Michael kämpft

I. Grundgedanken

Zugänge für den ­Vorbereitungskreis

Zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen herrscht in Deutschland eine hitzige Diskussion über Waffenlieferungen an die Ukraine. Auf der einen Seite ist da das jahrzehntelange Credo der Friedensbewegung »Frieden schaffen ohne Waffen«, auf der anderen Seite wirft der russische Angriffskrieg die Frage auf, ob es nicht ein Gebot der Solidarität ist, der Ukraine durch Waffenlieferungen beizustehen. Ich möchte an dieser Stelle kein biblisch-theologisches Urteil fällen, aber diese Frage kann unsere Sinne schärfen für die Aktualität eines uralten Themas der Menschheit: Der Kampf von Gut gegen Böse.

Zum Text / Zum Thema
  • Die meisten Menschen stellen sich Engel als liebliche, friedvolle Wesen vor. Doch der Erzengel Michael zeigt uns noch eine andere Seite. Im Alten Testament wird er im Buch Daniel mehrfach als »großer Schutzengel« beschrieben, der dem unterdrückten Volk Israel beisteht und gegen dessen Feinde kämpft.
  • In der Offenbarung des Johannes kämpft Michael dann gegen einen siebenköpfigen Drachen. Dieser symbolisiert die Mächte der Finsternis, die sich an Gottes Stelle setzen wollen. Doch Michael und sein Engelsheer besiegen den Drachen und stoßen ihn aus dem Himmel hinab.
  • In beiden Erzählungen geht es um Ermutigung in schwierigen Zeiten: Michael ist ein mutiger Engel, der sich mit Gottes Kraft in den Kampf wagt und das Böse besiegt. Er steht an der Seite derer, die an Gott glauben und beschützt diejenigen, die für das Gute eintreten. Sein Name bedeutet dementsprechend: »Wer ist wie Gott?«, »Wer kann es mit Gott aufnehmen?«
  • In der Kunst wird er oft als Drachenbezwinger mit einem Schwert dargestellt.
Die Kinder und der Text / das Thema

Auch die kindlichen Vorstellungen vom Aussehen und Wirken eines Engels sind oft von Bilderbüchern, Filmen usw. geprägt (s. »Zur ganzen Reihe«, Grundgedanken): Strahlend schöne und freundliche Engel mit Flügeln. Ein Engel mit Schwert dagegen dürfte für die meisten Kinder wohl zunächst irritierend sein.

Gleichzeitig ist Kindern das Motiv »Gut gegen Böse« aus Märchen, Comics oder Filmen bereits gut bekannt. In der Auseinandersetzung damit können sie ein Gespür dafür entwickeln, was gerecht und ungerecht ist. Dabei wird auch in den Geschichten vom Erzengel Michael die menschliche Sehnsucht gestillt, dass am Ende das Gute siegt. Diese Zusage kann Kinder ermutigen und für Situationen in ihrem Alltag stärken, wenn Schwächere von Stärkeren bedroht werden.

II. Gestaltungshinweise

Liturgische Elemente

Siehe hierzu »Zur ganzen Reihe«.

Kindermutmachlied (KuS 470/LJ 624/MKL 100/KKH 25/KG 150/KKL 93)

Je zwei Kinder zeichnen sich gegenseitig einen Engel auf den Rücken und sagen dabei ein Mut machendes Wort. Daran schließt sich nahtlos das Segensritual an.

Kreative Umsetzung der Geschichte

Gummibärchengespräch (im Anschluss an die Erzählung): : Jedes Kind nimmt sich ein Gummibärchen, isst es aber noch nicht. Je nach Farbe, sollen die Kinder auf verschiedene Fragen antworten:

  • Rot: Wovor hast du Angst? Was kommt dir vor wie ein gefährlicher Drache?
  • Gelb: Hat dich schon mal jemand beschützt?
  • Orange: Hättest du dich getraut gegen den Drachen zu kämpfen / dich gegen jemanden (oder Namen einsetzen) zu wehren?
  • Weiß: Was macht dir Mut? Was gibt dir Kraft?
  • Grün: Wen hast du schon mal beschützt?

Namensgebung: In Michaels Name steckt der Hinweis auf Gott als Ursprung seiner Kraft. Jedes Kind überlegt sich für sich selbst einen Kraftnamen und schreibt ihn auf ein Schild. Mit dem Schild und Michaels Holzschwert darf das Kind posieren und es wird ein Foto gemacht. Aus den Bildern kann eine Collage für den Kindergottesdienstraum gestaltet werden mit der Überschrift: »Gott macht uns mutig und stark«.

Spiele

Wer hat Angst vor dem schrecklichen Drachen?Das altbekannte Spiel »Wer hat Angst vorm
weißen Hai«, wird abgewandelt – mit dem Drachen als Fänger.

Drache gegen Engel: Ein Kind ist ein kleiner Engel, ein anderes Kind der Erzengel Michael. Der Rest der Gruppe ist der Drache. Der Engel stellt sich in die Mitte und der Drache außen herum. Dieser versucht nun, den Engel mit einem Schaumstoffball abzuwerfen. Der Erzengel Michaels versucht, den Ball abzublocken, bevor er den Engel trifft. Wenn er getroffen wird, werden die Rollen neu verteilt.

Mut-Spiele

Spießrutenlauf: Die Kinder stehen sich in zwei Reihen gegenüber und strecken sich die Hände auf Brusthöhe entgegen. Ein Kind rennt aus einiger Entfernung auf die Gasse zu und durch sie hindurch. Dafür müssen die stehenden Kinder im letzten Moment ihre Hände nach unten nehmen. Das erfordert vom rennenden Kind eine gehörige Portion Mut. Je nachdem kann es langsamer oder schneller durch die Gasse rennen.

Blindverkostung: Wer traut sich, »blind« diese Dinge zu essen?

  • »Es ist weißlich, matschig, breiförmig, riecht scharf.« (Sahnemeerrettich)
  • »Es ist grün, sieht aus wie durchsichtiger Nasenschleim. Und manchmal zittert es sogar vor Angst.« (Grüner Wackelpudding)
  • »Es ist bröselig, sieht aus wie Sand, aber in einer komischen Farbe.« (Brausepulver)
  • »Lange, dünne, glitschige Würmer.« (Frisch gekochte Spaghetti)
Kreatives

Aus verschiedenen Materialien kann ein »Mutmach-Schlüsselanhänger« gebastelt werden, der die Kinder in ihren Alltag hinein begleitet. Z. B. mit der Aufschrift: »Gott ist bei dir/mir!«, »Sei mutig und stark!« oder »Gott beschützt dich/mich!«

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Erzählung für Ältere

Der kleine Benjamin kommt mit tränenüberströmtem Gesicht vom Kindergarten nach Hause. Als Mama ihm die Tür öffnet, fragt sie besorgt: »Beni, mein Schatz, was ist denn passiert? Warum weinst du?« Doch Benjamin kriegt außer Schluchzen nichts raus und wirft sich Mama in die Arme. Mama streichelt ihm liebevoll über den Kopf und versucht, ihn zu trösten. Später beim Mittagessen sitzt Benjamins großer Bruder Micha mit am Tisch. Da beginnt Benjamin zu erzählen.

Die Großen gegen den Kleinen

»Es gibt da diesen größeren Jungen, Marcel, der ein paar Straßen weiter wohnt. Er hat mich schon früher immer wieder geärgert, als er auch noch in den Kindergarten ging. Jetzt ist Marcel in der Schule. Doch heute, auf dem Nachhauseweg, bin ich ihm wieder begegnet. Ihm und seinen Kumpels. Die saßen auf einem Stromkasten und haben Fußballsticker getauscht.

Ich wollte unbemerkt an ihnen vorbeihuschen. Aber zu spät: Marcel hatte mich schon entdeckt. Er sprang vom Stromkasten, direkt vor meine Füße. Mit einem fiesen Grinsen sagte er zu seinen Kumpels: >He, schaut euch doch mal unsern kleinen Kindergarten-Pimpf an.< Die begannen zu lachen. Ich schaute auf den Boden und wollte an Marcel vorbei, doch der stellte mir einen Fuß. Ich stolperte und fiel hin. Noch bevor ich wieder aufstehen konnte, schnappte sich Marcel meinen Kindergarten-Rucksack. >Wollen wir mal sehen, was der kleine Zwerg so alles mit sich rumträgt<, sagte Marcel gehässig. Ich versuchte, ihm den Rucksack wieder wegzunehmen. Aber ich hatte keine Chance. Marcel war einfach viel stärker.«

Einfach ungerecht!

An dieser Stelle legt Benjamin eine kurze Pause beim Erzählen ein. Er muss wieder mit den Tränen kämpfen. Mama legt ihm die Hand auf den Arm und Micha fragt empört: »Und was ist dann passiert?«

Stockend fährt Benjamin fort: »Dann hat er meinen Rucksack auf den Boden ausgeleert, meine Lieblings-Dino Figur, den T-Rex, gefunden und ihn sich in die Tasche gesteckt. Und dann sind sie alle miteinander lachend davongelaufen.«

Micha ist jetzt richtig wütend: »Das ist ja total ungerecht! So viele gegen einen. Da musst du dich doch wehren, Benjamin! Sonst machen die das immer wieder!« Doch Benjamin erwidert nur traurig: »Aber wie soll ich mich denn wehren? Ich bin doch viel kleiner als die.«

Mama überlegt kurz, dann sagt sie: »Wisst ihr beiden eigentlich, warum Papa und ich Micha diesen Namen gegeben haben?« Die beiden Jungen sind verdutzt. Wie kommt Mama denn jetzt da drauf? Sie schütteln den Kopf und dann beginnt Mama zu erzählen:

Die Geschichte vom Erzengel Michael

»Micha, du hast deinen Namen vom Erzengel Michael. Dieser Engel ist ein ganz besonderer Engel. Auf Bildern wird er meistens mit einem Schwert dargestellt.«

An dieser Stelle kann ein Bild des Erzengels Michael und/oder ein Holzschwert in den Umrissengel gelegt werden (siehe »Zur ganzen Reihe«, Einstieg).

Die Jungs staunen nicht schlecht: »Ein Engel mit einem Schwert? Das ist ja cool! Sonst haben die doch immer nur so langweilige Harfen in der Hand!«

Mama lacht und fährt fort: »Ja, Michael hat ein Schwert, weil er ein mutiger und starker Engel ist. Er kämpft nämlich für die Menschen, die sich selbst nicht wehren können. Die von anderen bedroht und unterdrückt werden. In der Bibel wird erzählt, dass er einmal sogar gegen einen siebenköpfigen Drachen und dessen ganzes Heer gekämpft hat. Dieser Drache konnte seine Gestalt verändern: Mal sah er aus wie ein Drache, dann wie eine riesige Schlange und dann wie der Teufel höchstpersönlich. Doch Michael hatte keine Angst vor ihm und mit Gottes Hilfe hat er ihn schließlich besiegt. Der Name Michael bedeutet nämlich >Wer ist wie Gott?< oder >Wer kann es mit Gott aufnehmen?<«

Mut tut gut

Nun ist Micha ganz nachdenklich. Dann sagt er zu Benjamin: »Weißt du was? Wir beide klingeln heute Nachmittag bei diesem Marcel und holen deinen T-Rex zurück. Er fühlt sich vielleicht besonders stark, weil er jetzt in der 1. Klasse ist und nicht mehr im Kindergarten, aber dein großer Bruder ist immerhin schon in der 3. Klasse! Und wenn er nochmal blöd zu dir ist, dann bekommt er es mit mir zu tun!«

Benjamin schaut Micha mit großen Augen an: »Das würdest du für mich tun? Bin ich froh, dass ich so einen mutigen großen Bruder habe!«

Mama lächelt und beginnt den Tisch abzuräumen.

Katja Schmidt

Der besondere Tipp

Engel aus Pappmaché

Für die ganze Reihe bietet sich zum Aktivwerden dieser Pappmaché-Engel an. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig:

Anmalen, wie eine Collage gestalten, mit Stoffen oder kleinen Perlen bekleben … Es ist erstaunlich, welche Vielfalt sichtbar wird. Die Gemeinde kann sich ebenfalls daran freuen, wenn die Engel zum Schmücken des Gemeinde-Weihnachtsbaumes verwendet oder in einer Ausstellung gezeigt werden. 10 cm hoch, 11, cm breit.

€ 1,95 (ab 10 Ex. je 1,70); Best.-Nr. 1548

www.junge-gemeinde.de

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Erzählung für Jüngere

III. Erzählung

Jedes Kind bekommt ein Blatt mit den Umrissen eines großen Drachen. Die Kinder malen in den Drachen, wovor sie Angst haben. Dann werden alle Bilder um den Umrissengel in der Mitte gelegt (s. »Zur ganzen Reihe«, Einstieg) und in die biblische Geschichte einbezogen.

Der böse Drache

Eines Tages tauchte ein großer gefährlicher Drache im Himmel auf. Er hatte nicht nur einen, sondern gleich sieben Köpfe und aus jedem konnte er Feuer spucken. Wenn er brüllte, zitterte der Himmel und die ganze Erde bebte. Der Drache war nicht allein. Eine ganze Armee schauriger Gestalten stand hinter ihm. Alle Bewohner des Himmels hatten furchtbare Angst vor diesem Drachen und seinem Gefolge.

Der mutige Erzengel Michael

Alle, außer Michael. Michael, der Oberengel. Er trug eine Rüstung aus Gold und ein kostbares Schwert.

An dieser Stelle kann das Bild des Erzengels Michael und/oder ein Holzschwert in den Umrissengel gelegt werden.

Michael war entschlossen, gegen den Drachen zu kämpfen. Deshalb rief er alle anderen Engel zusammen. »Gott liebt diese Welt. Er will nicht, dass der Drache alles zerstört. Deshalb werden wir in Gottes Namen den Drachen besiegen. Wir kämpfen für das Gute. Habt Mut meine Brüder und Schwestern!«

Der Kampf zwischen Gut und Böse

Gerade als Michael und seine Engel den Drachen angreifen wollten, stellten sie mit Entsetzen fest: Der Drache konnte seine Gestalt verändern! Mal sah er aus wie ein Drache, dann wie eine riesige Schlange. Mal sah er aus wie … (hier können die selbstgemalten Bilder der Kinder beschrieben werden).

Doch Michael blieb ruhig. Er vertraute darauf, dass Gott ihnen die nötige Kraft geben würde. So würden sie das Böse besiegen. Und tatsächlich: Durch ihren Mut bezwangen die Engel gemeinsam den Drachen und sein ganzes Gefolge. Mit einem letzten Brüllen stürzten sie in die Tiefe. Die Macht des Drachens war gebrochen. Michael und seine Engel hatten in Gottes Namen über das Böse gesiegt.

Die Engel begannen laut zu jubeln und zu singen. Der ganze Himmel leuchtete nun in strahlendem Gelb.

An dieser Stelle kann ein gelbes Tuch über die Angstzeichnungen der Kinder gelegt werden.

Zusätzlich können die Kinder aus gelbem Transparentpapier Engel ausschneiden und als Zeichen für den Sieg des Guten über ihr Angstbild kleben.

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Jesusgeschichten nach Markus – Teil 2

Petra Lefin, Jesus und Bartimäus (Bildkarte Nr. 9), © 2013, Don Bosco Medien GmbH, München

Jesus bringt Heil

I. Grundgedanken

Die vier Erzählungen gehören zu den Wundergeschichten. Das Leben der Menschen soll heil werden. Medizinische Heilung kann da eingeschlossen sein, muss es aber nicht. Heilung kann auch auf anderer Ebene erfolgen.

Jesus heilt und ermöglicht wieder das Leben in der Gesellschaft. Den Ausgestoßenen bringt Jesus in die Gemeinschaft zurück. Jesus überwindet Grenzen, die Menschen gezogen haben. Jesus macht Kranke gesund. Viele Krankheiten können jedoch nicht geheilt werden, aber Menschen machen trotzdem die Erfahrung, dass erfülltes Leben möglich ist.

Manchmal sieht und hört man nicht, obwohl man »sehend« und »hörend« ist. Manchmal steht man sich selbst im Weg. Manchmal ist man wie gelähmt. Blockiert. Jesus löst

Blockaden, sprengt Grenzen, schafft (neuen) Lebensraum.

Der Zusammenhang zwischen Glaube und Heilung darf jedoch nicht in einem Irrweg enden. Zwar betont Jesus gegenüber vielen Geheilten, dass der Glaube ihn oder sie gerettet habe, doch umgekehrt kann man nicht darauf schließen, dass, wer nicht geheilt wird, auch nicht (richtig) glaubt.

Der Glaube ist für uns Menschen unverfügbar. Wir können nicht über ihn bestimmen. Wir können dieses Geschenk nur annehmen.

II. Liturgische Elemente für die ganze Reihe

Lieder

Eines Tages kam einer (KuS 348/LJ 454/KG 45);

Wir haben Gottes Spuren festgestellt (EG RT/KuS 546/LJ 642/MKL2 121/KKL 157);

Ohren gabst du mir, hören kann ich nicht (EG 236)

Gebete und Segen

Dbd 2022, S. 58–63

Gebet nach Psalm 139

(Mit dem Refrain aus »Wir haben Gottes Spuren festgestellt«, KuS 546, als Kehrvers, evtl. gesungen.)

Gott, du kennst mich ganz genau.

Du weißt was ich fühle und was ich denke.

Du weißt, was mir Angst macht.

Du weißt aber auch was mir Freude bereitet.

Du weißt, was ich anderen Menschen sagen möchte und was ich nur dir sagen will.

Du hörst mir immer zu.

Kehrvers

Gott, du kennst mich ganz genau.

Du weißt was ich tue.

Wenn ich zu Hause bin, bist du da.

Wenn ich in den Kindergarten oder zur Schule gehe, begleitest du mich.

Du bist bei mir,

wenn ich mit meinen Freunden spiele.

Du bist auch jetzt bei mir.

Kehrvers

Gott, du kennst mich ganz genau.

Ich kann nur staunen, was du alles bewirkst.

Menschen können einander wieder in

die Augen sehen.

Menschen können einander wieder vertrauen. Plötzlich hören Menschen aufeinander.

Menschen öffnen ihr Herz für andere.

Kehrvers

III. Zur Gestaltung der Reihe

Gestaltete Mitte

Mit einem Tuch ein großes Herz legen.

Die Geschichten dieser Reihe sind Erzählungen, bei denen man »mit dem Herzen« sieht, hört, fühlt.

An jedem Sonntag kann ein Symbol für die gestaltete Mitte entstehen, das auf das (Tuch-)Herz gelegt wird. Jeden Sonntag kommt ein neues Symbol dazu.

Dieses kann zusätzlich auch mit den Kindern zusammen gestaltet und mit nach Hause genommen werden.

1. Sonntag: Symbol Hand = die helfenden Hände der Freunde, die den Gelähmten tragen

(z. B. Handabdruck mit Finger- oder Wasserfarbe auf Papier oder mit Acrylfarbe auf Keilrahmen; Handabdruck in Gips).

2. Sonntag: Symbol Kerze = sie bringt Licht in die Dunkelheit der Eltern (z. B. Kerze verzieren).

3. Sonntag: Symbol Ohr (z. B. Bildkarte »Der Hörende« von Toni Zenz oder Kinder bringen ein Foto ihrer Ohren mit).

4. Sonntag: Symbol Auge (z. B. Bilder von Augen; etwas zum Staunen)

Sandra Epting

Das Mitmachheft im Kindergottesdienst

8-2022

Der rote Faden

Die biblische Geschichte von der Heilung des Gelähmten ist Ausgangspunkt für einen Blick auf Freundschaften und das Leben mit Behinderungen.

Was Sie erwartet

  • Die biblische Geschichte der Heilung des Gelähmten (Mk 2,1-12).
  • Anregungen, Impulse und Informationen zum Nachdenken über ein Leben mit einer Behinderung – jedes Leben ist erstklassig.
  • Bastelanleitung für ein einfaches Freundschaftsband aus zwei Fäden mit fotografisch unterlegter Schritt-für-Schritt-Anleitung (s. unten).
  • Informationen über den Aufbau eines Hauses zur Zeit Jesu und das Leben darin.
  • Rätsel und Gebet.

Werkstatt

An dieser Stelle der Hinweis auf die Für-Dich!-Werkstatt. Sie enthält konkrete Hinweise und Impulse, das »Für Dich!«-Heft sowohl im monatlichen wie auch im wöchentlichen Kindergottesdienst gewinnbringend für Kinder und Mitarbeitende einzusetzen.

Kostenfrei öffnen oder zum Bearbeiten herunterladen unter:

https://www.junge-gemeinde.de/fuer-dich.html

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©pixelio: Rainer Sturm, Weizenähren

Jesus rückt … die Verhältnisse zurecht

I. Grundgedanken

Die Geschichten, die an den kommenden beiden Sonntagen erzählt werden, haben ihre Hörerinnen und Hörer schon immer irritiert. Sie zeigen Jesus in einem ungewohnten Licht: Er missachtet geltende Regeln und lässt seiner Wut freien Lauf. »Wow, wie unkonventionell!«, könnte man meinen.

Aber Vorsicht: Was im konkreten Fall durchaus nachvollziehbar ist, lässt sich nicht verallgemeinern!

Der andere Ruhetag: Auch wenn nach biblischem Gesetz das Ährensammeln (wie alle Arbeit) am Sabbat verboten ist – Jesu Jünger tun es trotzdem. Sie rupfen das Korn und essen es. »Das geht so nicht!«, sagen zu Recht die Pharisäer. Aber Jesus verteidigt ihren Regelverstoß: »Lasst sie! Auch König David hat Verbotenes gegessen, als er in Not war und hungerte«.

Ist Jesus damit einer, der es mit den Regeln und Gesetzen nicht so genau nimmt? Überhaupt nicht! Er sagt: »Ich bin nicht gekommen, das Gesetz aufzulösen; ich bin gekommen, es zu erfüllen. Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz« (nach Matthäus 5,17–18).

Das heißt: Das Gesetz gilt auch weiterhin. Es gibt jedoch Situationen/begründete Ausnahmefälle, die es erlauben, anders zu entscheiden. Denn: »Nicht der Mensch ist für das Gesetz da, sondern das Gesetz für den Menschen.«

Bei den Kindern soll also nicht ankommen: »Regeln sind nicht wichtig. Handelt jeweils nach eigenem Ermessen!«

Jesus meint es vielmehr so: »Haltet euch an die Regeln. Zuallermeist sind sie hilfreich! Aber verliert dabei die Menschen nicht aus dem Blick. Dort nämlich, wo Regeln menschenfeindlich werden, dort müssen sie um des Menschen willen auch in Frage gestellt werden.

Das andere Gotteshaus: Jesus kommt in den Tempel. Als er sieht, was dort alles geschieht, packt ihn die Wut. Entsetzt ruft er aus: »Der Tempel ist ein Bethaus! Ihr aber, ihr habt ihn zu einer Räuberhöhle gemacht!«

Starke Worte, denen noch stärkere Taten folgen: Jesus stößt Tische und Stände um und vertreibt die geschäftige Menge. Auch wenn niemand zu Schaden kommt: Hier ist Gewalt im Spiel.

Heißt das etwa: Gewalt ist für Jesus ein erlaubtes Mittel zum Zweck? Wohl kaum. Zumindest deckt sich das nicht mit dem Bild, das die Bibel sonst von Jesus zeichnet: Da preist er die Sanftmütigen und die Friedensstifter glücklich (Matthäus 5,5.9). Da geht er denjenigen an, der ihn mit Waffengewalt vor seiner Festnahme bewahren will: »Steck dein Schwert zurück!« (nach Matthäus 26,52).

Jesu Verhalten legt nahe, dass mit dem, was im Tempel vor sich geht, für ihn eine rote Linie überschritten ist: Wenn der Mammon selbst vor dem Haus seines Vaters nicht mehr Halt macht, dann steht das ganze Projekt Gottes mit seiner Welt in Frage. Die Entrüstung darüber lässt ihn die Beherrschung verlieren.

Auch wenn Jesu Verhalten auf diesem Hintergrund vielleicht nachvollziehbar wird – verallgemeinern oder gar den Kindern zur Nachahmung empfehlen kann man es nicht!

Die beiden Geschichten zeigen Jesus in Ausnahmesituationen. Doch gilt auch hier: Die Ausnahme bestätigt die Regel und steht nicht im Widerspruch zu ihr.

Wenn also von Außergewöhnlichem im Leben Jesu erzählt wird, so darf das Reguläre darüber nicht verschwiegen werden:

Trotz Jesu gelegentlicher Gesetzeskritik muss ebenso von seiner grundsätzlichen Treue zum Gesetz erzählt werden.

Trotz seines einmaligen Kontrollverlusts muss von seiner prinzipiellen Gewaltfreiheit erzählt werden.

In dieser Spannung stehen die Geschichten. In dieser Spannung werden sie auf den folgenden Seiten auch nacherzählt.

II. Liturgische Elemente für die ganze Reihe

Lieder

Eines Tages kam einer (KuS 348/LJ 454/KG 45);

Der Gammler (Das Liederbuch 34; stellt die unkonventionelle Seite Jesu schön in den Mittelpunkt)

Gerald Holzer

Der besondere Tipp

Mit allen Sinnen sind wir da

Rituale, Mitmach-Elelmente, Gebete und Modelle, wie Kinder ihre Sinne einsetzen können, um dem »Wunder Glauben« nahe zu kommen. Es ein Stück weit nachvollziehbar zu machen. (Hg. Peter Hitzelberger)

Optimal für Kigo, Kita und Grundschule.

160 S., € 19,80; Best.-Nr. 2155

www.junge-gemeinde.de

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Interview

Alle sind dabei – Darf man Kindern mit Behinderung
Heilungsgeschichten erzählen?

Kristina Tausch (Foto: privat)

Claus Häußermann (Foto: privat)

Zu vielen Kindergottesdiensten kommen ganz selbstverständlich auch Kinder mit geistiger oder körperlicher Behinderung. Manchmal sind die Mitarbeitenden unsicher: »Dürfen wir diesen Kindern denn überhaupt erzählen, wie Jesus kranke und behinderte Menschen heilt? Weckt das nicht Hoffnungen, die dann enttäuscht werden?«

Einmal hat die große Schwester eines mit einer Einschränkung lebenden Kindes direkt gefragt: »Und warum macht Jesus meinen Bruder nicht heil?«

Ich habe zwei Profis gefragt, wie sie das sehen und erleben: Kristina Tausch und Claus Häußermann.

Beide unterrichten an einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ). Sie erzählen von ihren Erfahrungen dort und geben einige Tipps.

Frank Widmann: Wie sind Sie Lehrerin bzw. Lehrer an einer sonderpädagogischen Schule geworden?

Kristina Tausch: Ich habe in an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg Grund- und Hauptschullehramt mit Schwerpunkt Grundschule studiert. Die Studienordnung sah zwei Hauptfächer vor und ich wählte Deutsch und katholische Religionslehre. Ich entschied mich dann für eine Anstellung als Religionslehrerin bei der Kirche. Vor ungefähr zehn Jahren kam ich dann an das SBBZ Rohräckerschule, in Esslingen-Zollberg, mit Schwerpunkt kmEnt, das bedeutet körperliche und motorische Entwicklung .

Ich war in diesem Bereich nicht ausgebildet und hatte keinerlei Erfahrung, aber durch die Unterstützung des Kollegiums klappte der Einstieg sehr gut.

Inzwischen arbeite ich an zwei Schulen im sonderpädagogischen Bereich.

Claus Häußermann: Ich habe zuerst eine Ausbildung als Heilerziehungspfleger gemacht. Nachdem ich einige Jahre in einer Wohngruppe für geistig behinderte Jugendliche gearbeitet habe, studierte ich Heilpädagogik.

Als dann von der Torwiesenschule Stuttgart Heilpädagogen als Lehrkräfte für das SBBZ gesucht wurden, habe ich mich dort beworben. Zurzeit bin ich Klassenlehrer in der Klasse 1 und arbeite dort zusammen mit einer Kollegin mit sechs Schülerinnen und Schülern.

Frank Widmann: Was ist das Besondere am Unterrichten dort?

Kristina Tausch: Zunächst die niedrige Schüler:innenzahl der Klassen (5-10) und die speziellen Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes oder Jugendlichen. Da die Schüler:innen nicht nur körperbehindert sind, sondern auch nach verschieden Bildungsplänen unterrichtet werden (die manchmal auch innerhalb der Klasse variieren), ist ein extremes Differenzieren vorausgesetzt.

Im Unterricht sind mehrere Lehrpersonen eingesetzt. Man arbeitet mit Sonderschullehrer:innen, Fachlehrer:innen, FSJler:innen, betreuenden Kräften und Schulbegleiter:innen zusammen, sodass noch besser auf die Schüler:innen eingegangen werden kann. Der Sozialverband der Klasse ist meist sehr eng, die Lehrer:innen sind enge Bezugs- und Vertrauenspersonen, die im Allgemeinen sehr »nah dran« an den Schüler:innen sind und oft auch an der ganzen Familie.

Claus Häußermann: Dem kann ich zustimmen. Meine Kollegin und ich beobachten und testen die Kinder und stellen so deren Entwicklungsstand fest und erstellen für jedes Kind dann einen individuellen Entwicklungsplan. Im Unterricht versuchen wir dann, jedes Kind gezielt zu fördern. Das heißt z. B.: Ein Kind lernt im Matheunterricht die Zahlen 1, 2 und 3 zu erkennen, zu benennen und zuzuordnen, während ein anderes Kind am Tablet oder auf dem Arbeitsblatt Rechenaufgaben im Zahlenraum 1–10 bearbeitet.

Frank Widmann: Welche biblischen Geschichten mögen denn die Schülerinnen und Schüler am liebsten?

Claus Häußermann: Meine Schüler lieben Geschichten von Jesus und die Gleichnisse. Aber auch die Geschichten von Abraham, Josef und seinen Brüdern und König David mögen sie sehr.

Kristina Tausch: Bei mir mögen viele gerne Geschichten aus dem Alten Testament: Mose, Jakob und Esau, Josef und Jona, weil sie so spannend sind und auch das Leben der Menschen vor so langer Zeit sehr interessant ist.

Bei den Geschichten von Jesus mögen sie Erzählungen, in denen Jesus etwas Besonderes oder Unerwartetes macht (z. B. die »Sturmstillung«). Sie mögen »Jesus und die Kinder« (weil sie sich damit identifizieren können). Sie mögen »Zachäus« (weil sie selbst oft ausgegrenzt werden). Und sie mögen die Ostergeschichte.

Frank Widmann: Beim Erzählen von Heilungsgeschichten – macht es für Sie da einen Unterschied, wenn Sie sie Kindern und Jugendlichen mit einer Behinderung erzählen?

Kristina Tausch: Erst einmal macht es keinen Unterschied. Und dann kommt es auf die einzelnen Schüler:innen der Klasse an. Man muss vielleicht bei manch einem/r Schüler:in etwas genauer hinschauen, wie die Erzählung ankommt, welche Gefühle und Gedanken aufkommen … und dann darauf eingehen.

Claus Häußermann: Die meisten meiner Schülerinnen und Schüler nehmen nicht wahr, dass sie »anders« sind. Sie haben Spaß und Freude an ihrem Leben.

Beim Erzählen von Geschichten ist es wichtig, den Entwicklungsstand der Kinder zu berücksichtigen. Deshalb erzählen meine Kollegin und ich die Geschichten in einer einfachen Form. Wir versuchen, Formulierungen, welche die Kinder nicht verstehen, zu vermeiden oder beim Erzählen zu erklären. Wir benutzen beim Erzählen auch gerne Bilder (Illustrationen, Fotos, Grafiken), da die Kinder diese gerne anschauen und sich eine Geschichte so besser einprägt. Auch mögen es die Kinder, die Geschichten nachzuspielen. In meiner letzten Klasse habe ich mit den Kindern auch einige Videos, z. B. zum »Barmherzigen
Samariter« produziert.

Frank Widmann: Kommen dann Fragen wie: »Aber warum nimmt Jesus meine Behinderung nicht weg?«

Claus Häußermann: Diese Frage wurde mir bisher von meinen Schülern und Schülerinnen nicht gestellt.

Einmal sagte ein Schüler der 7. Klasse zu mir: »Ich weiß, dass ich eine Behinderung habe, aber damit muss ich leben. Und ich weiß, dass mich Gott so liebt wie ich bin. Und ich liebe mein Leben so wie es ist.«

Kristina Tausch: Diese Frage kommt tatsächlich selten. Denn die Schüler:innen sagen: Jesus ist nicht mehr als Mensch bei uns auf der Erde. Für sie ist Jesus bei Gott oder im Himmel und damit nicht real verfügbar. Daher kommen eher Aussagen wie: »Schade, dass ich nicht damals gelebt habe. Dann wäre ich auch zu ihm gegangen«. Oder: »Es wäre so schön, wenn Jesus nochmal zu uns auf die Erde kommen könnte. Dann würde er mich auch gesund machen«.

Frank Widmann: Gibt es auch biblische Geschichten, die Mut machen, mit einer Behinderung zu leben?

Kristina Tausch: Bei der Geschichte des Gelähmten ist die Unterstützung der Freunde, die den Gelähmten tragen und ihn zu Jesus bringen, immer wieder ein großes Thema. Die Schüler:innen äußern dann oft, wie gut es ist, Freunde zu haben, die einem helfen, nicht aufzugeben, und die alles tun, um zu
unterstützen. Gemeinsam kann man dann alles schaffen. Das ist etwas, das Mut macht.

Claus Häußermann: Ich finde, dass alle biblischen Geschichten, bei denen zum Ausdruck kommt, dass man zu Gott so kommen darf, wie man ist und so von Gott angenommen und
geliebt ist, Mut zum Leben auch mit Einschränkungen machen. Denn ich finde, jeder Mensch hat irgendwelche Einschränkungen und Gott kann uns helfen, sie zu akzeptieren.

Frank Widmann: In vielen Kindergottesdiensten gibt es auch Kinder mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen. Haben Sie für die ehrenamtlich Mitarbeitenden da Tipps, worauf sie besonders achten sollten? Gibt es vielleicht auch No-Gos?

Kristina Tausch: Bezogen auf Heilungsgeschichten: Ich würde Kinder nicht drängen, diese Geschichten auf sich selbst und ihre Behinderung zu beziehen. Diese Geschichten dürfen auch »nur« als Geschichte erzählt werden, in denen sie erfahren, wie besonders und toll Jesus war.

Gerade jüngere Kinder oder Kinder mit geistiger Einschränkung können oft nicht so gut reflektieren. Wir Erwachsenen denken, sie empfinden wie wir und haben dieselben Fragen wie wir. Das muss nicht sein.

Claus Häußermann: Wir in der Torwiesenschule arbeiten nach einem inklusiven Konzept, d. h. in verschieden Fächern werden behinderte und nicht behinderte Schülerinnen und Schüler zusammen unterrichtet. Dies ist bei uns auch im Fach Religion und bei der gemeinsamen Andacht so.

In der 1. Klasse erklären wir den Schülerinnen und Schülern der SBBZ-Klasse und der Grundschulklasse, dass wir diesen Unterricht gemeinsam durchführen und wir versuchen, die Geschichten so zu erzählen und zu gestalten, dass alle Kinder sie verstehen können und alle Schülerinnen und Schüler mit ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten am Unterricht teilnehmen können.

Häufig setzen sich Grundschulkinder neben Kinder der SBBZ-Klasse. Sie halten ihnen die Hand, wenn sie unruhig werden und helfen beim Malen, Kleben usw.

Manchmal verstehen die Kinder mit Behinderungen die Geschichten und Themen nicht vollständig, aber beim Singen, beim Hören von Musik und beim Sprechen von ritualisierten Gebeten, machen sie gerne mit. Unsere Schülerinnen und Schüler freuen sich immer auf den gemeinsamen Religionsunterricht und die gemeinsame Andacht.

Im Kindergottesdienst würde ich den Kindern sagen, dass Kinder mit Behinderungen auch mit Freude dabei sind, sie aber vielleicht nicht immer die Geschichten und Themen vollständig verstehen können. Ich würde versuchen, für die behinderten Kinder »Assistenten« und »Assistentinnen« zu gewinnen, die sie während des Gottesdienstes begleiten.

Beim Vorbereiten der Geschichten würde ich mir Gedanken machen, ob ich Formulierungen finde, die alle Kinder verstehen (siehe oben). Stelle ich beim Erzählen fest, dass nicht alle Kinder eine Formulierung oder einen Sachverhalt verstehen, würde ich das ansprechen. Z. B.: »Ich glaube, das haben jetzt nicht alle verstanden. Wer kann mir helfen, dies mit anderen Worten zu sagen?« Meist finden die Kinder dann eingängige Formulierungen und Erklärungen.

Frank Widmann: Ganz herzlichen Dank für das Gespräch und Ihre Anregungen!

Frank Widmann

stellte die Fragen für den Arbeitskreis

»Große im Kindergottesdienst«

Der besondere Tipp

Elke Meyer

Inklusion. Themenkarten für Teamarbeit, Elternabende und Seminare

Was bedeutet »inklusive Pädagogik«? Welche Barrieren (im Kopf) verhindern Zugehörigkeit? Wie bereichert gelebte Inklusion den Alltag?

ErzieherInnen, ReferentInnen oder Coachs können mit diesem vielseitigen Arbeitsmaterial Gespräche in Gang bringen, die Vorerfahrungen der Gruppe erarbeiten, das Kernthema präsent halten oder die Wissensvermittlung unterstützen.

Die 30 Themenkarten sind aus stabilem DIN-A4-Karton, deren Vorderseite ein ausdrucksstarkes Symbolfoto zeigt und die Rückseite einen inspirierenden Text dazu bietet sowie Impulsfragen zum Thema stellt und methodische Hinweise enthält.

€ 22,00; Best.-Nr. 3793

www.junge-gemeinde.de

Hier geht es weiter zur Einheit des 14. August

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Kleine im KIGO

In Anlehnung an Markus 2,23–28

I. Grundgedanken

Wir Menschen sind nicht geschaffen für diese Zeit, in der wir leben. Unser Körper und unsere Seele brauchen den Wechsel von Ruhe und Aktion, Anspannung und Erholung. Wenn der Körper nur in der Anspannung lebt, entsteht Stress und dadurch entstehen Krankheiten.

Es ist wichtig, sich das bewusst zu machen und den Stress durch Entspannungszeiten auszugleichen.

Gott hat geruht nach getaner Arbeit. Der Sabbat (für uns Christen der Sonntag) war gedacht als eine solche Ruhezeit, Auszeit vom Alltag. Zeit, um sie selbst zu gestalten. Zeit, die uns guttut. Zeit, um Energie zu schöpfen. Zeit, um sich auch wieder bewusst zu werden, woher wir kommen und was Gott will.

Den Sonntag und damit auch die Ruhezeiten neu zu entdecken, darum geht es.

Dieser Gottesdienst (der nach dem Plan für den 21. August vorgesehen ist) eignet sich auch gut für den Anfang der Sommerferien. Vielleicht wird er im Grünen, an einem besonderen Ort (Wiese, Garten beim Gemeindehaus/bei der Kirche, Spielplatz) gefeiert.

Zugänge für die Kinder

Seit der Pandemie wird sehr viel Zeit vor dem Bildschirm verbracht. In der Schule gibt es viel mehr Druck. Auch die kleinen Kinder spüren, dass vieles anders läuft. Lange Zeit konnte man Freundinnen und Freunde nicht mehr »einfach so« treffen. Der Kindergarten oder einzelne Gruppen sind plötzlich in Quarantäne. Das kann auch für kleine Kinder schon belastend sein.

Ziel der Einheit ist es, das Schöne an Ruhephasen mit den Kindern zu entdecken und erlebbar zu machen. Sie zu stärken für das Groß-Werden. Und ihnen im besten Falle eine Energiequelle, einen Kraft-Ort mitzugeben, der von Gottes unerschöpflicher Kraft gespeist ist.

II. Bausteine

Möglicher Ablauf eines »Freiluft-Gottesdienstes«

Material: Mit Kerze, Kreuz, Glocke, Kinderbibel gestalteter (Camping-)Tisch; Matte/Decke für jedes Kind

1. Begrüßung

Für jedes Kind die Glocke läuten und den Namen sagen.

»Wir feiern unseren (Sommer-)Gottesdienst hier mit Gott. Das Zeichen, dass er bei uns ist, ist die Kerze.« (Kerze anzünden)

»Wir feiern mit euch. Wir freuen uns, dass wir beisammen sind.« (winken)

»Und wir feiern heute mit den Decken und Matten, die uns nachher zur Ruhe kommen lassen.«

2. Begrüßungslied
3. Einführung

Mit Handpuppe oder Person, die erzählt (dabei sind bewusst nur aktive Elemente gewählt):

»Ferien! Endlich Ferien! Ins Freibad gehen, ins Open-Air-Kino gehen. Freunde besuchen, und bei ihnen übernachten. Im Garten im Zelt übernachten. Wegfahren, Ausflüge machen: Freizeitpark, Baggersee, Wasserspielplatz. In den Urlaub fahren …

Ganz viel will ich in den Ferien machen und erleben. Was wollt ihr alles machen?«

(Ins Gespräch kommen; dann Überleitung zur Geschichte).

4. Geschichte (s. unten)
5. Lied (ruhig)
6. Phantasiereise oder Übung

(siehe weiter unten)

7. Gebet und Vaterunser
8. Segen

Es segne dich der Gott der Ruhe

(Hände-Haus über den Kopf halten),

er leite dich, wenn du nach einer Pause suchst (selbst umarmen)

und er schenke dir Ruhe in dir

(offene, empfangende Hände).

Amen.

III. Geschichte

Für die Geschichte gibt es entweder eine Phantasiereise oder eine Übung zur Auswahl (beides siehe weiter unten). Je nachdem, wofür das Team sich entscheidet, wird dies dann in der Geschichte vorkommen.

Schranke unten

Nina fährt mit ihren Eltern in den Urlaub. Sie haben sich einen Wohnwagen ausgeliehen und fahren zum ersten Mal auf einen Campingplatz im Schwarzwald. Das wird ein Abenteuer!

Der Campingplatz ist der absolute Traum. Die ersten drei Tage vergehen wie im Flug. Alles ist neu und aufregend. Nina hat auch schon viele neue Freundinnen. Der Spielplatz ist klasse. Das Reiten auch. Es gibt sogar ein Ferienprogramm mit Basteln und Kino. Nina hat den ganzen Tag volles Programm und viel Spaß.

Heute wollen ihre Eltern mal einen Ausflug in eine Stadt machen und ein bisschen shoppen. Nina findet das gar nicht gut. Aber alleine darf sie nicht auf dem Campingplatz bleiben. Also steigt sie bockig ins Auto.

An der Einfahrt des Campingplatzes ist die Schranke unten. Ups – und jetzt? »Zwischen 12:30 Uhr und 14:00 Uhr ist Mittagsruhe und die Schranke geschlossen«, liest Papa vor. Mama und Papa machen enttäuschte Gesichter. Manche Leute schauen sie komisch an, als sie mit dem Auto zurück an ihren Platz fahren. Dort liest Mama in der Campingordnung nach. Da steht: »Autofahren, laute Musik, herumrennen, laute Ballspiele sind während der Mittagsruhe verboten.« – »Ach, deswegen, haben die Leute so komisch geguckt«, denkt sich Nina.

Aber Nina ist glücklich und rennt zu den Pferden. Sie wollte ja eh hierbleiben. Doch auch hier: Alles abgeschlossen. Die Pferde sind draußen auf der Wiese, außerhalb des Campingplatzes.

Dann also ins Ferienprogramm … Aber auch hier steht Nina vor verschlossenen Türen. Traurig geht Nina zum Wohnwagen zurück. Dort hat Mama ihre Yogamatte ausgerollt und liegt in der Sonne. Papa liest ein Buch.

Es ist überall ruhiger als sonst. Das ist Nina bisher gar nicht aufgefallen. Nina erzählt Mama, dass alles geschlossen ist. Sie legt sich neben Mama ins Gras auf die Picknickdecke. Zusammen betrachten sie die Wolken. Das macht Spaß. Da sagt Mama, »Komm lass uns eine Phantasiereise/Übung machen.«

Am nächsten Tag starten sie natürlich früher zum Ausflug in die Stadt.

Mittagspause

Nachdem Nina sich an den Rhythmus auf dem Camping gewöhnt hat, findet sie das richtig gut. In der Mittagspause macht sie nun immer mit Mama eine Phantasiereise/Übung … und viel zu schnell ist der Urlaub vorbei.

Sie müssen wieder heimfahren.

Wieder zuhause

Zuhause muss der Wohnwagen ausgeräumt und geputzt werden, damit sie ihn wieder abgeben können.

Nina räumt gerade ihr Stockbett aus, da fällt ihr ein: »Ist jetzt auf dem Campingplatz nicht gerade Mittagsruhe?« Sie geht in ihr Zimmer und holt ihre Matte. Damit legt sie sich in den Garten und macht ihre eigene Mittagsruhe. Mama sieht es und lächelt.

Als Nina fertig ist, verspricht ihr Mama: »Ab jetzt machen wir immer am Sonntag zusammen eine Mittagsruhe.«

Denn für Nina und ihre Mutter ist diese gemeinsame Mittagsruhe während des Urlaubs wichtig geworden. So wichtig, dass sie diese Ruhezeit mit nach Hause genommen haben. Es tut so gut, kurz zur Ruhe zu kommen, zu träumen, zu atmen und danach wieder mit voller Kraft und Energie weiterzumachen. Und das Beste von allem: Manchmal werden dadurch die Probleme kleiner, die Ideen bunter und die Spiele fröhlicher.

Nina und ihre Mutter haben ihre Kraftquelle gefunden.

(Anschließend ruhiges Lied, dann die Phantasiereise bzw. Übung)

Phantasiereise

(Langsam und ruhig sprechen, Pausen machen, Kinder genau beobachten und ggf. Pausenlänge anpassen)

Versuche, dich ganz flach hinzulegen und deinen Atem zu spüren. Dazu kannst du deine Hände auf den Bauch legen. Dann spürst du, wie sich dein Bauch hebt und senkt. Versuche ganz ruhig zu sein, nicht zu reden und dich nur aufs Atmen zu konzentrieren.

Du atmest ein … und aus.

Dein Bauch hebt sich … und er senkt sich.

Wenn ich etwas frage, antworte nur in Gedanken und nicht laut.

Und jetzt schließe die Augen. Stell dir vor, du bist auf deiner Wolke und fliegst damit zu einer Insel. Zu deiner Insel. Du landest und machst es dir auf deiner Insel so richtig gemütlich.

  • Was brauchst du dazu?

Vielleicht gibt es Blumen, vielleicht einen Kletterbaum, vielleicht einen See oder einen Strand, an dem du baden kannst. Vielleicht ein Spielhaus? Oder eine Riesenschaukel?

  • Das, was du gerne machst und schön findest, das gibt es auf deiner Insel. So wie du es dir wünschst. Stell es dir vor.
  • Welche Farben sind da?
  • Ist es groß oder klein?
  • Hörst du etwas auf deiner Insel?

Vielleicht zwitschern Vögel. Oder du hörst den Wind. Oder Wellen.

  • Vielleicht kannst du die Sonne auf deiner Haut spüren, die warm vom Himmel scheint. Oder Regentropfen. Oder den Wind. Vielleicht fühlst du Wasser an deinen Füßen oder Sand zwischen deinen Zehen. Fühle, was du spürst.
  • Vielleicht gibt es auf deiner Insel auch etwas zu essen. Wie schmeckt es? Wie fühlt es sich an den Lippen an? Auf der Zunge oder beim Schlucken im Hals? Wie riecht und duftet es?
  • Vielleicht gibt es auch etwas zu trinken auf deiner Insel. Süße oder erfrischende Limo. Oder Wasser.

Es ist wunderschön auf deiner Insel. So, wie du es dir immer wieder gewünscht hast. Du fühlst dich rundum wohl auf deiner Insel. Hier kannst du alles machen, was du willst.

Viel zu schnell geht die Zeit auf deiner Insel vorbei. Dann kommt wieder deine Wolke und holt dich ab. Du kletterst auf deine Wolke und sie fliegt dich zurück nach Hause … hierher in den Garten/ins Gemeindehaus/auf die Wiese

… Du steigst herunter von deiner Wolke und bedankst dich bei ihr für die Reise.

Du verabschiedest deine Wolke.

Du legst dich noch ein bisschen hin und spürst deinen Atem. Du legst deine Hände auf den Bauch und fühlst, wie er sich hebt und senkt.

Du atmest ein … und aus …

Langsam kommst du zurück von deiner Reise. Du öffnest die Augen und blinzelst in die Sonne. Du schaust dich um und bist wieder hier in (jeweiligen Ort einsetzen).

(Weiter bei »7. Gebet und Vaterunser«, siehe oben)

Übung: Stehen wie ein Baum

(Evtl. barfuß)

Stell dich mit beiden Füßen auf den Boden. Versuche mal, die Füße schräg zu stellen (im rechten Winkel zueinander) und dass die Fersen sich berühren.

Wechsele nun dein Gewicht auf deine Zehen und hebe die Fersen vom Boden an. Drehe die Fersen nach außen und stelle die Füße gerade nebeneinander auf den Boden (parallel nebeneinander; ungefähr hüftbreit).

Dein Gewicht ruht auf der ganzen Fußsohle. Stell dir vor, aus deinen Beinen wachsen Wurzeln in den Boden. Die halten dich sicher und fest.

Es sind ganz tiefe Wurzeln.

Sie holen aus dem Boden alles, was du zum Leben brauchst: Wasser, Nahrung, Kraft. Einfach alles.

Ein Wind kommt und du bewegst dich hin und her (etwas hin- und herwanken).

Doch deine Wurzeln halten dich fest.

Du pendelst dich wieder in der Mitte ein und stehst fest.

Spüre, wie die Kraft aus dem Boden in deine Fußsohlen kommt, in deine Beine fließt und von dort weiter in deinen Bauch. Wie die Kraft dann in deine Arme fließt und in deine Finger. Wie die Kraft deinen Kopf erreicht.

Du lächelst. Es fühlt sich gut an.

Du spürst die unendlichen Quellen im Boden, die dich versorgen und wachsen lassen.

Du streckst deine Arme aus und hebst sie in den Himmel. Stell dir vor das sind die Äste. Mache dich ganz groß.

Lege deine Hände an die Taille und fühle, wie stark du bist. Du stehst hier, fest wie ein Baum.

Gott hat dich wunderbar gemacht.

Gott versorgt dich mit allem, was du brauchst. Du bist stark mit Gott!

(Angelehnt an »Stehen wie ein Baum« aus dem »Stillen Qi Gong«;

weiter bei »7. Gebet und Vaterunser«, siehe oben)

Spiel

Vor der Übung »Stehen wie ein Baum« können die Kinder versuchen, sich gegenseitig umzuschubsen. Nach der Übung kann man das wiederholen und vergleichen: Hat sich etwas geändert?

Simone Grimm-Haasis

für den Arbeitskreis

»Kleine im Kindergottesdienst«

Der besondere Tipp

Klapp-Kompass

Zur Orientierung bei Geländespielen und Wanderungen sowie als Erinnerung, woran wir uns im alltäglichen Leben orientieren können: Dem friedlichen Miteinander. Der Aufdruck auf dem Kompass unterstreicht das: »Suche Frieden«.

Maße: Ø 4,5 cm; mit Nylonschnur zum Umhängen.

€ 3,90 (ab 10 Ex. je € 3,70); Best.-Nr. 1641

www.junge-gemeinde.de

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Hier geht es zur Reihe.

Erzählung für Jüngere und für Ältere

III. Erzählung

Monolog-Hörspiel.

Siehe hierzu die ganze Reihe.

Schritte sind hörbar. Mose spricht, immer wieder unterbrochen von heftigem Atmen, das mit drei Punkten »…« angezeigt wird:

Mose steigt auf den Berg und blickt zurück

Oh, wie bin ich … aufgeregt. Gott will mir wirklich … meinen Wunsch erfüllen.

So viele Jahre sind wir schon unterwegs, … seitdem wir aus Ägypten geflohen sind. Ich kann es … immer noch nicht fassen, dass Gott …, dieser Gott unserer Väter Jakob, Isaak und Abraham …, dass dieser Gott ausgerechnet mich ausgewählt hat. Ich soll das Volk Israel …. aus Ägypten hinaus in ein neues Land führen. Und was haben wir schon alles … auf dem Weg erlebt.

Wir sind durch das Schilfmeer gezogen und wurden so … vor der ägyptischen Armee gerettet. Gott hat uns in der Wüste mit Trinken und Essen versorgt: Wasser aus dem Felsen, … Manna und Wachteln zur Genüge.

Und hier, auf dem Berg Sinai habe ich schon … ausgiebig mit Gott gesprochen. Hier schließt Gott mit uns einen heiligen Bund. Eine besondere Abmachung, … dass wir, das Volk Israel, zu ihm gehören.

Mose steigt auf den Berg und fragt sich

Jetzt gehe ich wieder den Berg hinauf. Das Volk … lagert unten. Dieses Volk! Weshalb ausgerechnet ich es … führen soll? Oft fühle ich mich derart unfähig dazu.

Besonders, wenn es … nur meckert. Oder solchen Unsinn macht, wie letztens mit dem Goldenen Kalb … Ich denke oft: »Ich kann das nicht gut, … so viele Menschen anführen.«

Gott begegnet Mose

Aber jetzt bin ich so aufgeregt! Gott will sich mir zeigen. Also … nicht völlig. Das würde ich wohl nicht aushalten. … Gott hat gesagt: »Dann wirst du sterben.« Aber er wird an mir vorüberziehen, seine Hand schützend über mich halten und ich darf ihn dann … von hinten sehen.

Geschafft! Hier auf diesem Felsen soll ich warten. (Die Schritte stoppen, das Keuchen lässt langsam nach.

Donnergrollen. Während des Vorüberziehens Gottes kann das Geräusch eines Sturmes erzeugt werden. Nicht zu laut, damit Mose gut hörbar bleibt.)

Ich glaube, er kommt. Was, wenn ich ihn doch sehe, sein Gesicht? Sterbe ich dann? – Vielleicht sollte ich die Augen schließen. – Andererseits würde ich ihn schon gerne mal sehen … Aber ich mache meine Augen doch lieber zu.

Mein Herz schlägt wie verrückt. – Soll ich einen kurzen Blick riskieren? – Oh, was ist das? Etwas berührt mich. – Ganz und gar. – Durch und durch. – Vom Kopf bis in die Zehen. – Eine Wärme durchströmt mich. – Ich fühle mich ganz und gar geborgen. – Das muss Gottes Hand auf mir sein. – Mich durchflutet Wärme – Liebe – Kraft. – Oh, wie ist mir? Meine Augen sind offen und doch sehe ich nichts. Und gleichzeitig sehe ich so Vieles: Die schönsten Farben, Lichter, Formen. – Und wundersame Düfte verwöhnen meine Nase. – Und alles in allem diese Wärme, diese Kraft, diese Güte, die mich ausfüllt. Ich bin ganz benebelt. Und doch sind meine Sinne scharf wie nie.

O Gott! Wie schön ist es, von dir angerührt zu sein, deine Hand auf mir zu spüren.

Gott sagt Mose seinen Namen

Was sagst du? »Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig. Mit wem ich Erbarmen habe, mit dem habe ich Erbarmen« Das ist dein Name. – Oh, du mein Gott, ich wünschte, dass dieser Moment für immer anhält. – Alles Gute, Schöne durchdringt mich.

Jetzt höre ich deine Stimme an mir vorüberziehen. Deine Hand löst sich von mir. – Diese Wärme, dieses alles Durchdringende, es verfliegt jetzt. – Und doch: Es ist noch in mir, es schwingt und wärmt noch …

Ich mache die Augen wieder auf. Ich sehe wieder klar. – Dort sehe ich dich, mein Gott. – Von hinten sehe ich dich. – Ich habe dich gesehen, dich, den ewigen Gott. – Und ich habe deine schützende Hand gespürt – durch und durch. Ich danke dir, mein großer, barmherziger Gott.

Jetzt gehe ich zu meinem Volk. Ich will ihm von Gottes Güte erzählen. Ich will für mein Volk einstehen vor Gott. Und für Gott einstehen vor dem Volk. Mit Gottes Hilfe kann ich das. Ja, mit Gottes Hilfe kann ich das.

(Schritte entfernen sich.)

Der besondere Tipp

Die große Bibel-Erzähltasche

Alles, was zum anschaulichen Erzählen in Kindergottesdienst, Gruppenarbeit, bei Bibeltagen … gebraucht wird, ist in dieser Filztasche vereint und griffbereit.

Die Tasche enthält über 100 Teile aus Holz, Filz, Draht, Ton und Baumwolle sowie das Anleitungsbuch »Biblische Geschichten mit Legemate-
rial erzählen«, das viele Schritt-für-Schritt-Fotos enthält. Die Materialien sind für Spielfiguren zw. 12 und 15 cm Höhe ausgerichtet und unter »junge-gemeinde.de, S9012«, aufgelistet.

€ 178,00; Best.-Nr. S9012

www.junge-gemeinde.de

Erzählung für Jüngere

Für diese Geschichte vorher aus Papier eine große Männerfigur und eine noch größere Hand ausschneiden. Die Hand ist so groß, dass sie die Figur komplett abdeckt.

Außerdem werden bunte Steinchen, Schmucksteine oder Bügelperlen benötigt, die mehreckig sind und nicht gut wegrollen können. (Die beiden Letzteren können im Kaleidoskop verarbeitet werden. Siehe hierzu »Kreative Umsetzung der Geschichte«).

(Papiermännchen in die Mitte legen.)

Mose steht auf dem Berg Sinai an einem Felsen. Er ist ganz aufgeregt. Denn Gott will ihm endlich seinen Wunsch erfüllen: Mose darf Gott sehen!

Nicht ganz. Denn das würde der Körper von Mose nicht überleben. Aber Gott wird an Mose vorbeigehen und sich von hinten sehen lassen.

Mose wartet ganz gespannt.

Da hört er Gott kommen!

(Große Hand auf das Männchen legen.) Gott legt seine schützende Hand auf Mose. So kann Mose keinen Schaden nehmen.

Mose fühlt sich geborgen, und ganz nahe bei Gott.

(Das bunte Material auf die Hand verteilen.)

Mose hat in Gottes Nähe ganz viele gute Gefühle: Er freut sich riesig. Er ist glücklich.

Er weiß: »Gott hat mich lieb. Er hat uns alle lieb. Ich bin bei Gott geborgen. Er passt auf mich auf. Er sorgt für mich. Er sorgt für uns alle.«

Mose hört Gott vorübergehen, doch er sieht ihn nicht. Gottes Hand liegt auf ihm.

Dann spürt Mose Gottes Hand nicht mehr.

(Die Papierhand so schnell wegziehen, dass die bunten Perlen auf/bei der Figur liegen bleiben.)

Mose kann jetzt wieder etwas sehen. Und da! Er sieht Gott noch von hinten. Nur ganz kurz. Doch für Mose ist es lange genug.

Mose ist erfüllt von vielen guten, warmen Gefühlen. Er ist erfüllt und weiß ganz bestimmt: »Gott ist mit mir. Mit mir und dem ganzen Volk Israel.«

Karl-Hein Luz

Erzählung für Ältere und für Jüngere

III. Erzählung

Die Geschichte ist als Hörspiel im Monolog angelegt. Sie kann mit Geräuscheffekten ausgestaltet werden (siehe hierzu bei der ganzen Reihe). Die Kinder können die Augen schließen (oder sich einem Bild zuwenden), während in ihrem Rücken die Handlung hörbar wird.

Jakob erzählt:

Jakobs schaut zurück

Es ist tiefe Nacht. Und ich kann einfach nicht schlafen. Und wenn ich schlafe, werde ich durch Albträume aus dem Schlaf gerissen. Immer wieder träume ich davon, wie ich meinen Bruder betrogen habe. Vor so vielen Jahren. Wie er zornig nach mir schreit. Zorn und gleichzeitig Trauer in seiner Stimme: »Jakob! Du Betrüger! Das wirst du mir büßen! Das zahl ich dir heim!« So höre ich ihn in jedem Traum. Immer, wenn ich einschlafe.

Und morgen werde ich meinen Bruder wiedertreffen. Nach einer so langen Zeit. Sind es 20 Jahre? Ich habe schon lange aufgehört, die Jahre zu zählen.

Ganz allein bin ich damals geflüchtet. Und nun kehre ich zurück. Mit Frauen und Knechten und Mägden und mit meinen elf Söhnen. Niemand von ihnen ahnt, was uns bevorsteht!

Ob mein Bruder Esau mir noch böse ist? Ich hoffe, er vergibt mir. Ich habe ihm schon extra wertvolle Geschenke vorausgeschickt.

Noch immer ist es tiefe Nacht. Die anderen schlafen alle. Ob ich mich auch noch einmal hinlege? Nein, dann habe ich sowieso wieder nur einen Albtraum. Und außerdem bin ich viel zu aufgeregt.

Viele Tage sind wir schon unterwegs, seit wir meinen Schwiegervater verlassen haben. Ich bin müde von der anstrengenden Reise. Eigentlich müsste ich tief und fest schlafen. Aber ich kann nicht. Zu sehr beschäftigt mich, dass ich morgen meinem Bruder wieder begegne …

Jakobs Plan

Die Nacht ist still. Ich höre nur den Jabbok-Fluss in der Nähe rauschen. Dort hinten ist die flache Stelle. Da werde ich mit meiner Familie und dem Vieh und den Knechten und Mägden hindurch auf die andere Seite des Flusses gehen. Morgen.

Weshalb eigentlich erst morgen? Die Nacht ist mild … Ja! Ich gehe jetzt schon hinüber, im Schutz der Nacht. Mit meiner Familie, und allem, was zu mir gehört.

Rahel! Lea! Wacht auf! Weckt die Kinder! Wir werden jetzt schon durch den Jabbok ziehen! – Ja, jetzt, in der Nacht! Weckt auch die Mägde und Knechte!

Die Knechte bringen das Vieh hinüber.

Lea und Rahel, ihr führt dann mit den Mägden die Kinder hinüber. – Ja, ich habe die Tiefe des Flusses schon geprüft. Die können da locker durchwaten. Die schaffen das.

Was? Das Vieh ist schon drüben? Gut. Dann ihr, Lea und Rahel. Ich komme gleich nach.

Jakobs Kampf im Fluss

Jetzt bin ich schon in der Mitte des Flusses. – Huch! – Wer bist du? Hast du mich erschreckt! Ich sehe dich nur ungenau, es ist zu dunkel. Gehörst du zu Esau? – Warum sagst du nichts? Du versperrst mir den Weg! Was willst du? Lass mich vorbei!

(Seufzer.) Muss ich wieder abhauen? Wie damals? Nein! Meine Familie ist schon am anderen Ufer. Ich muss und will nach drüben! – Du lässt mich nicht? (Dumpfer Schlag ist zu hören.) Du stößt mich zurück? Na warte! Ich weiß mich zu wehren. (Die folgenden Sätze der Kampfszene werden durch Ächzen und heftiges Atmen, mit »…« angezeigt, durchzogen.)

Nimm das! – Und das! Du packst …) mich? Versuchst mich ins … Wasser zu drücken? Das wird dir nicht gelingen! – Nicht mit mir! Ich kann kämpfen! – Schon oft musste ich mein Vieh … gegen wilde Tiere verteidigen. – Du meinst ich werde müde? Nein, ich kann die ganze Nacht kämpfen. – Du bist stark und geschickt im Kampf. Das muss ich zugeben. Dennoch: Ich gebe nicht auf … Ich habe dich im Schwitzkasten. So … gibst du auf?

Aua!!! Meine Hüfte! Du hast meine Hüfte ausgerenkt! Das tut weh! Doch ich gebe nicht auf. Ich halte dich ganz fest im Schwitzkasten. Wer … auch immer du bist. Ich lasse dich nicht los … ich halte dich fest …

Jetzt dämmert es, der Morgen bricht an.

(Mit einer anderen Stimme und mithilfe eines Kissens dumpf und unverständlich etwas sagen.)

Was sagst du? Ich soll dich … loslassen? Nein, ich kämpfe schon die halbe Nacht mit dir und merke: Du bist … kein gewöhnlicher Mensch. Bist du überhaupt ein Mensch? Nein, ich lasse dich nicht. Zuerst segne mich! …

Jakobs neuer Name

Wie ich heiße, willst du wissen? Jakob, Sohn des Isaak.

(Das wilde Kämpfen hört auf. Wieder unverständlich in Kissen sprechen.)

Was sagst du? Ich soll nicht mehr Jakob heißen? Ich soll jetzt Israel heißen? Wieso?

(Wieder unverständlich in Kissen sprechen.)

Was? Weil ich mit Gott und mit Menschen gekämpft und gewonnen habe?

Naja, morgen begegne ich meinem Bruder. Und ich fühle mich überhaupt nicht stark. Und wie heißt du? Sag mir deinen Namen!

(Wieder unverständlich in Kissen sprechen.)

Stimmt, ich muss deinen Namen nicht wissen. Ich merke auch so: Du bist ein ganz besonderes Wesen. Oh, und jetzt segnest du mich tatsächlich! – Amen. Dankeschön. – Jetzt bist du weg. Und die Meinen warten sicher schon auf mich. Aua, meine Hüfte hat’s wirklich erwischt. Na, dann hinke ich halt den Rest des Weges.

Rahel! Hast du das gesehen? Mir hat sich jemand in den Weg gestellt. – Nein! Ich habe nicht geträumt! (Feierlich.) Ich will diesen Ort Pnuël nennen. Denn ich habe hier Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen und überlebt. Ich fühle mich dermaßen ausgefüllt mit Segen.

Jetzt bin ich bereit, meinem Bruder Esau zu begegnen!

(Geräusche einer ziehenden Karawane werden immer leiser und verstummen dann.)

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