

»Es gibt jetzt neue Gesetze«, sagen die Großgrundbesitzer. »Da können wir Land günstig aufkaufen und billig produzieren. Baal sei Dank!«

»Unser König genießt überall Respekt«, sagen die Soldaten. »Ahab befiehlt und wir gehorchen. Wir kämpfen für ihn. Wir sind wieder ein mächtiges Volk. Baal sei Dank!«

Und die Diener sagen: »Wir sind am Hof angestellt. Da haben wir einen sicheren Arbeitsplatz und wir kennen die richtigen Leute. Das hat große Vorteile. Baal sei Dank!«

Denkt niemand mehr an Gott?

So reden alle vom Geld. Sie reden vom Reichwerden. Sie reden von der Macht. Alle reden von Baal. Spricht keiner mehr von dem großen, guten Gott, der sein Volk aus der Sklaverei befreit hat? Denkt niemand mehr an die Worte, die er seinen Leuten mit auf den Weg gegeben hat? Wie ist das mit dem König? Oder mit der Königin? Merken die nicht, was los ist?

Ach was, das Königspaar … Der König kennt zwar noch die Geschichten von damals, aber Isebel weiß davon nichts. Das kann der Königin auch alles gestohlen bleiben. Aber einen Tempel für Baal, den soll es in der Hauptstadt geben! Und so steht nun tatsächlich in Samaria ein funkelnagelneuer, prächtiger Baal-Tempel.

Und niemand denkt an den Gott Abrahams, Isaaks und Davids? Doch. Wenn ein großes Fest ist. Dann tun sie das. Dann reden sie ein bisschen vom Gott Israels. Beim Passahfest zum Beispiel. Das feiern sie natürlich ganz groß. Alle Jahre wieder. Aber sonst? So im Alltag? Da wollen sie nichts von ihrem Gott wissen.

Elia und die lachende Königin

Nur einer will es. Der Mann heißt Elia. Der befindet sich eines Tages auf einmal im Palast des Königs. Wo kommt er her? Und wer hat ihn hereingelassen? Er steht da vor dem König und der Königin. »Ahab«, sagt er, »hör zu: Gott, der Herr, schickt mich zu dir. Der Gott Israels. Ich bin sein Diener. Gott lässt dir sagen: >Es wird nicht mehr regnen und es wird kein Tau vom Himmel fallen. Lange, lange Zeit nicht. Erst dann, wenn ich es sage.<« Dann dreht sich Elia um und geht.

Kaum hat sich die Tür hinter ihm geschlossen, da lacht Isebel los: »Was für ein verrückter Kerl! Schon wie der aussieht mit seinem alten Fellmantel und dem Ledergürtel. Altmodisches Zeug. So etwas trägt hier doch kein Mensch mehr. Und dann die alten Geschichten vom Gott Israels! Als ob der bei uns noch etwas zu sagen hätte … Kein Regen – was für ein Quatsch!« Die Königin lacht sich halb tot. Das tut sie noch öfter in den nächsten Tagen und Wochen, wenn sie an den verrückten Kerl denkt.

Die furchtbare Dürre

Aber mit der Zeit vergeht ihr das Lachen. Denn was Elia gesagt hat, das geschieht auch. Morgens liegt kein Tau mehr auf dem Boden. Es regnet nicht. Nicht einmal ein paar kleine Schauer ab und zu. Kein einziger Tropfen Regen. Alles verdorrt. Das Getreide verkümmert. Die Weintrauben bleiben winzig. Die Bäche trocknen aus. Die Quellen versiegen. Die Tiere auf den Feldern brüllen vor Durst. Eine furchtbare Dürre breitet sich überall aus. Isebel ist jetzt voller Zorn. Und jeden Tag wird sie zorniger: »Der Kerl hat uns das eingebrockt. Das soll er büßen! Sucht ihn! Verhaftet ihn! Ihr müsst ihn finden!« Soldaten werden losgeschickt. Die suchen an allen Ecken und Enden nach Elia. Aber sie finden ihn nicht. Sie können ihn gar nicht finden. Er ist längst in Sicherheit.

Wo ist Elia?

»Geh weg von hier«, hat ihm Gott gesagt. »Flieh nach Osten, der Sonne entgegen. Immer weiter, bis du zum Jordan kommst. Da gibt es den Bach Krit, der fließt in den Jordan. Dort sollst du dich verstecken.« – »Und wovon soll ich leben?«, hat Elia gefragt. – »Du kannst Wasser aus dem Bach trinken. Und ich will Raben schicken, die werden dich versorgen«, hat Gott gesagt.

Raben? Diese schwarzen Vögel? Da kann man sich nur wundern, genauso wie Elia. Aber Elia ist tatsächlich losgegangen. Immer weiter nach Osten.

Und dort am Bach Krit ist er jetzt. Es ist eine völlig einsame Gegend. Kein Mensch lebt da weit und breit. Niemand ist da, der ihm etwas bringen oder der ihm irgendwie helfen könnte. Niemand. »Gott, wie soll das bloß weitergehen?« Aber aus dem Bach kann Elia frisches, klares Wasser schöpfen. Und jeden Tag, wenn der Hunger kommt, schaut Elia zum Himmel: »Wo bleiben die Vögel, die Gott schicken will?« Und sie kommen. Und so bekommt Elia sein tägliches Brot und etwas Fleisch.

Genau so viel, dass er satt wird. Gott sei Dank!

Elia versteht das nicht

Elia schüttelt den Kopf. Niemand redet mehr vom guten Gott. Nur noch von diesem Baal reden die Leute. »Baal sei Dank!«, sagen sie immer.

Elia versteht das nicht. Wie soll das nur weitergehen? Wenn alle den guten Gott vergessen – nein, das kann nicht gut enden. »Gott hat uns hierhergebracht in unser Land. Er gibt uns alles, was wir brauchen. Er sagt uns, wie wir leben sollen. Aber vom guten Gott wollen die Leute nichts mehr wissen«, sagt Elia. »Auch der König nicht.« – »Du hast recht, Elia«, sagt Gott. »Geh zum König.« Und Elia geht los. Es ist ein weiter Weg bis zum Königspalast.

Elia vor dem König und der Königin

Dann steht er endlich vor dem König: Unten Elia mit seinem alten Fellmantel und dem Ledergürtel, oben König Ahab in einem neuen prächtigen Gewand, daneben seine Frau. Sie heißt Isebel. »Ahab, hör mir zu«, sagt Elia. »Der Gott Israels schickt mich zu dir. Der gute Gott. Ich soll dir sagen: Es wird nicht mehr regnen. Monatelang, jahrelang – kein Regen mehr. Auch kein Tau, der vom Himmel kommt. Es wird erst wieder regnen, wenn ich es sage.« Dann dreht sich Elia um und geht.

Isebel fängt an zu lachen: »Solch ein verrückter Kerl. Wie der schon aussieht! Und was für einen Quatsch der erzählt! Kein Regen? Ach, du meine Güte. Als ob der Gott Israels irgendetwas zu sagen hätte. Ich lach‘ mich tot.«

Die Dürre und Isebels Wut

Aber irgendwann lacht die Königin nicht mehr. Es regnet wirklich nicht. Heute nicht, in der nächsten Woche nicht und ein halbes Jahr später auch nicht. Kein einziger Tropfen. Alles verdorrt. In den Bächen ist kein Wasser mehr. Die Tiere auf den Feldern brüllen vor Durst. Solch eine schreckliche Dürre hat es noch nie gegeben.

Isebel ist zornig und wird immer zorniger: »Dieser Kerl hat uns das eingebrockt. Rache! Sucht ihn, verhaftet ihn! Los!« Die Soldaten suchen. Sie suchen im ganzen Land. Aber sie finden Elia nicht. Wo ist Elia?

Pssst, wo ist Elia?

(Flüstern) Pssst, das soll niemand wissen. Der König und die Königin dürfen es auf keinen Fall erfahren. Aber euch will ich es verraten. »Lauf weg«, hat Gott zu Elia gesagt. »Lauf der Sonne entgegen. Weit, immer weiter. Dann kommst du zum Bach Krit. Dort sollst du dich verstecken. Und ich will dich versorgen.« Da hat sich Elia gleich auf den Weg gemacht.

(Wieder normale Lautstärke) Und dort ist er jetzt an einem Bach mit klarem Wasser. Elia ist da ganz allein. Kein Mensch ist da sonst. Niemand gibt es weit und breit, der ihm helfen könnte. Aber Vögel gibt es, die ihm etwas zu essen bringen. Kohlpechrabenschwarze Vögel. Sie bringen Elia so viel, dass er jeden Tag satt wird. Und jeden Tag kann er das frische Wasser aus dem Bach trinken. »Cool«, sagt Elia, »danke, Gott!«

(Summen: »Danke für diesen guten Morgen« o. ä.)

Rainer Ollesch

1. Könige 19,1–16

I. Vorüberlegungen

Israels Gott ist stärker als die anderen Götter – das hat er demonstriert. Aber hat sich dadurch beim Volk etwas geändert? Der Königin jedenfalls hat die Sache nicht imponiert. So läuft Elia um sein Leben – in der Gewissheit: »Alles war umsonst. Ich habe nicht mehr erreicht als die Generationen vor mir.« Er ist ausgebrannt. Er will nur noch einschlafen und nicht mehr aufwachen. »Vielleicht ist er ja auch moralisch gebrochen, mit sich und seinem Gott nicht mehr im Reinen wegen dem, was er im Auftrag Gottes, wie er es verstand, in seiner religiösen Raserei gemacht hat.« (D. Wendler)

Aber Gott will ihn durch dieses Tief hindurchtragen. Deshalb schickt er einen Engel. Der weckt Elia auf, gibt ihm Nahrung, lässt ihn weiterschlafen. Weckt ihn wieder auf, gibt ihm erneut zu essen. So wächst dem Elia Bissen für Bissen neue Kraft zu. Er kommt wieder auf die Beine, schafft den langen Weg, den der Gottesbote ihm zumutet.

Er kommt zum Berg Sinai (hier Horeb genannt). Dorthin, wo Gott ganz am Anfang versprochen hat: »Ich will euer Gott sein.« Hier gibt ihm Gott Gelegenheit, seine Verzweiflung loszuwerden. Und dann wendet er sich ihm in einer Weise zu, die Elia aus seinem Loch herausholt.

Die Naturphänomene, von denen erzählt wird, zeigen an vielen Bibelstellen Gottes Macht und Gegenwart an. Hier aber wird gesagt: »Gott war nicht im Wind/Erdbeben/Feuer.« Und dann ist da auf einmal dieser »ganz leise Hauch«. Aber es geht nicht um ein neues Gottesbild: Anstelle eines machtvollen Gottes nun ein »leiser« Gott. Vielmehr gleicht sich Gott Elias Verfassung an. Einen überwältigend großen, starken Gott könnte er im Augenblick wohl gar nicht verkraften und wahrnehmen. Die Stille ist Voraussetzung dafür, dass er aus der Höhle kommt, seine Depression überwindet, zum Zuhören verlockt wird.

Gott lässt sich noch einmal das Klagen gefallen und sagt dann erstaunlicherweise, dass er diesen depressiven Elia weiterhin in seinem Dienst haben will. Die Details des Auftrages an Elia lasse ich weg.

»Ich kann, mag nicht mehr!« Kinder verkriechen sich oder ziehen sich die Bettdecke über den Kopf. Hoffentlich haben sie dann einen so kinderfreundlichen Engel wie Elia.

Der sagt nicht: »Stell dich bloß nicht so an!« Er redet überhaupt nicht viel. Vielleicht gibt er nur einen kleinen Stups: »Hey!« Oder er sagt irgendwann: »Junge, iss mal was!« Dann lässt er einen einfach schlafen. Bedrängt einen nicht. Verwickelt einen nicht in ein Gespräch, wenn man nicht will. Erwartet auch kein Sündenbekenntnis. Ein Engel, der Zeit lässt.

Und Gott hält das Klagen aus. Und sagt dann: »Ich brauche dich. Du kannst etwas für mich tun.« Was könnte stärker ermutigen?

II. Gestaltungshinweise

Lieder

Dieser Sonntag heißt Kantate: »Singt!« Was könnte Elia singen? Und wir mit ihm?

Bewahre uns, Gott (EG 171/KuS 174/LJ 117);

Ich möcht, dass einer mit mir geht

(EG209/KuS 260/LJ 137/KG 211/MKL 82);

Er weckt mich alle Morgen (EG 452/KuS 572);

Herr, gib uns Mut zum Hören (EG RT);

Gott hält seine Hand über mir (KuS 186/LJ 540)

Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt (EG RT/KuS 398/LJ 560/KG 112/KKL 85);

Das wünsch ich sehr (KuS 410/LJ 488/MKL 5);

Du verwandelst meine Trauer

(KuS 411/LJ 508/KG 198/MKL 9/LH 64/KKL 48);

Aus der Tiefe rufe ich zu dir

(KuS 417/LJ 359/MKL2 8/LH 84);

Gott setzt auf mich (KKL 71)

Schlussgebet

Du aufmerksamer Gott, du siehst und hörst

die Menschen, die tief unten sind, traurig und verzweifelt und am Boden zerstört.

Deshalb bitten wir dich für alle Kinder,

die in der Schule nicht klarkommen:

Richte sie wieder auf!

Wir bitten für alle, die im Sport Misserfolge haben:

Richte sie wieder auf!

Wir bitten für alle, die einen Freund verloren haben:

Richte sie wieder auf.

Für alle, die bei ihrer Arbeit in der Kirche Enttäuschungen erleben:

Richte sie wieder auf.

Für alle, die das Gefühl haben: Ich tauge nichts mehr!

Richte sie wieder auf.

Lass sie hören, was du uns allen sagst:

»Ich bin da und ich brauche dich.«

Amen.

Körperübungen
Erschöpfung und Stärkung
Gespräch

Wenn wir »down« sind

Der Autor empfiehlt hierzu, die Geschichte mit dem Kamishibai-Bildsatz Elija in der Wüste bildlich zu begleiten. Siehe hierzu »Der besondere Tipp«, Seite 167.

III. Erzählungen

Gewonnen!

»Gewonnen!«, jauchzt es in Elia, als er sich zum

Schlafen hinlegt: »Gott, du hast es ihnen gezeigt. Du hast gezeigt, dass du der wahre Gott bist. Und ich dein Prophet.« Er hört noch die Schreie auf dem Berg Karmel: »Der Herr ist Gott! Der Herr ist Gott!« Elia ist hundemüde, aber so glücklich wie heute war er noch nie. »Wir haben es geschafft!«

Isebel tobt – Elia schläft

Allerdings … er hat keine Ahnung, was in Samaria im Palast los ist. Könnt ihr euch das vorstellen? Die Königin tobt. »Was höre ich, Ahab?«, schreit sie. »Der Herr ist Gott! Der Herr ist Gott! – Das haben die Leute auf dem Berg Karmel gerufen?« Isebel hält sich die Ohren zu. »Nur weil da plötzlich ein bisschen Feuer vom Himmel gekommen ist?« Die Königin ist außer sich vor Wut. »Ich bring den Katastrophen-Propheten um! Elia muss sterben.«

Aber der schläft seelenruhig. Auch am nächsten Morgen fühlt er sich gut. Doch dann kommt die Nacht. Auf einmal lautes Klopfen an der Tür. Eine Stimme ruft: »Aufmachen!« Und da steht der Mann auch schon im Haus. »Ich komme von der Königin«, sagt er. »>Du bist Elia, aber ich bin Isebel<, lässt sie dir ausrichten. >Morgen werde ich dich umbringen. Bei Baal!« Und schon ist der Todesbote wieder in der Nacht verschwunden.

Bloß weg von hier!

Da macht sich Elia auf den Weg. Bloß weg von hier! Er läuft um
sein Leben. Er läuft bis zur Wüste. Und er läuft weiter, in die Wüste hinein. Manchmal macht er eine kurze Pause, dann geht es wieder los. Aber das Laufen fällt ihm immer schwerer. So sitzt er am Ende unter einem Wacholderbusch. »Gott, lass mich sterben. Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Was wollte ich alles für dich tun. Aber ich habe nicht mehr geschafft als alle anderen vor mir. Ich habe verloren. Lass mich sterben.« Elia ist lebensmüde. Er schläft ein. Am liebsten möchte er gar nicht mehr aufwachen.

Der Engel, der einen Stups gibt

Doch dann ist da jemand, der ihm irgendwann einen leichten Stups gibt: »Hey.« Ist das ein Hirte? Es ist ein Bote von Gott. Der weckt ihn auf und sagt: »Steh auf und iss etwas.« Essen? Elia schaut sich um. Da liegt neben ihm ein geröstetes Brot. Und ein Krug mit Wasser steht auch da. Essen? Trinken? Ja, Elia isst und trinkt. Ganz langsam. Dann schläft er wieder ein. Er ist todmüde. Und der Gottesbote lässt ihn schlafen.

Dann berührt er ihn wieder an der Schulter. Diesmal ein bisschen kräftiger, stelle ich mir vor: »Elia, steh auf. Iss und trink. Du hast einen weiten Weg vor dir.« Elia tut es. Er isst das Brot, trinkt das Wasser – und dann macht er sich auf den Weg. Er spürt neue Kraft in sich. Jetzt kann er wieder laufen. An diesem Tag und an jedem neuen Tag. Gott sei Dank.

Immer tiefer geht es in die Wüste hinein.

Elia in der Höhle

So kommt er schließlich zum Gottesberg Horeb, der auch Sinai genannt wird. Dort findet er eine Höhle. Das ist gut für die Nacht. Darin kann er sich ausruhen. Und dann kommt der Morgen. Als er wach wird, hört er Gottes Stimme: »Elia, was machst du eigentlich hier?« Da bricht die Klage aus ihm heraus: »Gott, ich kann nicht mehr. Ich habe für dich gearbeitet. Aber alles war umsonst. Ich habe verloren. Dein Volk hat dich verlassen. Sie wollen nichts von dir wissen. Ich bin als Einziger übriggeblieben. Und jetzt wollen sie mich umbringen. Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr.« So klagt Elia und verkriecht sich tiefer in seine Höhle.

Aber Gott sagt zu ihm: »Elia, steh doch auf! Steh auf und geh zum Eingang der Höhle. Dort bleib stehen. Ich will kommen.« Da steht Elia also auf und geht zum Eingang der Höhle. Und dann geschieht es: Ein gewaltiger Sturm bricht los, der Wind heult. Elia hält sich die Ohren zu. Aber Gott ist nicht in diesem Sturm. Dann beginnt die Erde zu beben. Elia lehnt sich an die Wand, um nicht zu stürzen. Aber Gott ist nicht in diesem Erdbeben. Und dann ist da ein riesiges Feuer, eine prasselnde Feuerglut. Elia schlägt die Hände vors Gesicht. Aber Gott ist nicht in diesem Feuer.

Die himmlische Stille

Dann ist auf einmal Ruhe. Ganz still ist es. Eine himmlische Stille. Elia atmet auf. Tut das gut! Nichts Lautes mehr ist zu hören. Nur ganz leise ist da etwas. So wie ein leichter Lufthauch. Wie eine ganz, ganz sanfte Stimme. So, wie wenn jemand flüstert. Elia hört es. Er lauscht in die Stille. Dann zieht er sich seinen Mantel vors Gesicht und traut sich aus der Höhle hinaus.

Da hört er wieder Gottes freundliche Stimme: »Elia, was machst du hier?« Wisst ihr, was Elia darauf antwortet? Ich fürchte, das kennt ihr schon – er klagt: »Gott, ich kann nicht mehr. Ich habe für dich gearbeitet. Aber alles war umsonst. Ich habe verloren. Dein Volk hat dich verlassen. Sie wollen nichts von dir wissen. Ich bin als Einziger übriggeblieben. Und jetzt wollen sie mich umbringen. Ich kann nicht mehr. Und ich will nicht mehr.« So klagt Elia. Ja, wieder genau das Gleiche, o je!

Guter Gott, was sagst du dazu?

»Ich brauche dich«

Gott sagt: »Elia, mach dich auf den Weg. Geh wieder zurück. Verlass die Wüste und geh zu den Menschen. Geh zurück zu deinem Volk. Geh wieder an deine Arbeit. Erzähl von mir und tu, was ich dir dann sage. Ich brauche dich.« Gott sagt das ganz leise. Aber Elia hört es. Er kann es kaum glauben. Aber er macht sich auf den Weg.

Elia jubelt – die Königin tobt

»Gewonnen!«, jubelt Elia. »Guter Gott, du hast es allen gezeigt: Du bist der wahre Gott.« Alle haben es gesehen. »Der Herr ist Gott!« Alle haben es gerufen. Elia ist noch nie so glücklich gewesen wie heute.

Aber die Königin, die ist gar nicht glücklich. »Der Herr ist Gott! – Das haben die Leute gerufen?« Isebel tobt. Isebel hält sich die Ohren zu. Noch nie ist sie so sauer gewesen wie heute. »Das soll Elia büßen«, schnaubt sie.

Der weiß von nichts. Elia schläft seelenruhig. Doch plötzlich – ein lautes Klopfen: »Aufmachen!« Und schon steht da ein Mann in der Tür: »Ich komme von Isebel. Morgen sollst du sterben. Das schwört die Königin beim Gott Baal.« So sagt es der Todesbote dem Elia und verschwindet gleich wieder in der dunklen Nacht.

Elia läuft um sein Leben

Da rennt Elia los. »Bloß fort!«, denkt er. Er läuft um sein Leben. Noch nie ist er so schnell gelaufen wie heute. Noch nie ist er so weit gelaufen. Laufen, laufen, laufen. Bis in die Wüste.

Aber dann kann er nicht mehr. Und so sitzt Elia schließlich erschöpft unter einem Wacholderbusch. »Gott, ich kann nicht mehr. Ich mag nicht mehr. Ich wollte so viel für dich tun, aber es hat nichts gebracht. Ich habe verloren. Gott, lass mich sterben!«

Elia schläft ein und will nicht mehr aufwachen.

Der Engel, der einen Stups gibt

Doch irgendwann gibt ihm jemand einen leichten Stups: »Hey!«

Ist das ein Hirte? Es ist ein Bote von Gott. Der weckt Elia auf und sagt: »Iss etwas.« Da liegt ein Brot, da steht ein Krug mit Wasser. Essen und Trinken? Elia macht’s.

Dann schläft er wieder ein. Und der Engel lässt ihn schlafen. Elia ist so müde. Dann stupst der Engel ihn wieder an: »Elia, steh auf, iss und trink. Du hast einen weiten Weg vor dir.« Elia tut es.

Dann macht er sich auf den Weg. Er hat neue Kraft.

Elia in der Höhle

So kommt er zum Berg Horeb. Dort kann er sich in einer Höhle ausruhen. Dann hört er, wie Gott zu ihm sagt: »Elia, was machst du eigentlich hier?« Da kann Elia wieder nur klagen: »Ach, Gott, ich kann nicht mehr. Ich mag nicht mehr. Ich habe so gearbeitet! Aber alles war umsonst. Jetzt wollen sie mich sogar umbringen.« Und Elia verkriecht sich noch tiefer in seiner Höhle.

»Elia, komm zum Eingang«, sagt Gott. »Ich will ganz nahe bei dir sein.« Elia steht auf und und geht zum Eingang.

Da bricht ein gewaltiger Sturm los. Elia hält sich die Ohren zu.

Dann beginnt die Erde zu beben. Elia muss sich festhalten.

Dann ist da eine prasselnde Feuerglut. Elia schlägt die Hände vors Gesicht. Aber von Gott spürt er nichts.

Jetzt traut sich Elia heraus

Und dann ist auf einmal Ruhe. Eine himmlische Stille. Ach, tut das gut! Nur ganz leise ist da etwas. Wie ein leichter Hauch.

Jetzt traut sich Elia aus der Höhle hinaus. Da hört er Gottes freundliche Stimme: »Elia, was machst du hier?« Und wieder klagt Elia: »Ach, Gott, ich kann nicht mehr. Ich mag nicht mehr. Ich habe so gearbeitet! Aber alles war umsonst. Jetzt wollen sie mich sogar umbringen.« So klagt er. Oje, was wird Gott dazu sagen?

»Los, Elia«, sagt Gott, »geh wieder zurück. Geh zu deinem Volk. Geh wieder an deine Arbeit. Ich brauche dich.«

Gott sagt das ganz leise. Aber Elia hört es. Er kann es kaum glauben. Noch nie ist er so dankbar gewesen wie heute. Und gleich geht er los.

Rainer Ollesch

1. Mose 18,1–15; 21,1–7

I. Vorüberlegungen

Da Reisen langwierig und gefährlich war, war die Gastfreundschaft vor rund 3000 Jahren nicht nur eine nette Geste, sondern oft überlebensnotwendig. Wasser und eine kleine Mahlzeit wurden gereicht, Ausruhen ermöglicht, am Abend sogar ein Schlafplatz angeboten. Oft brachten die Gäste ein kleines Geschenk mit. Eine Tonschale vielleicht. Mit dem Gastgeschenk gaben sie ein Stück ihrer Kultur weiter.

Impuls zum Thema Gastgeschenk + Austausch:

»Das Gastgeschenk in unserer Geschichte ist die Ankündigung, dass ein großer Wunsch in Erfüllung geht.« So vorbereitet lesen wir die biblischen Erzählungen.

Schon allein die Szenerie der Geschichte macht Kinder neugierig: Das Wohnen in einem Zelt, Mahlzeiten, die draußen gegessen werden, Gäste haben … Wie Abraham, wären auch sie sicher eifrig dabei, die Gäste zu bewirten.

Fast märchenhaft klingt in den Ohren der Kinder die Ankündigung der Geburt eines langersehnten Kindes. Hier können wir bei ihren großen Wünschen anknüpfen:

Mussten auch sie schon einmal sehr lange warten, bis sich ein Wunsch erfüllt hat?

Wie war dann ihre Reaktion? Auch Staunen, ungläubiges Lachen?

II. Gestaltungshinweise

Lieder

Nimm das Brot, stärke dich (KKH 35);

Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen

(EG 272/KuS 312/LJ 160/KG 161)

Gebet nach der Geschichte

Du bringst mich zum Lachen, Gott,

wenn ich traurig bin.

Du bringst mich zum Lachen,

weil du Wege weist,

die mir nicht im Traum einfallen würden.

Du bringst mich zum Lachen,

weil du mir Boten schickst,

die Hoffnung bringen.

Amen.

»Ich freu mich über Gäste«-Spiel

In Anlehnung an das Spiel »Ich packe meinen Koffer« spielen wir das »Gäste-Spiel«. Wir sitzen im Kreis, eine*r fängt an und sagt: »Ich freu mich über Gäste und tische eilig auf …« Dann wird eine Sache genannt, die er bzw. sie auf den Tisch stellt. Das nächste Kind beginnt ebenfalls mit dem Eingangssatz und wiederholt, was das erste Kind gesagt hat. Außerdem fügt es dem ersten Gegenstand einen zweiten hinzu. So wird der Tisch immer mehr gedeckt. Der Clou des Spieles ist: Es kommen immer mehr Dinge und Speisen zusammen, die man sich merken und sie aufzählen soll.

»Eile, menge, knete, backe-Brotfladen«-Spiel

In Anlehnung an das Spiel »Obstkorb«: Die Spielleitung hat für alle viererlei Zettel vorbereitet. Auf jedem Zettel steht eines der folgenden Worte: eile, menge, knete, backe. Dabei ist die Häufigkeit der Worte ungefähr gleich verteilt. Die Zettel liegen gefaltet in einem Korb und jedes Kind darf einen herausziehen und ihn lesen. Alle setzen sich in einen Stuhlkreis. Nur ein Kind steht in der Mitte des Kreises. Es versucht, einen Sitzplatz zu bekommen, indem es eines der vier Worte ruft. Alle, die dieses Wort auf ihrem Zettel haben, stehen auf und wechseln schnell die Plätze. Währenddessen versucht das stehende Kind, einen der freien Stühle zu besetzen. Das dann stehende Kind macht weiter und ruft eines der vier Worte.

Der Joker ist das Wort »Brotfladen«. Wenn dieses Wort gerufen wird, wechseln alle den Platz.

Einfaches Brotfladen-Rezept

(Zubereitungszeit ca. 30 Minuten)

125 g Weizenvollkornmehl

125 g Weizenmehl Type 405

250 g Naturjoghurt (zimmerwarm)

1 TL Backpulver

½ TL Salz

3 TL Öl

Das Mehl mit Backpulver und Salz in einer Rührschüssel vermischen. Danach den Joghurt löffelweise hinzufügen und verrühren. Alles zu einem geschmeidigen Teig kneten und ca. 10 Minuten ruhen lassen.

Den Teig in 10 gleich große Teile teilen. Die Teile auf einer bemehlten Fläche mit den Händen flach drücken. Dann bei 200°C Ober- und Unterhitze auf der mittleren Schiene ca. 8-10 Minuten backen, dann wenden und noch 3-5 Minuten weiterbacken. Die Brotfladen schmecken sehr gut mit etwas Butter oder Frischkäse.

»Teller drehen«

Alle Mitspielenden sitzen auf Stühlen im Kreis. Eine Person fängt an. Sie dreht in der Mitte des Kreises einen stabilen Plastikteller/eine Frisbeescheibe auf der Tellerrand-Kante. Dabei sagt sie: »Ich koche gern und lade ein …« und nennt dann den Namen eines*einer Mitspielenden. Diese*r steht auf, läuft zum Teller und versucht, diesen aufzufangen, noch während er sich dreht. Gelingt dies, darf er*sie nun den Teller drehen.

Lied: Siehe, ich sende einen Engel vor dir her (Kanon)

Zum Sonntag am 27.06.2021, »Liturgische Elemente«, Seite 225.

Das Lied (Noten und Text) ist im Printmedium »Evangelische Kinderkirche«, 2-2021, abgedruckt.

III. Erzählungen

Mitmach-Geschichte, bei der die handelnden Rollen mit je einem Kind besetzt werden, das die in der Geschichte erzählten Tätigkeiten pantomimisch umsetzt. Der Erzähltext wird mit entsprechenden Pausen gelesen, damit die Gesten dazu gemacht werden können.

7 Personen: Sara, Abraham, drei Besucher, Dienerin, Knecht.

Die »Zeltwand«, die Sara von den anderen trennt, ist ein Tuch, das wie ein Vorhang an einem Stock befestigt ist und zwischen Sara und die anderen Spielenden gehalten wird.

Ausgangsszene: Sara sitzt im Zelt auf einem Kissen am Boden. Die »Zeltwand« trennt sie von Abraham, der vor dem Zelt ebenfalls auf einem Kissen sitzt.

Heiß ist es zur Mittagszeit in Kanaan. Abraham sitzt vor seinem Zelt und ruht sich aus. Auch seine Viehherden lagern in dem kleinen Waldstück im Schatten. In Mamre, nahe bei Hebron, haben Abraham, seine Frau Sara und all ihre Knechte und Mägde zusammen mit den Rindern und Ziegen ein Zuhause auf Zeit gefunden. Wenn die Tiere das Gras abgeweidet haben, werden sie wieder weiterziehen. Jetzt aber sind sie erst einmal hier.

Abraham gähnt. In der Mittagszeit steht die Sonne am höchsten und er ist als alter Mann von 100 Jahren auf dem Tiefpunkt seiner Kraft. Er braucht ein kleines Mittagsschläfchen. Und so legt sich Abraham im Schatten seines Zelteingangs auf sein Kissen, um zu schlafen.

Doch was ist das? Drei Gestalten nähern sich. Abraham legt eine Hand über die Augen, um besser sehen zu können. Drei Männer sind es. Drei Männer kommen zu Besuch.

So schnell es geht, steht Abraham auf, klopft sich den Staub aus den Kleidern und eilt den Männern entgegen. Er breitet die Arme aus zum Gruß, verneigt sich und spricht den Mann in der Mitte an: »Mein Herr, wenn es euch recht ist, so tretet näher und seid meine Gäste. In der größten Hitze des Tages sollte niemand unterwegs sein. Es ist zu heiß! Kommt und lasst euch bei mir nieder. Hier unter der großen Steineiche ist viel Schatten. Da sollt ihr ausruhen und euch an einem Bissen Brot stärken.«

Abraham breitet eine große Decke unter der Steineiche aus. Die drei Männer nicken und nehmen auf der Decke Platz. Ein großer alter Baum mit dichtem Blätterdach spendet ihnen Schatten.

Abraham ruft nach der Magd: »Dienerin, Dienerin, komm schnell herbei und bring unseren Gästen eine Schüssel mit Wasser und wasch ihnen die Füße. Der Staub der Reise soll sie nicht mehr zwischen den Zehen jucken, das kühle Wasser soll sie erfrischen.«

Die Dienerin gehorcht, tritt mit einer Schüssel an die drei Männer heran und wäscht einem nach dem anderen die Füße.

Dann geht Abraham zu Sara ins Zelt: »Sara, stell dir vor, wir haben Gäste bekommen.« – »Ja, ich habe es gehört«, nickt Sara. »Die Gäste brauchen etwas zu essen, liebe Sara. So eile und menge feines Mehl, knete und backe Brote.« Sara lächelt: »Das tue ich gerne.« Sie bindet ihre Schürze um und macht sich an die Arbeit: Sie misst das Mehl ab, vermengt es im großen Backtrog mit Sauermilch … Wasser … und Salz und knetet leise summend den Teig kräftig mit
der Hand.

Während im Zelt die Brote vorbereitet werden, läuft Abraham zum Knecht, der für die Rinderherde zuständig ist. »Wir brauchen einen guten, saftigen Braten. Gäste sind zu uns gekommen. Geh und bereite uns ein Essen zu.« Der Knecht verneigt sich und geht los, um Abrahams Wunsch zu erfüllen.

Nach einer Weile ruft Sara aus dem Zelt: »Die Brote sind fertig!« Und so kann Abraham seine Gäste bewirten. Er breitet ein Tuch vor ihnen aus, stellt Becher und einen Krug frischer Milch darauf, dazu die Brote und den Braten und als Nachspeise Sauermilch mit Honig. Auch ein Wasserkrug darf bei dieser Hitze nicht fehlen.

»Womit kann ich euch noch dienen?«, fragt Abraham die drei Männer. »Setz dich zu uns, Abraham«, sagt einer und klopft mit der Hand neben sich auf die Decke. Abraham lässt sich nieder. »Wo ist Sara, deine Frau?«, fragt ein anderer. Abraham deutet auf das Zelt und antwortet: »Sie ist drinnen im Zelt, mein Herr.« – »Ich habe eine Botschaft für euch«, sagt der Mann. »Nächstes Jahr um diese Zeit will ich dich wieder besuchen und dann wird deine Frau Sara einen kleinen Jungen haben.«

Sara, die im Zelt alles mit angehört hat, schlägt vor Erstaunen die Hände vor den Mund und schüttelt den Kopf. Wie soll sie in ihrem Alter noch ein Kind bekommen? »Nein, nein«, ungläubig lacht Sara leise vor sich hin. »Schön wäre es ja, aber mit 90 Jahren wird keine Frau mehr schwanger.« Wieder schüttelt sie den Kopf. Da hört sie erneut die Stimme des Mannes vor dem Zelt: »Warum lacht Sara? Warum glaubt sie meiner Botschaft nicht? Sollte Gott etwas unmöglich sein? Ihr werdet es sehen: In einem Jahr komme ich wieder und Sara wird einen Sohn haben.« Sara im Zelt erschrickt und sagt leise: »Aber ich hab doch gar nicht gelacht.« – »Doch«, hört sie von draußen, »du hast wohl gelacht.«

Und tatsächlich geschieht in den nächsten Wochen ein Wunder: Sara wird schwanger und bekommt mit der Zeit einen dicken, kugelrunden Babybauch. Dann wird ein Kind geboren, so wie es Gott vor langer, langer Zeit versprochen hat. So erfüllt sich auch die Botschaft der drei Männer.

Abraham lacht und nennt seinen Sohn Isaak. Isaak bedeutet »Gott hat mich zum Lachen gebracht«. Auch Sara ist froh und freut sich jeden Tag über ihren kleinen Sohn. »Ja«, sagt sie, »Gott hat mir Freude geschenkt. Mit Isaak bringt er mich jeden Tag zum Lachen.«

Einstimmen auf die Erzählung

»Kinder, stellt euch vor, wir bekommen Gäste. Was müssen wir denn alles vorbereiten, wenn wir Besuch bekommen? Habt ihr da Ideen?« Die Kinder berichten, was sie tun würden: Tisch decken, Kuchen backen, Blumen auf den Tisch stellen, Süßigkeiten kaufen. Nun leite ich zur biblischen Geschichte über:

Ich will euch eine Geschichte von einem ganz besonderen Besuch erzählen. Dazu breite ich mein Erzähltuch aus.

(Mit Kegelfiguren, einem festeren Tuch als Zelt, grünen Zweigen in einer schmalen, braunen Vase als Baum veranschauliche ich die Geschichte.)

Schaut mal, hier ist Abraham. Abraham ist schon 100 Jahre alt, so alt wie euer Urgroßvater. Abraham sitzt vor seinem Zelt. Im Zelt ist seine Frau Sara. Sara ist auch schon fast 100 Jahre alt. Da kommen plötzlich drei Männer vorbei. Weil es sehr heiß ist, lädt Abraham sie ein, bei ihm eine Rast zu machen. »Kommt, seid meine Gäste!« Und Abraham bewirtet die Gäste. Sara backt frisches Brot für sie und Abraham tischt auf: Milch, Butter, Brot und Fleisch.

Da sagt einer der Männer: »Nächstes Jahr um diese Zeit will ich euch wieder besuchen und dann soll Sara einen Sohn haben.« Abraham ist erstaunt. Sara im Zelt kann das gar nicht glauben. »Soll ich in meinem Alter noch ein Baby bekommen?« Sie legt die Hände auf ihren Bauch und lacht: »Das kann ich mir nicht vorstellen!« Der Mann draußen sagt: »Warum lacht Sara? Bei Gott ist nichts unmöglich. Du wirst sehen, nächstes Jahr, wenn ich euch wieder besuche, habt ihr schon ein Kind.«

Und tatsächlich wird Sara schwanger. Nach neun Monaten bekommt sie einen Sohn. Abraham lacht und freut sich. Er nennt seinen Sohn Isaak, denn Gott hat ihn und Sara zum Lachen gebracht.

Lied: Eins, zwei, drei; nach der Melodie von »Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Galopp«.

Das Lied (Noten und Text) ist im Printmedium »Evangelische Kinderkirche«, 2-2021, abgedruckt. Adelheid Neserke

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